Flüchtlinge: Zwischen Willkommenskultur, Improvisation und Bürgersorgen

„Solidarität ist wichtig“ - Rainer Weichelt, 1. Beigeordneter und Sozialdezernent der Stadt Gladbeck bei der Bürgerversammlung in der AWO Rentfort Nord. | Foto: Braczko
  • „Solidarität ist wichtig“ - Rainer Weichelt, 1. Beigeordneter und Sozialdezernent der Stadt Gladbeck bei der Bürgerversammlung in der AWO Rentfort Nord.
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Seit Ende Juli gibt es jetzt die Notunterkunft für Flüchtlinge in Rentfort-Nord in der Turnhalle der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, daneben auf dem Sportplatz das Containerdorf. Hier leben Menschen, die vor Bürgerkrieg, Verfolgung, vor dem Tod geflohen sind und hier auf ein sichereres und besseres Leben hoffen.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft und ehrenamtliches Engagement hat es in Rentfort und ganz Gladbeck gegeben, aber auch Besorgnis, wie viele Flüchtlinge die Stadt Gladbeck aus eigener Kraft bzw. mit Landes- und Bundeshilfe versorgen, betreuen, integrieren kann. Um über die Situation zu informieren hatten der Runde Tisch und der SPD-Ortsverein Rentfort am 19. November zur Bürgerversammlung in die AWo Rentfort-Nord eingeladen.

Über 50 interessierte Bürger konnten die Vorsitzenden der SPD-Rentfort, Berat Arici und Claudia Braczko, begrüßen. Rainer Weichelt, 1. Beigeordneter und Sozialdezernent der Stadt Gladbeck, stellte zunächst die zahlenmäßige Entwicklung vor: Rund 800 Flüchtlinge sind im Jahr 2015 nach Gladbeck gekommen, vorher war schon ein „Sockel“ von 491 Asylbewerbern hier registriert. Ende 2015 rechnet die Stadt mit ca. 1200 Flüchtlingen.

Hohe Fluktuation

Die Notunterkunft in Rentfort – IDG Halle und Containerdorf auf dem Sportplatz – bietet Platz für 310 Menschen. Die Fluktuation ist hoch, 184 kamen bereits neu dazu, z.Zt. sind aber nur etwa 90 Plätze belegt.

Von den 837, die zum Stichtag 1. November mit BüMA (Bescheinigung über Meldung als Asylbewerber) oder im Asylverfahren in Gladbeck lebten, waren 36 Prozent in den Übergangsheimen An der Boy und Winkelstraße untergebracht, 22 Prozent in Privatwohnungen und 42 Prozent in Wohnungen, die die Stadt angemietet hat, denn „die dezentrale Unterbringung ist zentrales Prinzip, funktioniert auch sehr gut, ist aber arbeits- und kostenintensiv“, so Sozialdezernent Rainer Weichelt.

Sichere Herkunftsländer

Circa 300 der 837 stammen aus Balkan-Ländern, also sogenannten sicheren Herkunftsländern, deren Antrag voraussichtlich abgewiesen wird. 193 sind z.Zt. zur „freiwilligen Ausreise“ aufgefordert, ca. 40 bereits gegangen. Abschiebung passiert täglich, für die städtischen Bediensteten in der Ausländerbehörde oft eine schwierige Arbeit mit Polizeibegleitung und Kommunalem Ordnungsdienst.

Weitere Standorte geplant

Probleme gibt es bei der Unterbringung, denn der Wohnungsmarkt ist erschöpft. Die Stadt plant deshalb für 2016 weitere Standorte für Übergangsheime: z.B. in Schultendorf an der Talstraße, Container an der Uhlandstraße, am Parkplatz Im Linnerott, an der Welheimer Straße in Brauck, temporäre Unterbringung soll in der Hauptschule Butendorf und befristet in der Sporthalle Krusenkamp möglich sein.
Auch die Sozialsysteme in Verwaltung, Schulen und Kitas müssen zwischenzeitlich ausgeweitet werden, denn Flüchtlingskinder haben Schulpflicht und ein Recht auf einen Kita-Platz – alles auch wichtig, damit die Integration der Neuankömmlinge gelingt.

Integration funktioniert für Rainer Weichelt vor allem über drei Stellschrauben: Sprache (z.B. das Kursangebot wird ausgeweitet), Arbeit (Asylbewerber dürfen jetzt nach drei Monaten in Praktika erfahren, wie Arbeit in Deutschland funktioniert) und Kultur – „keine Theaterkarten, sondern Integrationskurse“, in denen Geschichte, Alltag, Gesetze und Regeln vermittelt werden.

Hilfsbereitschaft

Die überbordende Hilfsbereitschaft der Gladbecker, zu denen auch viele Migranten zählen, die mit Rat und Tat und Sprachübersetzungen helfen wollen, muss organisiert werden. Ansprechpartnerin bei der Stadt ist Jasmin Krasnici, die bei Fragen zu ehrenamtlichem Engagement, Vermittlung von Wohnraum und Sachspenden zur Verfügung steht.

Rainer Weichelt: „Solidarität ist wichtig, schon mit einem Lächeln kann man Zeichen setzen.“ Und dafür sorgen, dass den Worten „wir schaffen es!“ auch die Taten folgen.
Wer helfen will, kann sich wenden an:

Jasmin Krasnici
Betreuung AsylbewerberInnen/Flüchtlinge
Winkelstraße 122
45966 Gladbeck
02043/7845398 (ab. 1.12.)
0157/80953250
fluechtlingshilfe@stadt-gladbeck.de

(Peter Braczko)

Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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