Ein Bischof geht in den Knast

Der Bischof (links) wird von NRW-Justizminister Kutschaty (Mitte) und Anstaltsleiter Carsten Heim (rechts) durch die JVA Gelsenkirchen geführt. | Foto: Gerd Kaemper
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Seelsorge ist wichtig für eine erfolgreiche Resozialisierung. Das weiß auch die Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen und lud den obersteren Seelsorger, Bischof Franz-Josef Overbeck aus Essen, zu einem Rundgang ein.

Grau in Grau, soweit das Auge reicht. Gitter vor jedem Fenster und kaum ein Mensch ist zu sehen, außer er trägt blaue Uniform. Hier, in der JVA Gelsenkirchen, sitzen Männer und Frauen ihre Strafen für Delikte jeglicher Art ab. Viele von ihnen sollen wieder für das Leben „da draußen“ fit gemacht werden. Dabei hilft vielen besonders die Seelsorge.

Heute geht es nur um positive Berichterstattung

Um sich von den Arbeitsbedingungen seiner Mitarbeiter und den Lebensbedingungen der Insassen ein Bild zu machen, besuchte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck gemeinsam mit NRW-Justizminister Thomas Kutschaty das Gefängnis. Man wolle sich bei diesem Besuch auf das Positive, das es aus der JVA zu berichten gebe, konzentrieren. Fragen über den letzten geglückten Ausbruch eines Häftlings (wir berichteten) sind unerwünscht.

Der Rundgang beginnt in strahlendem Sonnenschein bei einer Begrüßung im Außenbereich der JVA. Danach darf der Bischof sich ein Musterzimmer ansehen. Einblicke in echte Zellen gibt es nicht. Da die meisten Insassen tagsüber im Gefängnisbetrieb arbeiten, kann sich die Meute aus Gästen und Pressevertretern ungestört durch die Wohnbereiche bewegen.

Vom Musterzimmer in die Vorzeige WG

Durch eine Vorzeige-WG von acht Insassinnen, die kurz vor der Entlassung stehen und hier an das „echte gemeinsame Leben“ gewöhnt werden sollen, geht es in den Innenhof. „Der Sportplatz ist aus Gründen der Verletzungsgefahr momentan nicht benutzbar“, erklärt Carsten Heim, Anstaltsleiter der JVA Gelsenkirchen. Macht nichts, bald soll er erneuert werden. Dann kann auch wieder gebolzt werden.

Einige Häftlinge treffen wir trotzdem an: Sie johlen der bunten Meute auf dem Rasen zu, während die Kolonne aus Kameras und Schreibblöcken artig den Bischof und Minister umzirkelt. In der Turnhalle kommt es dann zu einem ersten Kontakt zwischen Bischof und Strafgefangenen: Eine Handvoll junger Frauen sitzt ruhig auf der Tribüne und pausiert ihre Aktivität für den Pressetermin. Freundliche Worte werden ausgetauscht. Es geht weiter.

Seelsorge ist einzigartige Dienstleistung in der JVA

Im eigentlichen Ziel des Rundganges, der Gefängniskirche, wird etwas länger verweilt. Der Bischof begutachtet den Altar, die Gebetsbücher und das Weihwasserbecken. Alles solide, aber spartanisch. Hier ergibt sich auch ein Gespräch mit den Mitarbeitern vor Ort: „Die Seelsorge ist absolut vertraulich. Das macht sie zu einer einzigartigen Dienstleistung hier im Gefängnis. Was wir mit den Gefangenen bereden, bleibt unter uns“, erklärt die katholische Seelsorgerin Susanne Deitert. Ab und zu ergeben sich auch Gruppengespräche mit Insassen. „Zur Zeit betreue ich eine Gruppe mit einer Sozialarbeiterin, in der wir soziales Training anbieten“, berichtet Deitert.

Jeder Häftling ist zur Seelsorge willkommen, es werden auch keine religiösen Grenzen gezogen. „In manchen Glaubensrichtungen gibt es die Seelsorge in diesem Sinne nicht. Viele Andersgläubige stört das aber nicht, sie kommen trotzdem zu uns“, bestätigt Deitert. Bei den Gottesdiensten handele es sich auch oft um interreligiöse; islamische oder jüdische Glaubensvertreter sind immer wieder eingeladen, Gottesdienste abzuhalten und mitzugestalten.

Re-Sozialisierung im Fokus

So leistet die Seelsorge einen wichtigen Beitrag zur Re-Sozialisierung vieler Häftlinge. Denn wie Minister Kutschaty zu Beginn des Besuches ganz richtig erwähnte: „Irgendwann sind diese Menschen wieder unsere Nachbarn oder Kollegen.“

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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