Ein Sommerfest für Flüchtlingskinder...oder wie ein Projekt zu einem Symbol wurde....

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Nachdem wir am Freitag bis 22.00 Uhr die Eventstationen auf Hof Holz aufgebaut haben, sind wir völlig durchgeregnet und angesichts der Wetterprognosen ein wenig mutlos für den vor uns liegenden Samstag, dem Tag des Flüchtlingsfestes. Wir das sind 30 Helfer aus unserem Vorbereitungsstab die ab 15.00 Uhr vor Ort waren um alles aufzubauen. Aber es kommt alles ganz anders.
Samstag morgen 8.30 Uhr wir sind wieder alle auf Hof Holz und es regnet nicht.
Wir beginnen zu dekorieren. Unsere Gruppenbetreuer fahren zu den 6 Unterkünften um die Kinder abzuholen. Vornweg "Randalf" der Zauberer. Die Bogstra ist mehr als pünktlich und der Bus welcher 4 Touren fahren muß bringt uns die erste Gruppe Kinder bereits um 10.15 Uhr. Wir stecken noch mitten in der Arbeit und ich werde nervös. Dann geht es Schlag auf Schlag, mit heulenden Polizeisirenen kommt ein US Police-Car,
ein Krad und ein Polizei-Bully auf das Gelände gefahren. Wir bringen sie zu ihrem Stellplatz. Die Station: " Ein Polizist zum anfassen " ist da und sofort umlagert. Schalke 04 kommt mit der Hüpfburg, SV Horst-Emscher 08 kommt mit Popcorn, der Löschzug der Feuerwehr trifft ein, ein RTW zum reinkrabbeln fährt mit 2 Sanitätern vor, das Glücksrad verlangt nach Preisen, denn die Kinder drehen wie verrückt, an der Schminkstation sind sie bei Warte - Nummer 18 und 4 Plätze sind besetzt. Gelsensport beginnt mit dem Dosen-werfen und verlangt nach Schokoladentafeln als Preise. Die Tafel e.V. baut ihren Wagen auf und bringt 3 Kisten Kinderspielzeug mit. Ich komme nicht mehr zum Luft holen, weil jeder etwas braucht, oder etwas will und das Fest beginnt zu laufen. Unseren fleißigen Bratwurst-Bratern glühen die Zangen und die 30 Kuchen sind nach nicht mal einer Stunde aufgefuttert. Der Schalker Erwin das Maskottchen von S04 ist ein Team mit unserem Clown und Randalf dem Zauberer. Das Hof-Holz Team schenkt die von der Stauder-Brauerei gesponserten Getränke aus. Gelsenkirchener Familien mit Ihren Kindern treffen ein und mischen sich unter die Gäste. Wir haben 147 Kinder aus unseren Häusern und 58 Erwachsene zu Gast. Bei 268 Personen höre ich auf zu zählen, denn es kommen immer mehr. Mir wird Angst und Bange ob unsere Vorräte reichen. Die Presse kommt und Radio Emscher-Lippe mischt sich unter die Kinder. Es läuft, jeder ist an seinem zugedachten Platz und ich schaue nur noch in strahlende geschminkte Kindergesichter.
13.00 Uhr unser Ehrengast Clemens Tönnies kommt und unsere
1. Bürgermeisterin Frau Rudowitz ist i.V. für unseren OB da. Wir nehmen ihn gemeinsam in Empfang und begleiten Ihn unter Blitzlichtgewitter bei einem Rundgang. Er ist beeindruckt. Ich bin es auch, so hatte ich mir einen Herrn Tönnies den ich nur aus dem TV kenne nicht vorgestellt, völlig locker, ohne Anzug ohne Krawatte, da komme ich mir richtig spießig vor mit meinem blauen Sonntagsanzug. Egal, er hat uns 15 Kinderzimmereinrichtungen mitgebracht, wovon wir eines auf der Bühne aufgebaut haben welches er nun unter großem Jubel der Kinder an Frau Rudowitz übergibt. Plötzlich sind die Kids nicht mehr zu halten, stürmen die Bühne und wir sind eingebettet in eine Traube von Kindern. 3 sitzen auf Tönnies Schoß und 2 hält er im Arm. Ich habe die Situation nicht mehr unter Kontrolle. Die Dolmetscher übersetzen das wir noch 14 von den Zimmern haben. Das Geschrei wird immer größer. Herr Tönnies lacht, es stört ihn nicht das er umlagert ist und kaum noch Luft bekommt. Meine Alarm-Anzeige geht langsam von rot auf grün zurück. Ich löse ihn aus und wir trinken noch einen Kaffee. Als ich Ihn zum Wagen bringe sagt er:
" Großer Bahnhof Herr Hansen, habt ihr Klasse gemacht und wenn es wieder mal brennt rufen sie mich an " Ich bin stolz, stolz auf unser Team, was sie geleistet haben, was sie möglich gemacht haben mit unseren vielen Sponsoren. Dieses Lob von Herrn Tönnies gehört nicht mir, es gehört Menschen aus unserer Gelsenkirchener Stadtgesellschaft, die es mit Ihrem Einsatz ermöglicht haben ein Zeichen zu setzen für Integration, ein Zeichen gegen Fremdenhass und für gelebte Willkommenskultur.
Der Tag klingt aus und Magic Lauster, der stundenlang die Kids und Erwachsenen mit seiner Musik auf Touren gebracht hat ruft zur großen Abschluss Polonaise. Alle machen mit, der Clown vornweg, die Polizei mittendrin und die Sanis am Schluss mit Randalf dem Zauberer. Die Gruppenbetreuer übernehmen Ihre Kinder, es sind Ihre Kinder geworden, und bringen sie mit dem Bus zurück in die Unterkünfte. Der Bus ist voll mit Taschen voller Süßigkeiten, Plüschtieren und allen was wir zusammengesammelt hatten. Unser Vorratslager ist leer. Genauso sollte es sein.
Ich setze mich ein wenig abseits, lasse die Bilder des Tages noch einmal an mir vorbei laufen ...und ich bin glücklich.
Danke euch allen, das ihr das möglich gemacht habt.
Jürgen Hansen

Autor:

Jürgen Hansen aus Gelsenkirchen

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