Nicht mal ein Wort der Entschuldigung

„Unser Alltag ist gewaltig durcheinander geraten,“ bringt es Esen Askinartar auf den Punkt, nachdem sich ihre Tochter Rojin beim Spielen auf einem städtischen Spielplatz schwer verletzt hat. Mindestens sechs bis acht Wochen muss das sechsjährige Mädchen den hüfthohen Gips an ihrem linken Bein tragen, um den Schien- und Wadenbeinbruch direkt oberhalb des Sprunggelenkes auszukurieren.                   Foto: Rath
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  • „Unser Alltag ist gewaltig durcheinander geraten,“ bringt es Esen Askinartar auf den Punkt, nachdem sich ihre Tochter Rojin beim Spielen auf einem städtischen Spielplatz schwer verletzt hat. Mindestens sechs bis acht Wochen muss das sechsjährige Mädchen den hüfthohen Gips an ihrem linken Bein tragen, um den Schien- und Wadenbeinbruch direkt oberhalb des Sprunggelenkes auszukurieren. Foto: Rath
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Gladbeck. Bei Familie Askinartar ist der Alltag ganz schon durcheinander geraten: Tochter Rojin ist sozusagen zum „Voll-Pflegefall“ geworden, nachdem sich das sechsjährige Mädchen beim Spielen auf dem städtischen Spielplatz am Wittringer Wald (Gildenstraße/In der Dorfheide) eine schwere Beinverletzung zugezogen hat.

Am Sonntag, 30. Oktober, nutzte Esen Askinartar gegen 16.30 Uhr mit ihren beiden Töchtern das schöne Herbstwetter zu einem weiteren Besuch auf dem Spielplatz. Rojin hatte wieder viel Spaß daran, über die auf dem Gelände liegenden Steine (Findlinge) zu balancieren, sprang von einem der Steine aus in den Sandkistenbereich und sank Sekunden später vor Schmerzen schreiend zu Boden.

„Ich wusste erst gar nicht, was passiert war,“ erinnert sich Esen Askinartar, die ihrer Tochter zu Hilfe eilte und die Verletzte sofort im Barbara-Hospital untersuchen ließ. Die Diagnose war niederschmetternd: Bruch des linken Schien- und Wadenbeines unmittelbar über dem Sprunggelenk. Um die Verletzung zu kurieren, muss Rojin nun insgesamt sechs bis acht Wochen einen hüfthohen Gips tragen. „Falls so eine Heilung überhaupt möglich ist,“ schränkt Esen Askinartar ein. „Ansonsten droht noch eine Operation.“

Am Tag nach dem Unfall meldete sich die verärgerte Mutter im Ordnungsamt der Stadt Gladbeck. „Der Mann dort war sehr nett,“ erinnert sie sich. So erfuhr die Anruferin, dass das Ordnungsamt nicht zuständig sei, doch nach einigen Nachforschungen stand fest, dass der Spielplatz im Aufgabenbereich des „Zentralen Betriebshofes Gladbeck“ (ZBG) liege. Das anschließend Telefonat mit Bernhard Schregel (Leiter der Abteilung Fachbereich Grün) treibt der engagierten Mutter die Zornesröte ins Gesicht. „Herr Schregel ging auf meine Worte gar nicht richtig ein, meinte nur, die Steine seien nur Dekorationsstücke und nicht da, um darauf zu spielen. Von einer Unfallgefahr durch den im Boden verborgenen Stein wollte Herr Schregel nichts wissen, er warf mir vielmehr vor, meine Aufsichtspflicht verletzt zu haben. Nicht einmal ein Wort der Entschuldigung gab es.“

Heftige Vorwürfe, die von Bernhard Schregel in aller Deutlichkeit zurückgewiesen werden. „So ist das Telefonat ganz bestimmt nicht verlaufen“, versichert Schregel gegenüber dem STADTSPIEGEL. Schregel verweist darauf, das seitens des „ZBG“ jede Woche mehr als 120 Spielplätze in Gladbeck (städtische Spielplätze sowie Anlagen auf Schul- und Kindergartengeländen) kontrolliert werden. Hierüber werde sogar in einem Belegbuch Protokoll geführt.

Bei einem Ortstermin auf dem besagten Spielplatz zeigte sich Schregel denn auch deutlich überrascht über die aus dem Sandboden ragende Steinspitze. „Das war mir nicht bekannt.“ Eine Verantwortung der Stadt Gladbeck für den Unfall sieht Schregel indes nicht gegeben. „Die Eltern haben die Aufsichtspflicht.“ Um den „Stein des Anstoßes“ will sich Bernhard Schregel kümmern, den Felsklumpen eventuell entfernen lassen. Und vielleicht bleibt ja auch noch mal ein wenig Zeit für ein Telefonat mit Familie Askinartar.

„Unser Alltag ist gewaltig durcheinander geraten,“ bringt es Esen Askinartar auf den Punkt, nachdem sich ihre Tochter Rojin beim Spielen auf einem städtischen Spielplatz schwer verletzt hat. Mindestens sechs bis acht Wochen muss das sechsjährige Mädchen den hüfthohen Gips an ihrem linken Bein tragen, um den Schien- und Wadenbeinbruch direkt oberhalb des Sprunggelenkes auszukurieren.                   Foto: Rath
Der Sprung von dem großen Stein (Hintergrund) ist der kleinen Rojin zum Verhängnis geworden: Sie landete mit dem linken Fuß auf der Spitze des aus dem Spielplatzboden herausragenden Steines (ganz vorn), knickte um und zog sich die schlimme Verletzung zu. „Sie hat den Stein gar nicht gesehen“, nimmt Mutter Esen ihre Tochter in Schutz. Und Esen Askinartar fragt: „Was hat so ein großer Stein im Sand eines Kinderspielplatzes zu suchen?“.                                                      Foto: Rath
Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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