Gladbecker Graffiti zeigt Hilfsnummer
Zeich(e)n gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

Der Profi-Sprayer Levin Tomala hat die Rufnummer des Hilftelefons als Graffiti-Motiv auf die Wand des Schürenkamptunnels aufgebracht. Über das nicht alltägliche Motiv freut sich auch die städtische Gleichstellungsbeauftragte Ulla Habelt. Foto: Stadt
  • Der Profi-Sprayer Levin Tomala hat die Rufnummer des Hilftelefons als Graffiti-Motiv auf die Wand des Schürenkamptunnels aufgebracht. Über das nicht alltägliche Motiv freut sich auch die städtische Gleichstellungsbeauftragte Ulla Habelt. Foto: Stadt
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Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie beteiligten sich in Gladbeck Bürgermeisterin Bettina Weist, die Frauenberatungsstelle, die Gleichstellungsbeauftragte sowie das Jugendamt Aktionstag am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.

Unter anderem wurde im Stadtgebiet wieder an verschiedenen Orten wie zum Beispiel dem Rathaus, der Haus der VHS, der Feuer- und Rettungswache als auch Kirchengemeinden "Flagge gezeigt" gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Mit der Fahnenaktion ist seit vielen Jahren die Forderung nach einem gleichberechtigten und selbstbestimmten Leben von Mädchen und Frauen verbunden. Die blaue Fahne "Frei leben – ohne Gewalt" steht dafür, die Gewalt an Frauen aus der Anonymität zu holen und das Ausmaß sichtbar zu machen.

Ursprünglich wurde die Fahnenaktion von der Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ ins Leben gerufen. Am 25. November 2001 ließ sie zum ersten Mal die Fahnen wehen, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Seither wird die Aktion bundesweit weitergetragen.

Jede vierte Frau betroffen

In Deutschland wird statistisch jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt durch ihren Partner und nur wenige Frauen trauen sich, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. „Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter, sie äußert sich als körperliche Misshandlung, Vergewaltigung, Drohung, Demütigung, Erniedrigung, sexuelle Gewalt oder Kontrolle. Sie findet statt im täglichen Leben, Zuhause, am Arbeitsplatz und zunehmend in den sozialen Netzwerken“, so die Gleichstellungsbeauftragte Ulla Habelt.

Bürgermeisterin Bettina Weist dazu: „Am heutigen internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen lautet unser Appell: Nicht wegschauen! Denn: Häusliche Gewalt gegen Frauen kommt auf dieser Welt viel zu häufig vor. Viel zu oft wird darüber hinweg geschaut, das Unrecht totgeschwiegen. Dieses Schweigen müssen wir brechen - gemeinsam. Heute setzen wir uns für andere Frauen ein und zeigen Solidarität. Damit Betroffene den Mut finden können, dagegen aufzustehen. Sie sind nicht allein!“ Gleichzeitig weist die Bürgermeisterin auf die Aktion „Hilfetelefon“ hin: „Wir unterstützen die Aktion #schweigenbrechen und rufen dazu auf, genau hinzusehen“, so Bettina Weist weiter.

Viele Betroffene würden aus Angst und Scham schweigen, sich schuldig fühlen und sich nicht trauen, Hilfe zu suchen. Auch das Umfeld schaue oftmals weg. Um das zu ändern, könnten Betroffene, Angehörige und andere Bürger unter der bundesweiten Rufnummer 08000-116016 sowie über den Online-Dienst unter www.hilfetelefon.de kostenfrei, anonym und vertraulich Beratung und Unterstützung erhalten.

Hilfe per Telefon

Mit der Kampagne „Das Schweigen brechen!“ wird aktuell auf das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ aufmerksam gemacht. Jede und jeder, der die Telefonnummer des Hilfetelefons 08000-116016 kennt und sie weitergibt, zeigt betroffenen Frauen einen Weg aus der Gewalt. Das Hilfetelefon ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr in 15 Sprachen erreichbar. Es gibt darüber hinaus auch eine Online-Beratung. Unter www.hilfetelefon.de können sich Betroffene, aber auch Angehörige, Menschen aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen und Fachkräfte beraten lassen - anonym, kostenlos, barrierefrei.

Denn Gewalt hat viele verschiedene Formen: Häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Stalking, Mobbing, Gewalt ‚im Namen der Ehre‘, Zwangsheirat, digitale Gewalt, Menschenhandel und Genitalverstümmelung gehören dazu. Oft sind die Opfer sexueller oder häuslicher Gewalt sprachlos, können nicht erklären, was ihnen passiert ist. Dazu Saskia Mayer von der Frauenberatungsstelle Gladbeck: „Es gibt keine Worte dafür, was dem Opfer angetan wurde. Deshalb: Schauen Sie hin und helfen Sie den Opfern. Die Frauenberatungsstelle Gladbeck bietet vertraulich und kostenfrei professionelle Hilfe für betroffene Frauen aus Gladbeck an.“

Auch Kinder sind betroffen

Leider sind auch Kinder jeden Alters indirekt oder direkt von häuslicher Gewalt betroffen, wenn sie Gewalt beobachten, hören oder sogar am eigenen Leibe erfahren müssen. Häufig treffen seelische und körperliche Misshandlungen die Kinder direkt. Doch auch das bloße Miterleben von Gewalt wirkt oft traumatisierend. Direkt wie indirekt erlebte Gewalt kann gravierende Auswirkungen auf Wohlergehen und die psychosoziale Entwicklung eines Kindes haben. Und im Jugendamt der Stadtverwaltung finden sich Ansprechpartner und -innen, die im Bedarfsfall weiterhelfen können. „Wir wissen, dass das Miterleben Häuslicher Gewalt in der Regel eine erhebliche Belastung für Kinder und Jugendliche darstellt und schwerwiegende Folgen haben kann. Diese Kinder erhalten Hilfe und Unterstützung durch uns“, versichert Christine Hellebrand, Leiterin des Amtes für Jugend und Familie. Der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) der Stadt hilft während der normalen Öffnungszeiten der Stadtverwaltung bei Gewalt in der Familie und Fällen sexuellen Missbrauchs unter Tel. 02043/99-2277.

Der professionelle Gladbecker Graffiti-Künstler Levin Tomala hat anlässlich des Aktionstages übrigens die Rufnummer des Hilfetelefons im Schürenkamp-Tunnel verewigt. „Mit dem eindrucksvollen Format setzt er ein Zeichen gegen Gewalt vor Ort“, freut sich Ulla Habelt und hofft, dass das Motiv möglichst lange erhalten bleibt.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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