Nachbarn organisierten Treffen mit Bürgermeisterkandidaten
Hochhaus "Steinstraße 72" erhitzt weiter die Gemüter in Gladbeck

Suchen Lösungen für die das Hochhaus Steinstraße 72 betreffenden Probleme: Die neue Nachbarschaftsgruppe (von links) mit Holger Kleka, Uwe Bergmann, Simone Jung, Peter Potyka und Tobias Stolze. | Foto: Braczko
  • Suchen Lösungen für die das Hochhaus Steinstraße 72 betreffenden Probleme: Die neue Nachbarschaftsgruppe (von links) mit Holger Kleka, Uwe Bergmann, Simone Jung, Peter Potyka und Tobias Stolze.
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Von Peter Braczko

Eine Vorzeigeadresse ist die Steinstraße 72 in Butendorf wahrlich nicht. Aber nicht erst seit wenigen Monaten, sondern schon seit Jahren. Und immer wieder gibt es negative Schlagzeilen um die Immobilie.

Doch damit soll nun endgültig Schluss sein. Jedenfalls, wenn es nach den Vorstellungen einer neuen Nachbarschaftsgruppe geht, die "den Stein ins Rollen bringen" will. Und einen ersten Erfolg konnten eben diese Nachbarn jetzt verbuchen, denn nach vielen Anfragen an den Rat, die Stadtverwaltung und auch den kommunalen Ordnungsdienst luden die Vertreter der Anwohner, der Gruppe gehören aktuell rund 25 Familien von Schacht-, Stein-, Stallhermstraße und Heimannshof an, jetzt die Bürgermeisterkandidatinnen und -Kandidaten zu einem Gespräch ein. Zu einem Gespräch, das im Garten gegenüber des Hochhauses stattfand.

Tobias Stolze (Schachtstraße 2) und sein Nachbar Uwe Bergmann betonten, man wolle sich für eine Verbesserung Umfeld einsetzen. Trotz der negativen Erfahrungen, die man in der Vergangenheit schon gemacht habe, wolle man es erst einmal miteinander, nicht gegeneinander versuchen.

Die Beschwerdeliste der Nachbarn jedenfalls ist lang. So wird behauptet, dass man im im Sommer bei offenem Fenster nicht schlafen könne, weil Kinder aus dem Haus Steinstraße bis 24 Uhr herumlärmen würden. Dazu gebe es lautstarke Feiern, im Bereich der angrenzenden Grünflächen würden menschliche Hinterlassenschaften herumliegen und Müll werde einfach aus den Fenstern geworfen. Das alles locke natürlich Ratten an.

Holger Kleka, ebenfalls Anwohner: „Man kann mit denen ´drüben nicht sprechen, bis August 2018 wurde nichts unternommen, am 2. Juli 2018 gab es hier einen Toten – insgesamt im Zeitraum der letzten drei Jahre vier Tote! Der Ordnungsdienst hat das Haus bereits aufgegeben, dazu kommen Sprachprobleme."

Dazu der Nachbar Peter Potyka: „Das geht hier nicht so weiter, da wird sich vorläufig nichts ändern!“

Auch den Hochhaus-Brandschutz stellten die Nachbarn in Frage: Die Drehleitern der Gladbecker Feuerwehr erreichen nicht die am höchsten gelegenen Etagen, eine Katastrophe sei vorstellbar.

Der sachkundige Hochhaus-Hausmeister Norbert Weller beteiligte sich ebenfalls an der teilweise hitzigen Diskussion: „Für die Vermieter ist das hier auch nicht einfach, insgesamt bleiben als Ertrag nur ein paar Euro hängen – und die Eigentümer erhalten teilweise nicht die Miete!“

Bettina Weist als SPD-Bürgermeisterkandidatin dazu: „Der kommunale Ordnungsdienst ist hier fast täglich vor Ort, es muss vom Vermieter eine Hausordnung geben und es sollte ein regelmäßiger Austausch statt finden. Die Kinder müssen hier sicher aufwachsen. Der KOD wurde bereits aufgestockt. In den Rentforter Hochhäusern gab es auch Lösungen: Gemeinsame Treffen, Hausaufgabenhilfem - alle müssen an einen Tisch, Mieter, Eigentümer, Nachbarn und die Verwaltung!“ Sie bedauerte, dass es keine Polizeibezirksbeamten mehr gibt. Wir haben hier gemeinsame Werte, damit müssen wir alle leben!“

Dietmar Drosdzol (CDU-Kandidat): „Die Polizei und der KOD müssen hier durchgreifen und alle Register ziehen, denn Ruhestörung ist ein Straftatbestand. Er schlug vor, den KOD weiter aufzustocken und ihn mit Körperkameras auszurüsten. Eine Lösung hier zu finden, das wird ist ein langer Prozess!“

Olaf Jung (die Linke), der selber in der Nähe wohnt: „Die Situation hat sich weiter verschlechtert, das Hochhaus ist ein sozialer Brennpunkt und keine gute Entwicklung. Das Karo-Jugendzentrum hat hier in der Nähe dicht gemacht, weil es 100.000 Euro im Jahr kostete, da sind die Einsätze von kommunalem Ordnungsdienst und der Polizei insgesamt teurer. Die Mieter hier sind selber Opfer. Jung machte den Vorschlag, das seit 2014 in NRW existierende Wohnsicherungsgesetz anzuwenden, in Duisburg sind sie beispielsweise damit erfolgreich: „Das kann auch hier greifen“.

Der parteilose Kandidat Markus Kellermann (ich hätte Angst, da `rein zu gehen), brachte einen privaten Sicherheitsdienst ins Gespräch, dazu gab es aber starken Wiederspruch.

Gerd Dorka (DKP): „Verantwortlich sind die Eigentümer, sie haben auch die Aufgabe, den Betrieb hier zu steuern – denn hier wohnen Menschen!“

Marco Gräber von der AfD: „Das Hochhaus ist gelebtes Multi-Kulti, oben wohnen Nazis und unten Zuwanderer, das hier ist teilweise lauter, als der Spielbetrieb des SV Zweckel. Wenn wir in den Rat kommen, möchten wir dazu laufend alle Maßnahmen erfragen!“

Simone Steffens (Grüne): „Warum gehen wir nicht `rüber und weshalb haben wir uns nicht auf dem Hof vor dem Hochhaus mit den Anwohnern getroffen?“ Sie schlug weiter vor, einen Arbeitskreis mit der Polizei zu bilden.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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