„Seht her: Hier sind wir!“

Gerd Temmler (Deutsche Ilco), Karl Dahm (Prostata-SHG), Anita Porwol (SHG Chronische Schmerzen), Diplom-Sozialpädagogin Ute Rosenthal und Heinz Hoven (Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche/Apostelhaus) freuen sich auf den Selbsthilfetag und darauf, dass sie sich dann so bürgernah präsentieren können, wie der Aufsteller im Hans-Sachs-Haus es  nahe legt. Foto: Gerd Kaemper
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  • Gerd Temmler (Deutsche Ilco), Karl Dahm (Prostata-SHG), Anita Porwol (SHG Chronische Schmerzen), Diplom-Sozialpädagogin Ute Rosenthal und Heinz Hoven (Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche/Apostelhaus) freuen sich auf den Selbsthilfetag und darauf, dass sie sich dann so bürgernah präsentieren können, wie der Aufsteller im Hans-Sachs-Haus es nahe legt. Foto: Gerd Kaemper
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Die Arbeitsgemeinschaft Gelsenkirchener Selbsthilfegruppen plant gemeinsam mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle einen Aktionstag, der am 3. September im Hans-Sachs-Haus stattfinden soll. Dabei stellen die in Gelsenkirchen aktiven Selbsthilfegruppen sich und ihre Arbeit vor und machen Betroffenen Mut, sich ihnen anzuschließen.

Arbeitsgemeinschaft Gelsenkirchener Selbsthilfegruppen

Es gibt in Gelsenkirchen rund 140 Selbsthilfegruppen von denen sich 15 bis 20 regelmäßig bei den Treffen der Arbeitsgemeinschaft Gelsenkirchener Selbsthilfegruppen einfinden. Dabei geht es vorrangig um den Austausch untereinander, aber auch den mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle.
Karl Dahm von der Prostata-Selbsthilfe Gelsenkirchen erklärt was man sich von dem Selbsthilfetag erhofft: „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass es uns gibt und so Betroffenen den Weg ebnen, zu uns zu kommen.“ Denn die Selbsthilfegruppen sehen sich als Erweiterung der medizinischen Betreuung.
„Natürlich ist mit der Vorbereitung dieses Tages auch viel Arbeit verbunden, aber das Ganze macht auch Spaß und bedeutet einen Gewinn für unsere Gruppen“, freut sich Anita Porwol von der SHG Chronischer Schmerz.
Gerd Temmler von der Deutschen Ilco, der Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs, sieht den Selbsthilfetag als eine Chance der Selbstdarstellung der Gruppen: „Wir können auf diesem Weg auch Tabus aufbrechen!“
Aus Sicht der Sucht-Selbsthilfe betrachtet weiß Heinz Hoven vom Blauen Kreuz in der Evangelischen Kirche auch, dass es wichtig ist, die Angehörigen mit einzubinden in die Selbsthilfe. „Der Betroffene lernt in der Therapie den Umgang mit der Sucht, die Angehörigen bleiben aber auf der Stelle stehen. Dabei leiden sie genauso sehr wie der Betroffene und das ist nicht nur im Falle der Sucht so“, erklärt Hoven. Seine Frau engagiert sich inzwischen in der AhA-Gruppe: Angehörige helfen Angehörigen.
Die Vorbereitungen in der Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen läuft bereits auf Hochtouren für den Selbsthilfetag. Aus Sicht der Betroffenen und Akteure soll er den Gelsenkirchenern eine Übersicht darüber bieten, welche Selbsthilfegruppen es in der Stadt gibt und wie man Kontakt zu ihnen aufnehmen kann. Darum wird es zwar auch ein Begleitprogramm für die ganze Familie geben, allein schon damit Kinder beschäftigt sind, während die Eltern sich informieren, aber der Fokus richtet sich auf die Informationsstände der verschiedenen Gruppen.
Die Diplom-Sozialpädagogin Ute Rosenthal und ihre Kollegin Christa Augustin-Sayin von der Selbsthilfe-Kontaktstelle begleiten die Vorbereitungen und wünschen sich, dass das große Engagement der Menschen in den Gruppen an diesem Tag sichtbar wird. „Wir haben bewusst einen Samstag als Termin gewählt, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Und wir hoffen auch, dass wir das gerade hier im Hans-Sachs-Haus schaffen, denn abgesehen vom Bistro, das samstags gut besucht ist, liegt das Hans-Sachs-Haus mitten in der Stadt“, schildert Ute Rosenthal.

Bisher 38 beteiligte Selbsthilfegruppen

Bisher haben sich 38 Selbsthilfegruppen zu dem Aktionstag angemeldet, aber es könnten noch viele mehr werden. Positiv ist auch, dass sich darunter verschiedene muttersprachliche Gruppen befinden, wie etwa türkisch-, polnisch- oder russischsprachige. „Die oft sehr emotionalen Themen müssen in der Muttersprache besprochen und ausgesprochen werden“, weiß Ute Rosenthal. Darum wird gerade das Projekt Selbsthilfe und Migration neu aufgelegt und es entsteht derzeit ein aktueller Flyer dazu.
Heinz Hoven hat für die Blaue Kreuz-Selbsthilfegruppe im Apostelhaus in Buer bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus den genannten Gründen auch Broschüren in verschiedenen Sprachen angefordert, denn auch die Suchtselbsthilfe erfährt immer häufiger Zuspruch von Menschen mit anderen Wurzeln. Darüber hinaus ist die Gruppe sehr aktiv und veranstaltet Fahrradtouren, Grillabende, Ausflüge und Seminare.
Die Prostata-SHG ist die zahlenmäßig wohl größte Selbsthilfegruppe in der Stadt, denn sie zählt 198 Mitglieder und blickt bei ihren Veranstaltungen regelmäßig auf 60 bis 80 Aktive. Stolz schildert Karl Dahm: „Wir sind die Mitgliederstärkste Protasta-Selbsthilfegruppe in NRW und die zweit-stärkste bundesweit.“
Aber es kommt nicht immer auf die Größe an, ganz im Gegenteil ist diese bei Gruppen im psychischen Bereich sogar eher hinderlich. Darum verwundert es nicht, wenn Anita Porwol über ihre Gruppe sagt: „Wir haben 25 Mitglieder in Gelsenkirchen und bei uns geht es vor allem um den Austausch. Da geht es um den Umgang mit dem Schmerz und Themen, die der Alltag mit sich bringt. So bunt wie das Leben ist, so bunt ist die Thematik in unserer Gruppe.“
Als „Patienten mit Erfahrungswerten“ bezeichnet Gerd Temmler die Selbsthilfegruppen, wobei die Deutsche Ilco ihren Mitgliedern auch Fortbildungen ermöglicht und durch ihre Größe auch durchaus etwas bewegen kann im Gesundheitssystem.

Selbsthilfegruppen sind oft die Profis

„Wir sind die Profis, wenn es darum geht zu erklären wie man eine Sucht bewältigt“, weiß Heinz Hoven aus Erfahrung. Darum rät er Betroffenen, sich montags um 20 Uhr im Elisabeth-Krankenhaus, Cranger Straße 226, einzufinden. Dort steht immer eine der Blau Kreuz-Gruppen als Ansprechpartner zur Verfügung.
Die Selbsthilfegruppen in Gelsenkirchen scheinen gut aufgestellt für den 1. Gelsenkirchener Selbsthilfetag und Betroffene sollten die Gelegenheit nutzen, Kontakt aufzunehmen oder einfach mal vorbeizuschauen, Infomaterial mitzunehmen und vielleicht zu einer der Gruppe hinzuzustoßen. Also schon mal im Kalender vormerken: Samstag, 3. September, 10 bis 15 Uhr im Hans-Sachs-Haus.

Gerd Temmler (Deutsche Ilco), Karl Dahm (Prostata-SHG), Anita Porwol (SHG Chronische Schmerzen), Diplom-Sozialpädagogin Ute Rosenthal und Heinz Hoven (Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche/Apostelhaus) freuen sich auf den Selbsthilfetag und darauf, dass sie sich dann so bürgernah präsentieren können, wie der Aufsteller im Hans-Sachs-Haus es  nahe legt. Foto: Gerd Kaemper
„Jeder kann sich nach seinen Möglichkeiten einbringen. Das ist Selbsthilfe“, sagt Anita Porwol von der SHG Chronische Schmerzen. Foto: Gerd Kaemper
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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