100 Jahre DADA ... arp museum Bahnhof Rolandseck

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Was? Sie haben schon richtig verstanden: Bahnhof. Und so reisten wir stilecht mit der Bahn an und ab. Drei Stunden hin, drei Stunden zurück.
Der Bahnhof Rolandseck, ein klassizistischer Bau mit eleganten Proportionen, wunderbar am Rhein gelegen, in Sichtweite grüßt der Drachenfels und das restliche Panorama des Siebengebirges.

Nach der Anfahrt trafen wir weitere Bekannte und stärkten uns mit einem kleinen aber feinen Imbiss in dem sehr schön ausgestalteten Restaurant. Sogar die Toiletten überraschen mit augenzwinkernden „Kunstwerken“. Der Blick vom Balkon ist einfach nur prächtig, auch bei bedecktem Himmel, der uns den ganzen Tag begleitete.

Durch eine utopisch gestaltete Betonröhre gelangt man in den, in den Felsenhang gebauten, neuen Teil des Museums. Der amerikanische Architekt Richard Meier hat hier eine großartige, schlichtelegante Hülle für die Kunst geschaffen – und es kann als eigenständiges Kunstwerk mühelos mithalten. Auf keine technischen Finessen wurde hier verzichtet, wunderbar sind kleine und große Räume miteinander verzahnt, überall atemberaubende Durchblicke nach oben, unten und in die Landschaft, in deren Grün dieser zeitlose Bau behutsam eingeplant und gebaut wurde.

Wir besuchten die zurzeit laufende Ausstellung GENESE DADA 100 JAHRE DADA ZÜRICH, eine Ausstellung des Arp Museums Bahnhof Rolandseck in Zusammenarbeit mit dem Cabaret Voltaire Zürich. Auch wurde in der Kunstkammer Rau die Ausstellung MENSCHENSKiNDER, Kinderleben zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Sammlung RAU für UNICEF – Gemeinsam für Kinder gezeigt.

In einem abgesperrten Saal wurde die nächste Ausstellung vorbereitet, Barbara Hepworth: Sculptur for a Modern World. Das Poster dazu grüßte schon von der Wand, darunter, noch in Kisten verpackt, ihre Werke. Museumsmitarbeiter bestückten behutsam die Glasvitrinen.

Mit der Bewegung DADA kam ich während meines Studiums in Berührung. Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen stellte 1958 in der Düsseldorfer Kunsthalle „DADA Dokumente einer Bewegung“ aus. Im Katolog sind natürlich zahlreiche Künstler aufgeführt, die auf unterschiedlichste Weise einen Bezug zur DADA-Bewegung hatten.

Zwei Stellen eines Textes, den Hans Jean Arp für diesen Katalog schrieb, möchte ich hier zitieren:
„ Dadaisten gab es, bevor der Name Dada für Dada und die Dadaisten da- da- war(en).
Gefunden wurde das Wort Dada 1916 in Zürich während des ersten Weltkrieges. Die Dadaisten waren, sind und werden stets gegen den Krieg sein. Die Dadaisten verabscheuen den Krieg aus tiefstem Herzensgrund. Dieser tiefste Herzensgrund der Dadaisten, der so oft in Zweifel gezogen wurde und wird, ist so etwas wie ein „verschämter Armer“. Der Zynismus der Dadaisten ist eine Maske. Der Dadaist leidet unter der Tobsucht des menschlichen Größenwahnes, der mit dem Weltkrieg 1914 begann. Aus dem Brei aus Stahl, Blut und Knochen erstand der ungeheuere mechanisierte Übervernunftroboter, der heute den Reigen führt. Dada glaubte nie, glaubt nicht und wird nie an die Übervernunft glauben …

Und am Schluss des Textes:
„... Dada ist gegen die vorgeschriebene Form des deutschen Schulaufsatzes. Dada ist, um es noch einmal und noch einmal zu sagen, gegen den Größenwahn, den „Fortschritt“, die Rationalisierung und den Glauben, nur an Verkehrtes zu glauben. Heute können sich die Vernunftroboter schmunzelnd über ihren faulen Zauber die Hände reiben.

Hans Jean Arp
Juli 1958 ...“

Wie treffend passen diese Worte von Arp auch in die heutige Zeit. Dada ist und bleibt aktuell. Das zeigt auch die gestern besuchte Ausstellung im, nach ihm benannten, arp museum Bahnhof Rolandseck.

Weitere Informationen:
http://arpmuseum.org/

Zum Abschluss noch mein Dank an das sehr freundliche Museumspersonal: Es wurde mir erlaubt, ohne Blitz im Museum zu fotografieren.

© Fotos und Text: G. Lambert / Mai 2016

Autor:

Gottfried (Mac) Lambert aus Goch

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