Der Versuch, Menschen, die Hartz-IV. beziehen, objektiv zu beurteilen

Bevor man überhaupt über das Problem und die Menschen wertet, sollte man sie im Vorab in entsprechende Gruppen einteilen.

1. Die Personen, die belastbar sind und sich bemühen, Arbeit zu finden.
2. Die Personen, die relativ belastbar sind und arbeiten könnten, Hartz IV. für sie jedoch nicht unzweckmäßig ist.
3. Die Personen die zwar Arbeit haben, jedoch durch Hungerlöhne weitere Unterstützung benötigen. (Mindestlohnrelevante Gruppe)
4. Die Personen, die im Grunde arbeiten wollten, durch sozialen Abstieg, ankonditioniertem Suchtverhalten, Schicksalsschlägen oder Krankheit jedoch nicht mehr können und nur gering belastbar sind. (Kraft-Gruppe)
5. Die Personen, die einfach nur faul sind, nicht arbeiten wollen und die Sozialsysteme ausnutzen. (Westerwelle-Gruppe)

Zu Punkt 1:
Sie versuchen wirklich alles, um einen Job zu finden. Oftmals sind sie hochqualifiziert und motiviert, scheitern jedoch oft an ihrem relativ fortgeschrittenen Alter oder anderen für sie ungünstigen Faktoren. Frustration und Verbitterung wächst im Laufe der Zeit. Kommt dann noch so eine Gestalt wie Westerwelle, die ihnen Faulheit und Trägheit unterstellt und sie einzig für Wählerstimmen benutzt wie Werkzeuge, dann ist Empörung hierüber völlig berechtigt.

Zu Punkt 2:
Der gesamte Lebensablauf und die familiäre Ordnung ist auf Hartz IV. ausgerichtet. Zwar ist ein Leben auf hohem Niveau nicht möglich, aber das Auskommen mit der „Stütze“ garantiert das Überleben. Hier und da eine kleine oftmals unangemeldete Nebentätigkeit erlaubt dann noch ein zusätzliches Sahnestückchen. Angebotene Arbeit würde schlichtweg Unordnung in den gewohnten Ablauf bringen.

Zu Punkt 3:
Oftmals wenig qualifizierte Personen, die „niedere, ungeliebte und anstrengende“ Arbeiten verrichten und dabei ausgenutzt werden. Häufig wird aus Gewinnstreben von der Arbeitgeberseite her die Stütze bei der Lohngestaltung im Vorab miteinbezogen. Ein sozialkrimineller Akt im Grunde, dem einzig durch vorgegebene Mindestlöhne entgegenzuwirken ist. Es kann nicht angehen, dass jemand, der Vollzeit arbeitet nicht so viel dafür bekommt, dass er seine Familie damit nicht ernähren kann.

Zu Punkt 4:
Hier ist im Laufe der Jahre eine Eigendynamik gewachsen, aus der nur noch schwer zu entkommen ist. Viele halten sich für wertlos, fallen in depressiven Stimmungen und haben oftmals den Alkohol als Trostspender gefunden. Sie wollten, wenn sie könnten und man sie ließe, jedoch Belastbarkeit und mangelnde Ausdauer lassen das nicht mehr zu. Die Idee von Hannelore Kraft, jenen Personen durch einfache Arbeiten wieder das Gefühl der Zugehörigkeit in der Gesellschaft zu ermöglichen, finde ich sehr gut.
Diesen Personenkreis wieder in den ersten Arbeitsmarkt integrieren zu wollen, wäre schlicht nicht finanzierbar. Abgesehen davon, dass es derart viele psychologische Betreuungs,- und Suchttherapieplätze überhaupt nicht gibt. Natürlich haben aus dieser Gruppe nicht alle Personen gleich ein Suchtproblem, aber bei sehr vielen hat die Frustration einen Hang hierhin wachsen lassen, was sie dann in der Gesellschaft in Verruf bringt.

Zu Punkt 5:
Dies ist die Gruppe, die in der Gesellschaft Anstößigkeit erregt und der Mehrzahl von Hartz- IV. -Empfängern Unrecht widerfahren lässt. Insofern wäre hier ein Vorgehen mit Druck und angedrohten Sanktionen angebracht, zumal in dieser Gruppe oftmals mit dem sozialbetrügerischen Vorgehen geprahlt und dem Ehrlichen der Vogel gezeigt wird.
Wenn dann auch noch Politiker wie Westerwelle, der aufgrund rückläufiger Umfragewerte, diese eine Gruppe als Wertmaßstab für seine politischen Zwecke benutzt, alle über einen Kamm schert um zu Punkten, dann ist dieses Vorgehen für mich einfach nur verwerflich. Im Kern des Problems hatte der Mann mit seinen Äußerungen zwar völlig Recht, sein Vorgehen jedoch war einzig von politischem Eigennutz geprägt.

Fazit:
- Bei der Wertung von Hartz IV.- Empfängern sollte man nicht vergessen, dass es sich bei jedem Einzelnen um ein individuelles Schicksal handelt.
- Politik sollte nicht, wie mit der Gießkanne, über alle diese Gruppen betrieben werden, sondern für jede der angesprochenen Gruppen sollten individuelle Lösungsmöglichkeiten geschaffen werden.
- Die Wertung, die für die eine Gruppe angebracht wäre, ist möglicherweise für die andere Gruppe verletzend und abwertend.
- Die Vielfalt des Problems ist politisch eine sehr dünne Eisfläche. Egal, welche Position man einnimmt, man tut immer anderen Gruppen Unrecht und bietet Angriffsfläche für den politischen Gegner.
- Lösungen sind nur möglich, wenn politischer Eigennutz nicht mehr die dominante Motivation ist. So lange jeder nur dafür ist, dass er dagegen ist, wird ein Ergebnis des Problems immer unbefriedigend bleiben…

Hatte ich mir erlaubt, in meinem ersten Beitrag die Hartz IV.- Bezieher in unterschiedlichen Gruppen einzuteilen, möchte ich in diesem Beitrag auf Lösungsansätze eingehen.
Lösungen sollten in den von mir eingeteilten Gruppen entsprechend der hier enthaltenen Schwerpunkten kreiert werden. Dabei könnte die Ideenauswahl vielfältig sein.

Bevor man jedoch dazu hingeht, Beschlüsse zu fassen, im Grunde egal, um welches Thema es sich handelt, sollte man grundsätzlich folgende Punkte beachten:

1. Was will die Mehrzahl des Volkes

Es ist dumm, mit aller Gewalt gegen etwas zu sein nur, weil der Gegner dafür ist. Hier sollte einzig die Sachebene entscheiden, welche politische Haltung zu Reformierung angenommen wird. Lösungen sind nur bei vorliegender Akzeptanz der Mehrzahl sinnvoll. Das Volk ist nicht dumm und merkt sehr schnell, ob eine politische Gruppierung eigene Vorteile durch die Vertretung ihrer Position erreichen will.

2. Moralischer Aspekt

Eine Akzeptanz ist nur zu erreichen, wenn es mit den Ansichten und Wertvorstellung der Meisten übereinstimmt. So wäre zum Beispiel ein Nichtantasten von vorliegendem Vermögen bei Hartz IV. –Beziehern dem Bürger nur schwer vermittelbar, wenn z.B. ein ehemaliger Bankdirektor eine Millionenvilla mit Yachthafen besitzt.

3. Gesunder Menschenverstand

Oftmals bleibt dem Bürger nur ungläubiges Kopfschütteln über Verordnungen und Vorschriften. Ich habe manchmal das Gefühl, dass gar nicht begriffen wird, wie sehr die Politik dadurch in Verruf kommt. „Welche Idioten haben sich denn das wieder ausgedacht?“ ist doch bei den Bürgern an der Tagesordnung.

4. Rechtsempfinden

Unsinnige Urteile oder politische Standpunkte erregen oftmals des Volkes Zorn. Oftmals traut sich keiner aus Angst vor Kritik die Wahrheit zu sagen.

5. Machbarkeit

Beim Umsetzen von Ideen und Vorschlägen sollte stets bedacht werden, wie und ob sie überhaupt umzusetzen sind. Welche Schwierigkeiten werden sich ergeben, welche Schlupflöcher der Umgehung könnten entstehen und welcher Missbrauch könnte betrieben werden.

6. Elemente, die von der Politik unbedingt zu vermeiden sind

- Belehrende Arroganz und Hochmut (Gruß an Herrn Westerwelle, sorry, konnte es mir nicht verkneifen).
- Eigene Vorteile sowie offensichtlicher Eigennutz für persönliche Wahlprogramme.

Lösungsbeispiele und Möglichkeiten gegen die Hartz IV. –Problematik

Hier nur ein paar Beispiele, die mir hierzu spontan einfallen. Die Politik ist hier in ihrer Gedankenvielfalt gefragt. Bereitgestellte Mittel sollten entsprechend der Unterschiedlichen Gruppen verteilt und nicht wie mit der Gießkanne über alle Hartz IV. –Bezieher ausgeschüttet werden.

6. Die Personen, die belastbar sind und sich bemühen, Arbeit zu finden.
- Gesetzliche Anreize für die Arbeitgebende Seite
- Fortbildungsmaßnahmen
- Hilfe bei Ortsgebundenheit, sei es steuerlich oder auch durch finanzielle Anreize.

7. Die Personen, die relativ belastbar sind und arbeiten könnten, Hartz IV. für sie jedoch nicht unzweckmäßig ist.
- Schaffung von Perspektiven in einer Form, dass der arbeitende Mensch immer Vorteile gegenüber dem nichtarbeitenden Menschen hat.
- Das Gefühl, dass Arbeit immer lohnenswert ist, sollte ein Zustand der Eigendynamik werden. Die in den vergangenen Jahren gewachsene Einstellung wäre hier korrigierend zu kanalisieren.
- Offensichtliche Vorteile, die eher den Anreiz zum Arbeiten nehmen, sollten überdacht werden.

8. Die Personen die zwar Arbeit haben, jedoch durch Hungerlöhne weitere Unterstützung benötigen. (Mindestlohnrelevante Gruppe)
- Gesetzlich vorgegebene Mindestlöhne
- Klare Sanktionen und Strafen bei Nichteinhaltung der Vorgaben.
Jemand, der Vollzeit arbeitet, sollte nicht mehr auf öffentliche Mittel angewiesen sein.

9. Die Personen, die im Grunde arbeiten wollten, durch sozialen Abstieg, ankonditioniertem Suchtverhalten, Schicksalsschlägen oder Krankheit jedoch nicht mehr können und nur gering belastbar sind. (Kraft-Gruppe)
- Psychologische oder Therapeutische Hilfe anbieten, die den Betroffenen die Möglichkeit gibt, sich aus dem Sumpf der Hoffnungs- und Perspektivenlosigkeit hinauszuziehen.
- Entsprechende Programme entwerfen, die der Belastbarkeit des Betroffenen entsprechen und ihm wieder das Gefühl der Dazugehörigkeit zur Gesellschaft geben.
10. Die Personen, die einfach nur faul sind, nicht arbeiten wollen und die Sozialsysteme ausnutzen. (Westerwelle-Gruppe)
- Nach Klärung der individuellen Situation und dem Nachweis von Sozialbetrug der durch Lustlosigkeit oder gar kriminellem Verhalten geprägt ist sollten
- Sanktionen und Strafen verhängt und
- Leistungen gestrichen werden.

Wenn ein Hartz IV. –Empfänger einer 7er BMW oder einen 270er SL -Mercedes fährt, dann sollte das die Behörden schlichtweg stutzig machen…

Foto: Harry Hautum, Pixelio, zur Veröffentlichung freigegeben

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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