Aktive Mittagspause: Caritas-Mitarbeiter fordern mehr Stellen

Jeder Zettel steht für einen der 162.000 geforderten Arbeitsplätze.
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Das Urteil ist hart: "Von guter Arbeit im Krankenhaus kann keine Rede sein." Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) geht hart mit den Arbeitsbedingungen ins Gericht, die für die angestellten Fachkräfte in deutschen Krankenhäusern gelten.

Auch im Gladbecker St.-Barbara-Hospital herrscht Unmut, der an diesem Mittwochmittag deutlich zu spüren ist. Die Belegschaft trifft sich pünktlich um 13 Uhr zur "aktiven Mittagspause" vor dem Hospital, jede Angestellte hält einen Zettel in die Höhe, darauf eine Zahl. Jede einzelne steht für einen der 162.000 geforderten Arbeitsplätze. Das klare Signal lautete: Wir brauchen mehr Personal. Jetzt.

In der Vergangenheit, so führt Bernd Stasik von der Mitarbeiter-Vertretung des St.Barbara-Hospitals aus, seien zahlreiche Stellen abgebaut worden. Mit dem eingesparten Geld wurden Gehaltserhöhungen für die derzeit Angestellten finanziert, darunter leide aber die Qualität der Pflege erheblich: Unter Zeitdruck werde die Einhaltung hygienischer Standards immer schwieriger, das könne im Ernstfall Leben kosten. Weiterhin seien in den Nachtdiensten Pflegekräfte oftmals alleine für mehr als 30 Patientinnen und Patienten verantwortlich. Auf Intensivstationen würden die Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Personalausstattung weitgehend ignoriert, wie aus einer Mitteilung der Mitarbeitervertretung der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe (KKEL) hervorgeht.

162.000 Stellen gefordert

Der derzeitige Betreuungsschlüssel liege, so schätzt Stasik, etwa bei der Hälfte der eigentlichen Sollstärke. Nach Berechnungen von ver.di seien bundesweit 162.000 weitere Stellen notwendig, um den Krankenhäusern die Erfüllung ihres eigenen Qualitätsanspruchs zu ermöglichen. Für die drei Standorte der KKEL, zu denen auch St. Barbara gehört, seien etwa 220 Stellen mehr zu besetzen. Stasik: "Wir müssen uns als Gesellschaft fragen, was wir unseren Kranken und Älteren zumuten können. Wenn nachts auf einer Station vier Notrufe aus vier verschiedenen Krankenzimmern kommen, ist Ärger vorprogrammiert. Menschen sollen keine Nummern sein, schon gar nicht hilfsbedürftige, kranke Menschen."

Das aktuelle Krankenhausstrukturgesetz leiste noch keinen wirksamen Beitrag zur Sicherstellung des erforderlichen Personals, heißt es im Appell der KKEL. Daher fordern die Vertreter der Belegschaft eine gesetzliche Personalbemessung, die verbindlich für alle Krankenhäuser gilt und alle beschäftigten Berufsgruppen umfasst. Außerdem seien die Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass eine Einhaltung aller Hygienevorschriften möglich ist. In Nachtschichten sollen darüber hinaus mindestens zwei Pflegefachkräfte beschäftigt sein, auch auf Intensivstationen bestehe dringend Handlungsbedarf.

Signal nach Bad Dürkheim

Zur "aktiven Mittagspause" riefen Mitarbeitervertretungen und ver.di auch wegen der anberaumten Konferenz der Landesgesundheitsminister und des Bundegesundheitsministers Hermann Gröhe in Bad Dürkheim. Bundesweit demonstrierten Krankenhausangestellte zur gleichen Zeit für die gesetzliche Personalbemessung, insgesamt 162.000 Zettel in den Händen. Bernd Stasik: "Was wir tun können, ist ein Signal nach Bad Dürkheim zu schicken. Ich denke, das ist uns heute gelungen."

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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