Valentina Spadoni: Zum Tanzen geboren

Knochen aus Gummi: Valentina Spadoni und ihr Ehemann Lars Helmer, der in Gladbeck eine private Physiotherapie-Praxis betreibt.
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Sie ist ein 1,56 Meter großes quirliges Energiebündel: Valentina Spadoni, Ballettmeisterin an der Musikschule Gladbeck hat eine steile Karriere als Primaballerina hinter sich. In New York, Rom, Zürich ist die 44-Jährige aufgetreten, ihr Zuhause hat sie in Gladbeck gefunden.

Daran nicht ganz unschuldig ist sicherlich der Mann an ihrer Seite. Lars Helmer, der an der Kampstraße eine Privatpraxis für Physiotherapie betreibt, hat die zierliche Tänzerin auf einer Party kennengelernt, 2007 hat das Paar dann im Gladbecker Rathaus geheiratet.

Die Frischvermählten wurden von den Balletteleven der Musikschule vor dem Rathaus mit Gesang und einem Rosenspalier empfangen. „Bei der Trauung habe ich nicht geweint“, schmunzelt Valentina Spadoni, „aber als ich meine Schülerinnen sah, da sind mir die Tränen gekommen.“

240 Kinder unterrichtet die gebürtige Tessinerin an der Musikschule, eine Tätigkeit, die der Primaballerina große Freude macht.„Ich habe große Erfolge als Solotänzerin feiern können. Und heute ist mein Erfolg, wenn die Kinder Spaß am Ballett haben, viel und mit Freude lernen und mit mir die Liebe zum Tanz teilen.“

Das sei nicht ganz selbstverständlich, denn es gibt auch Ballettlehrerinnen, die es nie auf die „Bretter, die die Welt bedeuten“, geschafft haben. „Wenn du nach einer langjährigen Ausbildung, die dir viel Disziplin abverlangt, bei den Castings immer nur Ablehnung erfährst, dann wirst du natürlich frustriert“, weiß Valentina. „Dann bleibt dir letztendlich nur das Unterrichten, aber du konntest dein Können nie richtig unter Beweis stellen. Und das lassen Manche dann auch an ihren Schülern aus.“

Diese Gefahr besteht bei der Solistin, die in ganz Europa, in den USA und Japan aufgetreten ist, natürlich nicht. Schon in frühester Jugend hörte Valentina gerne klassische Musik, als sie dann mit fünf Jahren zum ersten Mal eine Ballettaufführung im Fernsehen sah, stand für sie felsenfest: „Ich werde Primaballerina!“ Ein Wunsch, dem sich ihre Eltern nicht widersetzten konnten und ihrer Tochter daraufhin den Ballettunterricht ermöglichten.

„Mein Vater wünschte sich aber doch eher einen bürgerlichen Beruf für mich “, erinnert sich Valentina. Und so beschloss er, seine Tochter zu einem Orthopäden nach Zürich zu schicken, der ihr die „Tänzerflausen“ aus dem Kopf treiben sollte.
Doch genau das Gegenteil war der Fall. „Der Arzt untersuchte mich, bog meine Arme und Beine und sah dann meine Mutter an: ‚Ist Ihre Tochter aus Gummi? Sie ist zum Tanzen geboren‘.“

Und das war es dann - Valentina ging mit 12 Jahren täglich in eine Ballettschule, die drei Fahrtstunden von ihrem Elternhaus entfernt lag. Unterrichtet wurde sie vormittags in einem Internat, dass von Nonnen geführt wurde. „Das hieß dann, Disziplin den ganzen Tag über - in der Schule und beim Ballettunterricht.“ Aber da Valentina einen Traum hatte, biss sie sich durch und verbrachte dort drei Jahre.

Ein Meilenstein war, dass sie mit 16 Jahren ein Ballettstipendium gewann und ihre Ausbildung in einer renommierten Ballettschule, der „Academie Princesse Grace“ in Monte Carlo fortsetzte - und das bedeutete sieben Stunden Training jeden Tag.

Das letzte Jahr ihrer Ausbildung führte sie nach München und hier lernte sie weiter, ohne ein Wort Deutsch zu können. Aber auch hier half ihr ihre Disziplin. „Ich habe zugehört, nachgesprochen und nach drei Monaten war ich soweit, dass ich mich verständigen konnte.“

Als Valentina 18 Jahre alt war, entschied der Ballettdirektor. „Du musst auf die Bühne.“ Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Als Solistin am Theater Bern trat sie unter anderem als „Marie“ in Tschaikowskys „Nussknacker“ auf. Dann folgten drei Jahre als Solistin am „Ballett Francais de Nancy“, wo sie internationale Tourneen absolvierte und sogar von der New York Times mit Lob bedacht wurde.

Danach erhielt sie Engagements als Primaballerina in Luzern und Osnabrück, bevor sie 1997 als Ballettlehrerin in einem großen Ballettstudio in Essen anfing. „Wenn dein Körper den Zenit überschritten und du alles erreicht hast, dann kannst du auch von der Bühne abtreten“, begründet sie diesen Schritt.

Eine Bekannte empfahl ihr 2001, sich bei der Musikschule Gladbeck zu bewerben. Bereits einen Tag nach ihrem Einstellungsgespräch wurde sie eingestellt. „Angefangen habe ich an zwei Tagen mit 60 Schülern, mittlerweile arbeite ich Vollzeit mit 240 Schülern“, freut sie sich.

Der große Zulauf hat sicherlich seine Gründe: Valentina Spadoni weiß, wovon sie spricht. Und schafft es auf unvergleichliche Art, ihren Traum, den Traum vom Tanzen an die nächste Generation weiterzugeben.

Knochen aus Gummi: Valentina Spadoni und ihr Ehemann Lars Helmer, der in Gladbeck eine private Physiotherapie-Praxis betreibt.
Auch Valentina Spadonis Hunde Tiffy und Gina sind bei den Balletteleven der Musikschule Gladbeck äußerst beliebt.
Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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