Bürgermeister setzt sich vehement für Erhalt des Gladbecker Bücherbusses ein

So lange die anfallenden Reparaturkosten für den inzwischen fast 30 Jahre alten Bücherbus als "wirtschaftlich" eingestuft werden können, sieht Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland keinen Grund zur Abschaffung des Fahrzeuges. | Foto: Stadt Gladbeck
  • So lange die anfallenden Reparaturkosten für den inzwischen fast 30 Jahre alten Bücherbus als "wirtschaftlich" eingestuft werden können, sieht Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland keinen Grund zur Abschaffung des Fahrzeuges.
  • Foto: Stadt Gladbeck
  • hochgeladen von Uwe Rath

Gladbeck. Um es vorweg zu nehmen: Im Rathaus denkt man derzeit in keinster Weise daran, den städtischen Bücherbus ausser Betrieb zu nehmen, den in die Jahre gekommenen Bus in den Ruhestand zu verabschieden.

Nur so können die Ausführungen von Bürgermeister Ulrich Roland gewertet werden, nachdem die CDU-Ratsfrau Barbara Enxing eine mehrere Punkte umfassende Anfrage betreffs des Bücherbusses gestellt hatte. Der CDU-Politikerin ging es dabei offenbar darum, den Fortbestand des Bücherbusses ernsthaft in Frage zu stellen.

In seiner Antwort schreibt Bürgermeister Roland, dass der Bücherbus schon seit Jahren aufgrund des Alters des Fahrzeuge mit Ersatzteilen versorgt werden muss, um ihn einsatzbereit zu halten. Das, so Roland, sei allgemein bekannt und Konsens in der Gladbecker Stadtgesellschaft. Dieses Verfahren gelte, so lange wie die Reparaturkosten als „wirtschaftlich“ einzustufen seien. Ein dickes Lob gibt es vom Bürgermeister für die Mitarbeiter des „Zentralen Betriebshofes Gladbeck“ (ZBG) und der Stadtbücherei, denen es in der Vergangenheit immer wieder gelungen sei, den Bücherbus einsatzbereit zu halten. „Für die Gesamtbetrachtung gilt ferner die bekannte Aussage: Büchereien rechnen sich nicht, aber sie zahlen sich aus!“ schreibt Ulrich Roland weiter.

Erste Bücherbus rollte in 1957 durch Gladbeck

Und Roland geht auch auf die lokale Bücherbus-Historie ein. Denn schon 1957 wurde der erste Bücherbus in Gladbeck in Betrieb genommen. Zunächst war eigentlich eine Bücherei-Zweigstelle für den Stadtteil Brauck, doch aus Kostengründen entschied man sich vor nunmehr fast 60 Jahren für die Anschaffung eines Bücherbusses. Im Jahr 1963 wurde dann der zweite Bücherbus gekauft, der bis zum Jahr 1985 im Einsatz war.

Nach Angaben von Ulrich Roland wurden seit 1985 im Bücherbus mehr als zwei Millionen Medien ausgeliehen und aktuell im wöchentlichen Rhytmus insgesamt 21 Haltestellen im gesamten Stadtgebiet angefahren. Die meisten dieser Haltestellen befinden sich übrigens in unmittelbarer Nähe zu Schulen und Kindergärten. Daher, so Roland, seien auch Kinder im Alter bis zu 10 Jahren, Familien sowie Senioren, denen der Weg zur Stadtbücherei an der Friedrich-Ebert-Straße zu beschwerlich sei, die Hauptnutzer des Bücherbusses. Der Bus verfügt nach den Ausführungen des Bürgermeisters derzeit über rund 5.000 Medien, wobei Kinderbücher und Romane den Schwerpunkt bilden. Aber auch Hörbücher, Ratgeber, Spiele und Zeitschriften gehören dazu. Allein im Jahr 2013 wurden im Bücherbus insgesamt 62.068 Medien ausgeliehen, was exakt 11 Prozent der Gesamtausleihe der Stadtbücherei entspricht. In seinem Antwortschreiben betont der Bürgermeister, dass der Bücherbus nicht nur im Rahmen des wöchentlichen Fahrplanes eingesetzt wird, sondern zur Leseförderung auch gezielt Grundschulen sowie Kindertageseinrichtungen anfährt. „Für viele Kinder, vor allem für Kinder, die ihren Bildungsweg unter ungünstigen Bedingungen beginnen oder für Kinder mit Migrationshintergrund, ist der Bücherbus oftmals der erste Kontakt zur Bücherei und der Einstieg zur dauerhaften Büchereinutzung,“ schreibt Ulrich Roland. Dies habe auch dazu geführt, dass die Stadtbücherei einen ausgeprägten Jugendbezug habe. So seien im Jahr 2013 rund 46 Prozent der aktiven Nutzer der Stadtbücherei jünger als18 Jahre gewesen. Und fast die Hälfte aller Gladbecker Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren seien aktive Nutzer der Stadtbücherei. An dieser Entwicklung hat nach Ansicht des Bürgermeisters auch die Präsenz des Bücherbusses und die hiermit verbundenen Aktivitäten in den Stadtteilen maßgeblichen Anteil.

Reparaturkosten im "wirtschaftlichen" Bereich

Auf die konkreten Anfrage von CDU-Ratsfrau Enxing antworte Roland natürlich auch. So teilt er mit, dass der Bücherbus tatsächlich seit Mitte März nicht mehr einsatzbereit ist. Bezüglich der Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung, Barbara Enxing spekulierte hier mit Kosten im fünfstelligen Euro-Bereich, verweist Roland darauf, dass der Bus inzwischen 30 Jahre alt sei und Ersatzteile nicht „lagergängig“ seien. Dennoch habe man bisher immer noch alle benötigten Teile beschaffen können. Die Kosten für die aktuelle Reparatur beziffert Roland mit 6.500 Euro. Schon in der Vergangenheit seien die meisten Reparaturen durch ZBG-Mitarbeiter erledigt worden.

In ihrer Anfrage wollte die CDU-Politikerin auch wiessen, wie hoch in den zurückliegenden fünf Jahren die Kosten, inklusive der Personalkosten, gewesen sein. Hier nennt Ulrich Roland für die Inanspruchnahme externer Werkstätten sowie die Beschaffung von Ersatzteilen geinen jährlichen Durchschnittsbeitrag von rund 2.350 Euro Für die übrigen Sachaufwendungen (Kraftstoff, Verbrauchsmaterialien, Kfz-Steuer und Versicherung) kommen 7.200 Euro hinzu und weitere 106.200 Euro pro Jahr für das Personal. Die den Kosten gegenüber stehenden Einnahmen betragen im Durchschnitt rund 11.000 Euro pro Jahr.

Auch künftig wird der Bücherbus ohne Reparaturen nicht auskommen. Absehbar sind Karrosseriearbeiten und der Austausch der Versorgungsbatterien mit Gesamtkosten von maximal 4.000 Euro. Aufgrund des Alters des Busses könnten aber auch „nicht planbare Kosten“ entstehen, die naturgemäß nicht kalkulierbar und damit auch nicht bezifferbar seien, gesteht Roland ein. „Die Instandsetzungsaufwendungen werden mit Blick auf die hohen Anschaffungskosten des Bücherbusses im mittleren sechsstelligen Bereich als wirtschaftlich bewertet,“ bekräftigt Gladbecks Stadtoberhaupt.

Kein Zielkonflikt in Sachen Klimaschutz

Auch das Thema „Umweltschutz“ spielte in der Anfrage von Barbara Enxing eine Rolle: „Wie verträgt sich der Einsatz eines stark umweltschädlichen Bücherbusses mit den ehrgeizeigen Klimaschutzzielen der Stadt Gladbeck? Sehen Sie hier einen Zielkonflikt zwischen kulturellem Angebot einerseits und Missachtung der Klimaschutzziele andererseits? Wenn ja: wie gedenkt die Stadt Gladbeck diesen Zielkonflikt zu lösen?“ schreibt die CDU-Ratsfrau in ihrer Anfrage.

Von einem „Zielkonflikt“ will der Bürgermeister aber gar nicht erst reden. Er führt aus, dass der Bücherbus mit einer Ausnahmegenehmigung auch innerhalb der Umweltzone fahren dürfe. Die Genehmigung laufe zwar zum 31. Dezember 2014 aus, werde aber verlängert. Und zum Thema „umweltschädlicher Bücherbus“ ist die Antwort aus dem Rathaus auch recht deutlich: „Die reinen Fahrtzeiten des Bücherbusses sind gering. Die Haltestellen sind so gewählt, dass nur kurze Fahrtstrecken zwischen den einzelnen Haltestellen liegen. Zu sehen ist, dass der Bücherbus zahlreiche Nutzer in den Stadtteilen versorgt, die alternativ die Stadtbücherei aufsuchen würden. Die hierdurch verursachten zusätzlichen CO2-Emmissionen dürften höher sein als die durch den Bücherbus verursachten.“

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

40 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.