Weit entfernt von der Rettungsroutine

Mit einfachen Mitteln könnten tausende Menschen gerettet werden - wenn die
Bevölkerung besser über Erste Hilfe Bescheid wüsste.

Warum hat sich die Gesellschaft für deutsche Sprache in diesem Jahr ausgerechnet für das Wort "Rettungsroutine" entschieden? Mit Erster Hilfe für Menschen in akuten medizinischen Notlagen hat das leider nichs zu tun. Was, wenn das Herz beim Bummel über den Weihnachtsmarkt plötzlich aufhört zu schlagen? Wenn das Auto auf Glatteis in den Gegenverkehr schleudert? Oder die Leiter beim Christbaumschmücken umfällt?

Wer auf Erste Hilfe angewiesen ist, kann nur hoffen, dass gerade der Richtige vorbeikommt - derjenige, der weiß, wie man eine Blutung stoppt, wie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniert oder nicht vergessen hat, was eine stabile Seitenlage ist. Denn nur ein kleiner Teil der Bevölkerung ist fähig und auch bereit, Erste Hilfe zu leisten. "Von einer Rettungsroutine sind wir hier leider weit enternt", weiß Malteser-Ausbilder Stefan Timmermann. "Nur wenige sind dazu wirklich in der Lage".

Den Maltesern zufolge verfügen derzeit nur etwa fünf Prozent der Deutschen über das nötige Wissen, richtig zu helfen. "Fakt ist, dass für die meisten Deutschen die Erste-Hilfe-Ausbildung eine lästige Pflicht zum Erwerb des Führerscheins ist und danach nur selten das Wissen aufgefrischt wird". Eine Auffrischung wäre aber wichtig und spätestens alle zwei Jahre sinnvoll.

Immer wieder sterben so Menschen, die gerettet werden könnten. Die Gesellschaft für Anästhesiologie hat dem Thema eine große Studie gewidmet. Sie schätzt die Zahl derjenigen, die jährlich einem Herzstillstand wegen fehlender Hilfe zum Opfer fallen, auf 10.000. Der Grund für diese hohe Zahl, so der Ausbildungsexperte weiter, liege in erster Linie darin, dass nur 15 Prozent der Deutschen überhaupt den Versuch unternehmen würden, das Herz wieder zum Schlagen zu bringen, ehe der Rettungsdienst kommt. "Leider oft aus Angst, etwas falsch zu machen". Dabei zähle jede Sekunde. Je länger kein Blut durch den Körper fließe, desto mehr Schaden nehme das Gehirn. Passanten, die beherzt mit der nötigen Rettungsroutine als Ersthelfer tätig würden, könnten die Überlebenschancen eines Betroffenen der Studie zufolge verdoppeln.

Infos und Kursangebote gibt es unter www.malteser-gelsenkirchen.de

Autor:

Jennifer Clayton aus Gelsenkirchen

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