Kulturelle und ethnische Vielfalt: Kulturreise nach Ostanatolien - Georgien und Armenien

In Trabzon nahm die Besuchergruppe an einem Gottesdienst in der katholischen St. Maria Kirche teil. | Foto: Fotos:Privat
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Gladbeck. Nach Nordostanatolien, Georgien und Armenien führte die 8. Kultur- und Dialogreise, die von Axel Lippek, ehemals Erwachsenenbildungsreferent des evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten, und Müzeyyen Dreessen, Mitglied der Christlich-Islamischen Gesellschaft, durchgeführt wurde.

Drei Länder, die mit ihrer landschaftlichen, kulturellen und ethnischen Vielfalt die 20 köpfige Gruppe in ihren Bann gezogen hat. Uralte Völker bewohnten diese Territorien, die zum Teil zum Kaukasus gehören. Das Gebiet war immer wieder Schauplatz ethnischer Auseinandersetzungen und Spielball der Großmächte. Schwerpunkt der Reise war neben der Besichtigung von kulturhistorischen Stätten, der Dialog mit Vertretern von Kirchen und Organisationen vor Ort.

Gottesdienst in katholischer Kirche

In der Türkei bei Trabzon nahm die Gruppe an einem Gottesdienst in der katholischen St. Maria Kirche teil. Die Kirche wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Heute leben dort nur noch 25 Christen, dem einst als Wiege des Christentums bezeichneten Land insgesamt 100.000 Christen. Priesterausbildung ist in der Türkei immer noch nicht möglich. Ein Jesuitenpater aus Frankreich hielt in türkischer Sprache den Gottesdienst und die Predigt.

Weiter in Georgien genoss die Gruppe einen Spaziergang an dem 800 Meter langen Boulevard am Strand des Schwarzen Meeres in Batumi. In der Hauptstadt Tiflis angekommen wurde die Gruppe vom Bischof Kiderlen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien empfangen. Der Bischof informierte die Gruppe über die Arbeit der Gemeinde und ihre Minderheitensituation innerhalb der georgisch-orthodoxen Kirche. Nach einer Stadtrundfahrt besuchte die Gruppe eine Begegnungsstätte für ältere Menschen, die Suppenküche und das Straßenkinderprojekt der Caritas. Vielfach leben Kinder auf der Straße. Ihre Identitäten sind schwer zu ermitteln. Die Caritas unterstützt sie dabei, wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Eine Tanzgruppe mit Kindern führte der Reisegruppe traditionelle Tänze vor.

Weiter ging die Reise nach Armenien, das reich ist mit Klöstern und Kirchen, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Dazu zählen unter anderem das Kloster Geghard aus dem 13. Jahrhundert, ein Meisterwerk der armenischen Architektur, das in einem Felsen verborgen ist und reich an Ornamenten und Kreuzsteinen, oder das Kloster Khor Virap in der Ararat Ebene, der bedeutendsten Pilgerstätte Armeniens, wo Gregor der Erleuchter über 10 Jahre gefangen gehalten wurde, bevor er den armenischen König bekehrte.

Völkermord an den Armeniern

Der Völkermord an den Armeniern 1915 begleitet die Reisegruppe in diesem Grenzgebiet von Türkei und Armenien und wird im Rahmen einer Stadtrundfahrt in der Hauptstadt Jerevan durch einen Besuch der Gedenkstätte für die Opfer des Genozids bedrückend vor Augen geführt. Der Denkmalkomplex besteht aus drei Elementen: einem 44 Meter hohen Obelisken, der als Symbol der Teilung des historischen armenischen Siedlungsgebietes senkrecht gespalten ist, zwölf Pylonen rings um die ewige Flamme für die Ermordeten und einer 100 Meter langen Mauer mit den Namen der Städte und Dörfer, in denen die Opfer des Massakers wohnten. Im Jahre 1995 wurde dazu noch das unterirdische Museum des Völkermordes eingeweiht. Die grauenvollen und schockierenden Bilder sind über jeden Zweifel an dem Geschehen erhaben. Ein Gespräch mit einem Priester der armenischen Kirche beendete das Programm in Armenien.

UNESCO-Weltkulturerbe

Zurück in der Türkei besichtigte die Gruppe die seit mehr als drei Jahrhunderten verlassene, von Erdbeben zerstörte und heute in Ruinen liegende ehemalige armenische Hauptstadt Ani bei Kars. Seit diesem Jahr ist diese historische Stätte mit bedeutenden Zeugnissen armenischer Architektur zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt worden. An dem 5137 Meter hohen Berg Ararat vorbei, wo Arche Noah mit seinem Schiff gelandet sein soll, erreichte die Gruppe die letzte Station der Reise, die Provinzstadt Van am Van-See. Ein Besuch bei der Frauenrechtsorganisation KAMER, die in mehr als 43 Städten und Regionen der Türkei als unabhängige Organisation für die Rechte der Frauen sich einsetzt, machte deutlich in welch schwierigen Situationen Frauen trotz vorhandener Gesetze und Verordnungen gegen Gewalt leben, wie gesellschaftliche Rollenbilder und politische Aussagen ein Zusammenleben der Geschlechter erschweren. Mit Projektmitteln der EU, Hausbesuchen und Beratungen in den Stadtteilen werden Frauen unterstützt ein eigenständiges Leben aufzubauen.

„Ohne Gespräche mit den Menschen bekommt man als Tourist in den Ländern kaum etwas vom Leben der Bevölkerung oder der politischen Situation mit. Von demokratischen Strukturen nach unserem Verständnis kann man in allen drei Ländern nicht sprechen. Aber man spürt und erfährt von der Sehnsucht der Menschen danach und von grenzübergreifenden Freundschaften“, erklären die Organisatoren Dreessen und Lippek.

In Trabzon nahm die Besuchergruppe an einem Gottesdienst in der katholischen St. Maria Kirche teil. | Foto: Fotos:Privat
Im Gespräch mit der Frauenrechtsorganisation KAMER. | Foto: Privat
Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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