Schlägel & Eisen verfällt und versinkt im Müll - Niemand fühlt sich zuständig!

Ein Bild, das keinen Kommentares mehr benötigt: Die ehemalige Siedlung "Schlägel & Eisen" bietet einen Anblick des Jammers.
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Zweckel. So stellt man sich wohl eine „Geisterstadt“ vor: Leere Fensterhöhlen, versperrte Hauseingänge, marode Gebäudefassaden, eingestürzte Dachstühle und ungepflegte Grünflächen. Ja, die ehemalige Bergarbeitersiedlung „Schlägel & Eisen“ scheint vor dem Verfall nicht mehr zu retten.

Nur wenige Meter von dem „Schandfleck“ im Zweckeler Norden wohnt Herbert Siepmann. Er verbrachte seine Kind- und Jugendzeit in der Siedlung, zog dann zur Bohnekampstraße. Mit seinem Hund ist Siepmann täglich entlang der Schlägel- und Eisenstraße unterwegs und verfolgt den Verfall mit Trauer und Wut.

Wut darüber, dass sich niemand für die unhaltbaren Zustände vor Ort verantwortlich fühlt und man auch im Rathaus offensichtlich nicht bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen.

„Der ZBG kommt alle paar Tage vorbei und räumt die Müllberge weg. Die Männer tun ihr Möglichstes, aber ohne Erfolg, denn in der nächsten Nacht kommen dann wieder die Müllsünder und entsorgen ihren Dreck,“ hat Siemann beobachtet. Sogar mit Lkw wird der Unrat herbeigekarrt und vornehmlich auf die Grünfläche am nördlichen Fahrbahnrand der Schlägelstraße entsorgt.
Dort sieht es denn auch tatsächlich aus wie auf einer Müllhalde: Große Plastik-Müllsäcke liegen herum, sind mit Bauschutt und Tapetenresten gefüllt. Daneben ein Karton mit Elektroschrott, unter anderem einer PC-Tastatur. Auch alte Telefone, Fernsehgeräte, Computer-Bildschirme und sogar Elektrokabel - allerdings ohne Kupfer - verschandeln die Natur. Autoreifen sowie Behältnisse mit Flüssigkeiten runden die Szenerie ab.

Doch nicht nur „Dreckspatzen“ haben die alte Siedlung für sich entdeckt. Auch Vandalen treiben in den Nächten hier ihr Unwesen. Zerstören noch intakte Fensterscheiben, wüten in den leer stehenden Wohnhäusern. Hinzu kommen Metalldiebe, die die sich an Absperrzäunen und Fensterabdeckungen zu schaffen machen. Nicht zu vergessen die „Hobbyfilmer“, die in der unheimlich wirkenden Siedlung ihre ganz privaten „Horrorfilme“ drehen und diese dann per Internet verbreiten. „Hier ist die Hölle los,“ fasst Herbert Siemann zusammen.

Vor allen Dingen ärgert es den engagierten Zweckeler, dass dem Treiben von offizieller Seite kein Ende bereitet wird. „Jeder kann hier rein und raus fahren, es gibt keine Verbotsschilder, keine richtigen Schutzmaßnahmen,“ ärgert sich der Zweckeler. „Was ist mit Kindern, die hier natürlich einen tollen, aber ebenso gefährlichen, Spielplatz haben?“.

Er selbst hat sich schon mit dem städtischen Ordnungsamt in Verbindung gesetzt. Aber ohne Erfolg. Er solle am besten Fotos vorlegen, um die Geschehnisse zu dokumentieren. Siemann machte sich tatsächlich ans Werk, machte Fotoaufnahmen, wühlte im Papiermüll und stieß dort tatsächlich auf Namen samt dazugehörigen Adressen, notierte sich auch die Kennzeichen von Kraftfahrzeugen. „Doch dann wollte man meine Beweise gar nicht erst sehen,“ kommt bei Herbert Siemann Resignation auf. Man könne nicht jedem Anwohner den Wunsch nach einem autofreien Wohngebiet erfüllen.

„Ein paar Sperrpoller und Betonklötze würden doch schon ausreichen, um das Befahren der Schlägel- und der Eisenstraße mit Autos zu verhindern. Und es müssen ganz klare Gefahren-Hinweis- sowie Verbotsschilder her,“ fordert Herbert Siemann. „Wer haftet denn, wenn hier mal was Schlimmeres passiert?“

Wenig Hoffnung hat der Zweckeler betreffs der angestrebten Vermarktung der maroden Gebäude. „Ob das jemals was wird?“ fragt er voller Skepsis. „Das Regenwasser gelingt in die Gebäude, dringt in Mauerwerk und Holzböden ein. Da hilft vielleicht nur noch ein Totalabriss, denn eine Sanierung scheint nicht mehr überall möglich zu sein.“

Gemeinsam mit vielen ebenfalls verärgerten und zugleich besorgten hofft Herbert Siemann nun darauf, dass in die Angelegenheit „Schlägel & Eisen“ endlich Bewegung kommt.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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