Alexander Jobst: Über Katar und Florida nach Asien

Im Gespräch mit dem Stadtspiegel Gelsenkirchen erklärte Alexander Jobst unter anderem das Aus vom Schalke-Cup und der geplatzten Asien-Reise. | Foto: Kurt Gritzan
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Nach der vergangenen Saison bekamen nicht nur die Schalke-Spieler viel Kritik für das sportliche Abschneiden. Auch Alexander Jobst, Marketing-Vorstand des S04, musste sich von Partner-Sponsoren unschöne Beschimpfungen anhören. „Das will man nicht noch einmal erleben“, sagt Jobst im Interview mit dem Stadtspiegel Gelsenkirchen.

Stadtspiegel: Nur 20.000 Zuschauer waren an jeweils beiden Spieltagen in der Arena, zudem wurde der S04 beim eigenen Turnier Letzter. War der Schalke-Cup vor einem Jahr ein Flop, Herr Jobst?
Alexander Jobst: Das war er ganz und gar nicht. Vornehmlich wirtschaftlich, aber auch in der internationalen TV-Distribution war das Turnier für uns ein voller Erfolg. Natürlich hatten wir uns mehr Zuschauer erhofft. Aber das war nicht der Grund, warum der Schalke-Cup nicht fortgesetzt wurde.

Sondern?
Die Vermarktungsagentur Kentaro, mit der wir zusammengearbeitet haben, gibt es in dieser Form nicht mehr. Sie hat mittlerweile Insolvenz angemeldet. Wir hatten ein längeres Turnierformat ins Auge gefasst. Dass es nicht geklappt hat, lag nicht in unserer Hand, sondern in der des Vermarkters.

Sie haben mal gesagt, dass Sie etwas Zeit gebraucht haben, um Schalke zu verstehen. Jetzt sind Sie vier Jahre beim S04. War es dennoch eine neue Erfahrung, als Sie sich nach dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison den aufgebrachten Fans vor dem Haupteingang gestellt haben?
Das war ein extremer Tag. Für alle Verantwortlichen! Für mich war es ganz wichtig, den Dialog zu suchen. Auch den Entscheidungsträgern im Verein hat es überhaupt nicht gefallen, wie die Mannschaft sich präsentiert hat. Daher konnte ich persönlich den Unmut der Fans nachvollziehen, so lange er sachlich ist und nicht persönlich wird. Es war ein Erlebnis für mich beim FC Schalke 04, das man in dieser Form nicht oft erleben möchte. Wichtig ist, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und in Zukunft wieder frohgelaunt die Veltins-Arena erleben zu können.

Seit Ihrem Amtsantritt haben Sie die Marketingeinnahmen um über 35 Prozent steigern können. Werden diese nach der vergangenen Saison weniger?
Wir planen immer einen langfristigen Vermarktungsweg. Wenn es also mal eine sportlich weniger erfolgreiche Saison gibt, bedeutet das nicht, dass wir signifikante Rückgänge zu verzeichnen haben. Im Gegenteil. Sie werden sogar steigen, weil wir wichtige Verträge für 2015/2016 bereits abgeschlossen haben. Im Merchandising konnten wir in der vergangenen Saison zwar nicht zulegen, die Einnahmen aber auf konstant hohem Niveau halten. Mit einer erfolgreicheren Saison versprechen wir uns daher auch in diesem Bereich eine Steigerung.

Im Zusammenhang mit der geplatzten Asien-Reise hatten Sie unter anderem damals gesagt, dass die Absage von möglichen Gegnern, die fehlende Garantie einer landesweiten TV-Übertragung sowie fehlendes Vertrauen zu der Agentur, die die Reise geplant hat, dafür verantwortlich waren. Hat Schalke in der Planung Fehler gemacht?
Von Vereins-Seite aus können wir nicht davon sprechen, Fehler gemacht zu haben. Der Grund liegt einzig und allein darin, dass wir erst sehr spät Sicherheit im sportlichen Bereich hatten, ob wir noch die Europa League-Qualifikation spielen müssen oder nicht. Und wenn Sie in einem Markt wie dem chinesischen so eine Reise planen, ist es unabdingbar, sich mit dem dortigen Staatsfernsehen abzustimmen, das eine Art Monopolstellung hat und daher entscheidet, was gesendet wird und was nicht. Zum Zeitpunkt X konnte das chinesische Staatsfernsehen uns nicht mehr den TV-Slot garantieren, den wir für die Übertragung unserer Spiele schlichtweg brauchten. Mit unserem chinesischen Partner „Hisense“ haben wir die Planung für eine zukünftige Reise schon aufgenommen.

Haben Sie neidisch zum BVB geschaut, der einen erfolgreichen Asien-Trip hingelegt hat und um den es zu dieser Zeit einen riesigen Hype gab?
Natürlich verfolgt man, was die Mitbewerber tun. Die Reisen anderer Clubs zeigen die Popularität der Bundesliga in solchen Ländern. Ich vermag aber nicht zu beurteilen, wie erfolgreich die Reise des BVB war. Wir arbeiten an unserer eigenen Internationalisierung für den FC Schalke 04.

Nach vier Jahren Wintertrainingslager in der Aspire Academy in Doha (Katar) hat Schalke den dortigen Vertrag der Zusammenarbeit nicht verlängert. Warum?
Das war keine Entscheidung gegen die Aspire Academy, sondern eine Entscheidung im Hinblick auf unserer Internationalisierungsstrategie. Bei der haben wir in den nächsten drei bis fünf Jahren zwei klare Zielmärkte: Zum einen den in den USA und zum anderen China. Nach vier Jahren tut ein neues Umfeld dem Team auch gut. In Katar haben wir hervorragende Bedingungen vorgefunden und die Aspire Academy wollte den Vertrag mit uns auch verlängern. Wir haben uns sowohl aus sportlicher als auch aus wirtschaftlichen Ambitionen für eine Veränderung entschieden.

Stattdessen geht es ab kommenden Januar nach Florida, wo der S04 unter anderem am Florida-Cup teilnimmt, bei dem neben Corinthians Sao Paulo und Fluminense Rio de Janeiro auch Bayer Leverkusen teilnimmt.
Den exakten Zeitraum werden wir bald veröffentlichen. Wir werden in der ersten Januar-Woche dorthin reisen und zehn Tage bleiben. Florida passt wunderbar zu unseren Plänen und das nicht nur sportlich, sondern auch unter Marketing-Gesichtspunkten. Wir haben Wert daraufgelegt, dass Hotel, Trainingsplatz und Stadion,in dem unsere Spiele stattfinden, nah beieinander liegen. Ob wir in den nächsten Jahren öfter dorthin fliegen werden, wird sich zeigen, wie gut dort alles klappt.

Eine weitere Neuerung kann es geben, wenn die Deutsche Fußball Liga (DFL) ihre Überlegungen, die Spieltage weiter zu entzerren, durchsetzt.
Man muss dazu sagen, dass es unabdingbar ist, die Bundesliga weiter zu internationalisieren, wenn ein großer Verein wie der FC Schalke 04 auch in den kommenden Jahren international erfolgreich sein möchte. Das funktioniert nur mit großen TV-Verträgen in der Verantwortung der DFL. Die Entzerrung des Spieltages ist aber ein Begriff, der mir zu weit gefasst ist. Es geht schlicht und einfach um fünf bis zehn Spiele, die montags stattfinden sollen und die Europa League-Teilnehmer betrifft. Daher ist es aus sportlicher Sicht sogar ein Vorteil, weil nach Donnerstags-Spielen ein Tag mehr Erholungszeit ist. Wir sind daher den Überlegungen gegenüber positiv eingestellt. Was in der Bundesliga nicht passieren wird, sind Verhältnisse wie in Spanien oder anderen Ländern, wo es so viele verschiedene Anstoßzeiten gibt, dass man sie gar nicht mehr aufzählen kann. Hauptspieltag für die Bundesliga bleibt der Samstag um 15.30 Uhr.

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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