Mit "Mein Körper gehört mir!" setzt der Kinderschutzbund seit 20 Jahren auf Vorbeugung
Sexuelle Gewalt an Kindern gibt es auch in Gladbeck

"Mein Körper gehört mir!" lautet der Titel des Präventionsprogramms gegen sexuelle Gewalt an Kindern, für das in Gladbeck der "Kinderschutzbund" seit 1999 federführend ist. Unser Foto zeigt den Gladbecker Kínderschutzbund-Vorsitzenden Dr. Peter Fischer gemeinsam mit der lokalen Projektleiterin Nadine Wieschollek. | Foto: Kariger/STADTSPIEGEL Gladbeck
  • "Mein Körper gehört mir!" lautet der Titel des Präventionsprogramms gegen sexuelle Gewalt an Kindern, für das in Gladbeck der "Kinderschutzbund" seit 1999 federführend ist. Unser Foto zeigt den Gladbecker Kínderschutzbund-Vorsitzenden Dr. Peter Fischer gemeinsam mit der lokalen Projektleiterin Nadine Wieschollek.
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In 2018 waren in Deutschland insgesamt 14.606 Kinder von sexueller Gewalt betroffen. Das sind pro Tag im Schnitt 40 Jungen und Mädchen.

Diese (offiziellen) Zahlen nennt die polizeiliche Kriminalstatistik. Erschreckend dabei, dass die Zahl der Delikte im Vergleich zum Jahr 2017 um sechs Prozent gestiegen ist. Dagegen blieben im Jahresvergleich die Zahlen zum allgemeinen Kindesmissbrauch nahezu unverändert.

Hinzu kommt, dass Fachleute davon überzeugt sind, dass die Dunkelziffer in allen Bereichen der Gewalt gegen Kinder sehr hoch ist. Zwar sei die Aufklärungsquote im Bereich des sexuellen Missbrauchs mit 80 Prozent sehr hoch, wobei die Täter meist aus dem sozialen Umfeld des Opfers stammen würden. Daher, so Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), sei die Bereitschaft zur Anzeigenerstattung durchaus geringer. Und die meisten Delikte gegen Kinder würden zwar hinter verschlossenen Türen passieren, doch oft eben in Familien oder auch sozialen Gruppen. Inmitten der Gesellschaft und dies oft auch noch über Jahre hinweg.

Auf Initiative des "Kinderschutzbundes Gladbeck" (KSB) ist schon seit dem Jahr 1999 die "theaterpädagogische Werkstatt" (tpw) mit ihrem Präventionsprogramm "Mein Körper gehört mir!" gegen sexuelle Gewalt zu Gast an Gladbecker Schulen.

"Wissen macht stark," führt der KSB-Vorsitzende Dr. Peter Fischer aus. Denn je besser Kinder informiert seien und ihre eigenen Wahrnehmungen als auch Gefühle einschätzen könnten, desto besser seien sie geschützt. Und eben auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben unterstütze die "tpw" Jungen und Mädchen gleichermaßen. "Sie werden ermutigt, ihren Nein-Gefühlen zu vertrauen und anderen davon zu erzählen und sich Hilfe holen, wenn sie Hilfe benötigen," so Peter Fischer. "Es gibt Grenzen, die niemand überschreiten darf! Dies ist die eindeutige Botschaft, die die Kinder mit nach Hause nehmen können."

Und Fischer verweist darauf, dass schon die Kleinen wissen, was ihnen gehört: "Mein Zimmer, mein Auto, meine Mama!". Dass die Jungen und Mädchen aber auch Besitzansprüche auf ihre Körper haben ("Mein Mund, meine Beine, mein Po!"), werde den Kindern nur selten beigebracht.

Eigentlich tut es ja gut, wenn Kinder mit körperlicher Nähe aufwachsen. Doch es gibt halt die Erwachsenen, die das Vertrauen von Kindern missbrauchen. Besonders im sozialen Umfeld verschwimmen die Grenzen zwischen Zärtlichkeit und Missbrauch sehr langsam: "Ja, ich mag meinen Onkel. Nein, ich mag nicht, wie er mit gerade anfasst!". Und wenn sich dann Ja- und Nein-Gefühle widersprechen verstummen viele Kinder.

Genau hier setzt das Theatestück "Mein Körper gehört mir!" an. Soll es doch Kinder ermutigen, ihren Nein-Gefühlen uneingeschränkt zu vertrauen. Soll es dazu ermutigen, anderen Personen das Erlebte zu erzählen. Soll es dazu ermutigen, sich Hilfe zu holen.

Am Donnerstag, 19. September, möchte der "Kinderschutzbund Gladbeck" gemeinsam mit der theaterpädagogischen Werkstatt ab 19.30 Uhr im Forum des Heisenberg-Gymnasiums das Projekt "Mein Körper gehört mir!" vorstellen. Zu dem Info-Abend sind Eltern aber auch alle anderen Interessenten eingeladen.

Die zur Verfügung stehenden Gelder reichen nach Angaben der Stadtverwaltung und des KSB aus, damit 55 Schulklassen, also rund 1.000 Kinder, an dem Projekt teilnehmen können. 1.000 Jungen und Mädchen, die danach besser vor sexueller Gewalt geschützt sein dürften. "Wenn dadurch nur einem Kind geholfen werden kann, wäre der Erfolg da," ist Peter Fischer überzeugt.

Die Finanzierung des Projektes basiert auf Spenden. In 2019 gehören neben der Sparkasse Gladbeck und der Volksbank Rhein-Ruhr auch die Firma Carl Dume, die RAG-Stiftung sowie viele Gladbecker Bürger zu den Unterstützern. Und dem KSB ist es schließlich auch noch gelungen, die Bethe-Stiftung für eine Spenden-Verdoppelungsaktion gewinnen zu können.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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