Grundschüler und die Geschichte der Kohle

Ardacan präsentierte sich stilecht im Bergmannslook. Helm, Hemd, Arschleder und Grubenlampe hatten die Lehrerinnen aus ihrem Bekanntenkreis zusammen geliehen. Foto: Gerd Kaemper
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  • Ardacan präsentierte sich stilecht im Bergmannslook. Helm, Hemd, Arschleder und Grubenlampe hatten die Lehrerinnen aus ihrem Bekanntenkreis zusammen geliehen. Foto: Gerd Kaemper
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Auf Zeche Consol wird heute Theater gespielt und es gibt den Consolpark mit vielen Freizeitmöglichkeiten. Die Zeche Wilhelmine-Viktoria beherbergt die Kaue und hier gibt es Comedy, Kabarett und mehr. In der Zeche Nordstern ist eine Wohnungsgesellschaft eingezogen und der Nordsternpark bietet viel Grün. Aber wie sah es früher dort aus? Was haben die Bergmänner dort gemacht? Warum hatte Gelsenkirchen so viele Zechen? Diesen Fragen gingen die Klassen 4B und 4C der Glückaufschule in Ückendorf nach

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Von MUS-E zu Kultur und Schule

Die Glückaufschule an der Stephanstraße mit ihrer Dependance an der Parkstraße war lange Jahre MUS-E Schule und die Schüler kamen in den Genuss, dass Kunstschaffende sie über mehrere Jahre im Regelunterricht besuchten und ihnen verschiedene Kunstformen nahe brachten. Das MUS-E Projekt gibt es nicht mehr, aber Künstler Heiner Szamida ist der Schule treu geblieben.
Heiner Szamida ist freischaffender Künstler, hat sich auf Bildhauerei und Objekte spezialisiert und lebt in der Künstlersiedlung Halfmannshof, also im gleichen Quartier wie die Kinder, die die Glückaufschule besuchen.

Gefördert durch "Kultur und Schule"

Dank des Landesprogramm NRW „Kultur und Schule“ konnte er nun an der Gemeinschaftsgrundschule das Projekt „Einst hatte Gelsenkirchen eine Menge Kohle“ umsetzen. Ein Jahr lang besuchte er dazu wöchentlich die beiden vierten Klassen und machte sie mit der Bergbaugeschichte ihrer Heimatstadt vertraut.
„Wir haben zum Beispiel die Zeche Knirps auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Hannover in Bochum besucht, die der LWL betreibt. Dort erfuhren die Kinder vieles über Zechen, Bergleute und deren Arbeit. Sie durften auch mal selbst einen richtigen Vorschlaghammer in die Hand nehmen, um festzustellen wie schwer die Arbeit der Bergmänner war“, schildert Szamida, der ein ganzheitliches Konzept mit den Kindern verfolgte.
Eine weitere Exkursion führte die Klassen zur Halde Rheinelbe, wo die Schüler Kohlestücke suchten. Diese brauchten sie für ihr Kunstprojekt, einen Bergbaustollen, in dem ihre Bergleute arbeiten. „Die Kohle musste von ihnen zerschlagen werden bis nur noch kleine Einheiten übrig blieben, die nun den Boden unseres Stollens bilden“, erklärt der Künstler.

Figuren zeigen Tätigkeiten unter Tage

Die Figuren der Bergleute entwickelten die Kinder durch Gespräche, in denen sie festlegten, welche Tätigkeiten dargestellt werden sollen. Dabei durften auch die Grubenpferde nicht fehlen, von denen sie auf Zeche Knirps erfahren hatten.
Mit Hilfe von Draht werkelten die Kinder die grobe Statur ihrer Figuren ehe es an eine aufwendige, aber auch spannende Aufgabe ging. Sie hatten alle zu Hause Eierkartons gesammelt, die im ersten Schritt gewässert wurden, anschließend ging es ihnen mit einem Mixer an die Form und als alles nur noch eine Matsche war, kam Kleister hinzu, damit die Pappmaché auch an den Drahtfiguren hält. Im letzten Schritt erhielten die Figuren Farbe und auch Gesichter.

Holzarbeiten undTextilfärben

Den Stollen bauten die Schüler ebenfalls selbst, in dem sie Holz sägten, feilten, bemalten und schließlich miteinander verbanden bis es zu einem Stützstollen wurde. Und weil es unter Tage immer dunkel war, allein schon durch die schwarze Kohle, wurde Leinwand schwarz eingefärbt, die die Decke und Rückwand des Modells bilden.
Das Kunstwerk ist noch bis zum 4. Juli im Pavillon 8 des Wissenschaftsparks an der Munscheidstraße zu bewundern. Was danach mit ihm passiert, steht noch nicht fest. Heiner Szamida hofft aber, dass die Schule angesichts ihrer Modernisierung eine Möglichkeit finden wird, das Modell dauerhaft zugänglich zu machen.

Neues Schuljahr -Neues Projekt

Für das nächste Schuljahr, wenn die aktuellen Viertklässer ihre Glückaufschule bereits verlassen haben werden, steht schon das nächste Projekt mit Heiner Szamida in der Warteschleife: Die Schüler sollen Ideen entwickeln wie ihre Schule nach der Neukonzeption aussehen soll. „Das dürfte spannend werden, denn dabei treffen die Ideen der Kinder auf die der Architekten. Sollten die Ideen der Schüler aber durchführbar und bezahlbar sein, sollen möglichst viele davon tatsächlich in die Modernisierung einfließen“, freut sich der Künstler.

Zusammenführen, was zusammen gehört

Die Lehrerinnen Gabriela Witte von der 4b und Ingrid Lecher von der 4c werden auch dieses spannende Projekt miterleben und freuen sich darüber, dass die Modernisierungsmaßnahme durch eine Förderung der Montagstiftung möglich wird. Diese Maßnahme ermöglicht auch, dass alle Schüler der Glückaufschule in einem Gebäude unterrichtet werden können und die Dependance an der Parkstraße in absehbarer Zeit aufgegeben werden kann. Ardacan präsentierte sich stilecht im Bergmannslook. Helm, Hemd, Arschleder und Grubenlampe hatten die Lehrerinnen aus ihrem Bekanntenkreis zusammen geliehen.

Ardacan präsentierte sich stilecht im Bergmannslook. Helm, Hemd, Arschleder und Grubenlampe hatten die Lehrerinnen aus ihrem Bekanntenkreis zusammen geliehen. Foto: Gerd Kaemper
Voller Stolz präsentierten die Klassen 4b und 4c der Glückaufschule ihr Kunstwerk. Besonders erfreut waren die "großen" Schüler als ihre Patenklassen, die 1b und 1c die Ausstellung besuchten und sie ihnen erläutern konnten, wie es sich mit dem Bergbau in Gelsenkirchen einst verhielt. Foto: Gerd Kaemper
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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