Zwischen Coolness und Kitsch: Steppspektakel "Magic of the Dance" zwischen den Extremen

Foto: Privat

Manche Dinge kommen offenbar nie so richtig aus der Mode. Nicht das Liebespaar, bestehend aus Prinzessin und Prinz, nicht die tragische Trennung der beiden und natürlich ebenso wenig das unvermeidliche Happy End mit Kuss im Sonnenuntergang. Das Stepp-Spektakel „Magic of the Dance“, das zuletzt auch in Gladbeck gastierte, macht zumindest insofern alles richtig.

Am Anfang steht aber eine Einleitung, die kein Geringerer als Christopher Lee mit seiner unvergleichlichen Erzählstimme übernimmt. Mit viel Pathos wird hier der Rahmen für die austauschbare Handlung abgesteckt, die aber ohnehin in den Hintergrund des Geschehens rückt. Und wenn Lees Stimme ertönt, er werde das Publikum jetzt weit in vergangene Zeiten entführen, sind vermutlich die 1990er Jahre gemeint.Den Eindruck erwecken zumindest das auf Leinwand projizierte Bühnenbild und die Kostüme der Tänzer.

Davon abgesehen, wird gesteppt. Neben dem traditionellen Irish Tap Dance Ensemble schwingen auch drei Vertreter der „New York Tap All Stars“ das Tanzbein. In etwa 100 Minuten zeigen die Tänzer beider Gruppen Erstaunliches: Die Choreografien des Weltmeisters John Carey bieten neben zahlreichen Soli und Duetten Passagen, in denen das Dutzend Tänzer in nahezu perfekter Präzision und bei schwindelerregendem Tempo über das Parkett der Mathias-Jakobs-Stadthalle wirbelt.

Coolness gegen Disziplin

Das Zusammenspiel der beiden Ensembles wirkt dabei allerdings weniger homogen. Während die traditionellen Tänzer und Choreografien voll und ganz auf den Pathos der schwülstigen Liebesgeschichte setzen, bieten die amerikanischen Tänzer immer wieder Slapstickeinlagen. Bei diesen wird auch das Publikum in Form dreier Freiwilliger eingebunden, die als Reminiszenz an die amerikanische Show-Kultur der 1960er Jahre auf der Bühne das berühmte „Rat Pack“ nachstellen.

Auch in Körperhaltung und Mimik der Tänzer findet sich die Diskrepanz zwischen den Tanzstilen wieder. Die Amerikaner tanzen mit einer Lässigkeit, die am besten durch das Wort „Coolness“ beschrieben wird. Auf der irischen Seite hingegen dominiert eine strenge Körperhaltung, die Disziplin und Beherrschung ausdrückt. An der harmonischen Verbindung beider Gegensätze scheitert „Magic of the Dance“, das für die Darbietung virtuoser Steppgewalt trotzdem für stehende Ovationen sorgte.

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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