A 52: Chance vertan oder das Wunder von Gladbeck?

Der Blick von der A 2 in Richtung B 224. So wird es wohl nach dem Ratsbürgerentscheid auch weiterhin aussehen. | Foto: Braczko
  • Der Blick von der A 2 in Richtung B 224. So wird es wohl nach dem Ratsbürgerentscheid auch weiterhin aussehen.
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Das mehrheitliche „Nein“ der Gladbecker zum Tunnel hat die unterschiedlichsten Reaktionen hervorgerufen.

Als „demokratisches Wunder“ bezeichnet das Netzwerk Bürgeriniativen das Ergebnis gegen den Ausbau der A 52 auf Gladbecker Stadtgebiet. Der Ratsbürgerentscheid sei zudem ein Signal für das gesamte Ruhrgebiet: Ohne frühzeitige, breite, demokratische Bürgerbeteiligung lassen sich keine Großprojekte mehr realisieren. Nun sollte sofort ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Mobilitätskonzept im Ruhrgebiet zusammen mit allen Bürgern und Politikern entwickelt werden.
In der Pressemitteilung fordert das Netzwerk unter anderem, das die A 52 aus dem Bundesverkehrswegeplan genommen werden müsse. „Wir brauchen den Planungsstopp bei Dissens, den die amtierende Landesregierung zugesichert hat.“
Zudem solle die Bundesstraße in die Umweltzone aufgenommen werden. Ortseingangsschilder auf der Bundesstraße und daduch Tempo 50 mit Geschwindigkeitskontrollen sowie eine Feinstaub-Messstation sollten etabliert werden. Auch der öffentliche Nahverkehr müsse ausgebaut werden, beispielsweise durch einen 20-Minuten-Takt zwischen dem Bahnhof Gladbeck-West und Essen-Hauptbahnhof.
Die regionale Wirtschaft reagiert hingegen mit Enttäuschung auf den Ausgang des Gladbecker Ratsbürgerentscheids zum Ausbau der B 224 zur A 52. „Die Entscheidung wirft die Stadt Gladbeck und auch die Region im Wettbewerb der Standorte zurück“, kommentierte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen, Dr. Benedikt Hüffer. „Eine einmalige Chance für die Stadtentwicklung in Gladbeck ist vertan: Der Ausbau der B 224 zur A 52 hätte die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Gladbeck und die Standortqualität der gesamten Region deutlich erhöht“, so Hüffer.
Die Essener GRÜNEN begrüßen das klare Votum der Gladbecker gegen die Transitautobahn A 52. Nachdem für das Essener Teilstück schon die Planung eingestellt wurde, sei dies ein weiterer Sargnagel für diese Autobahn mitten durch das westliche Ruhrgebiet. Statt einseitiger Autovorrangpolitik sei eine Verkehrsentwicklung gefragt, die alle Möglichkeiten  einbezieht: Bus, Bahn, Auto und Rad auch zur Entlastung der B 224.
Als „Katastrophe für die Region“ bezeichnet Roland Mitschke, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Regionalverband Ruhr (RVR) das Ergebnis der Abstimmung. „Im Ergebnis darf es nicht dazu führen, dass ein Weiterbau der A52 verhindert wird.“
Mitschke fragt, ob der A 52 allein eine Gladbecker Angelegenheit sei oder nicht vielmehr eine der gesamten Region. „Wer fragt die Pendler, die jeden Tag aus dem nördlichen Ruhrgebiet und dem Münsterland in den Ballungskern einpendeln? Wer fragt die Berufspendler in Marl oder Bottrop? Wie sieht es mit dem Anschluss der Gewerbegebiete aus?“
Im Übrigen verweist Roland Mitschke darauf, dass beim Ratsbürgerentscheid in Gladbeck die Frage der finanziellen Beteiligung der Kommune mit der Frage nach dem Bau verbunden worden sei. Eigentlich wären zwei separate Fragen zur Abstimmung notwendig gewesen. „Land, Wirtschaft und ggf. Region sind aufgefordert, eventuelle Finanzierungslücken, die durch die Gladbecker Entscheidung entstanden sind, aufzufangen.“

Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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