Die meisten Gesamtschüler haben keinen digitalen Lernzugang
Größtenteils offline

Dank der Barbarastiftung konnten im vergangenen Jahr 21 Laptops an die Schule übergeben werden. An vielen Schulen muss wie hier lobenswertes ehrenamtliches Engagement die Versäumnisse der deutschen Digitalisierung ausgleichen. Foto: Weichert
  • Dank der Barbarastiftung konnten im vergangenen Jahr 21 Laptops an die Schule übergeben werden. An vielen Schulen muss wie hier lobenswertes ehrenamtliches Engagement die Versäumnisse der deutschen Digitalisierung ausgleichen. Foto: Weichert
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Die Coronakrise verlangt Lehrern, Schülern und Eltern eine Menge ab. Im Distanzunterricht sollen die Kinder und Jugendlichen idealerweise mit Hilfe des Internets beschult werden, Aufgaben bekommen und in Videokonferenzen mit dem Lehrer kommunizieren können. Dazu wäre aber eine gute digitale Infrastruktur nötig - nicht nur bei den Schulen, sondern auch bei den Familien zuhause. Wie deutlich hier Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, zeigt das Beispiel der größten Gladbecker Schule.

von Oliver Borgwardt

Dass Jörg Weichert Verbesserungspotential in der Digitalisierung sehen würde, ist sehr untertrieben formuliert. Der stellvertretende Direktor der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule hält die derzeitige Situation eher für eine Katastrophe. "In einer groß angelegten Studie mit der Universität Essen/Duisburg wurde im Sommer 2020 ermittelt, wie die wahre digitale Situation um unsere Schüler aussieht. Die Ergebnisse sind erschütternd. 84,1% besitzen keinen PC, 84,6% haben keine Internetverfügbarkeit", betonte Weichert Ende 2020 in einer Mail an den Stadtspiegel. Zahlen, die das Wunschbild vom digitalen Schulalltag so gut wie unmöglich machen. Noch im Januar 2021, also mitten im Lockdown, besaß die Schule gerade mal eine Handvoll Laptops, aber die reichten hinten und vorne nicht aus: Mit 1100 Schülern ist die IDG die größte Lehranstalt in der Region.

Ein Blick in die Studie zeigt deutlich, dass zwar die meisten Schülerinnen und Schüler ein Smartphone besitzen, aber längst nicht jede Familie über einen Laptop oder Computer verfügt. Besonders schlecht sieht es auch mit Scannern oder Druckern aus, mit denen Arbeitsblätter ausgedruckt und die ausgefüllten Blätter wieder digitalisiert werden könnten. Dazu haben die meisten Familien keinen eigenen Internetanschluss, sondern surfen üblicherweise nur mit dem Smartphone im Netz.

Digitaler Unterricht ist so unmöglich

Dass so vernünftiges digitales Arbeiten nicht möglich ist, erklärt sich von selbst. Noch Ende 2020 wollte die Schule wenigstens einige Klassen mit Laptops ausstatten, und suchte händeringend nach Sponsoren. Wenigstens die Forscherklassen sollten jetzt mit Computern ausgestattet werden. "Diese Schüler sollen möglichst später in einen naturwissenschaftlichen Beruf gehen, oder das Abitur bei uns mit dem Schwerpunkt MINT durchführen", so Weichert vor einigen Wochen. "Unser Ziel ist es die zukünftige und die jetzige Forscherklasse mit PCs auszustatten für eine bessere Zukunft der Kinder."

28 Rechner sollten angeschafft werden, dafür wurden 7000 Euro veranschlagt. 21 Laptops hatte die Schule zudem von der Barbarastiftung erhalten, die kranken Schülern zur Verfügung gestellt wurden. Die Schulleitung versprach allen Sponsoren eine besondere Würdigung auf einer Sponsorentafel oder kostenlose Werbung im Schulplaner.

Erst Ende Januar kamen neue Laptops

Inzwischen hat sich die Situation immerhin ein wenig verbessert. Etwas Linderung verschaffte eine Förderung des Landes NRW, in dessen Zuge die Schule Ende Januar 2021 mit 268 Laptops für Lehrer und Schüler ausgestattet wurde - zehn Monate nach Beginn der Pandemie. Monate, deren Lernstoff für viele Schulen im ganzen Land irgendwie aufgeholt werden muss. Dennoch bleibt es ein später Tropfen auf den heißen Stein. Ob jemals alle 1100 Schülerinnen und Schüler am digitalen Unterricht teilnehmen können, erscheint derzeit jedenfalls äußerst fraglich.

Wer der Schule mit einer Spende helfen möchte, kann das über den Förderverein der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule Gladbeck tun. Spendenkonto ist: IBAN DE02 4245 0040 0000 0866 86

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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