Karneval und Inklusion: „Zunehmende Vermischung von Menschen mit und ohne Behinderung“

Marcus Knops

Inklusion besagt, dass alle Menschen - mit oder ohne Behinderung - überall dabei sein können. Längst hat sie auch im Karneval Einzug gehalten. Das Gocher Wochenblatt sprach mit Marcus Knops, amtierender Sitzungspräsident des Kolping-Karneval-Komitees 1885, Mitglied des Festkomitees Gocher Karneval und Lehrer für Sonderpädagogik, über Inklusion in der närrischen Zeit.

1. Wie kann die Inklusion im Karneval gelingen?

„Der Begriff ‚Inklusion‘ bedeutet Teilhabe, er beinhaltet die Sicherstellung, dass alle Menschen die Möglichkeit besitzen, sämtliche Karnevalsveranstaltungen zu besuchen. Wenn ein Verein einen barrierefreien Festwagen für den Rosenmontagszug baut, auf dem Mitmenschen mit einer Behinderung mitfahren, ist das für mich nicht Inklusion. Die entscheidenden Kriterien für mich sind - wie auch generell bei der Inklusion behinderter Menschen - Selbstbestimmtheit und der Wunsch des Menschen mit einer Behinderung.“

2. Wie wird der Inklusiongedanke vor Ort im Karneval praktiziert?

„Wir leben seit Jahren den Inklusionsgedanken im Karneval. Sämtliche Veranstaltungen sind komplett barrierefrei und für alle Bürger zugänglich.

3. Es gibt aber auch Karnevalsveranstaltungen, die von Betroffenen-Verbänden und gemeinnützigen Vereinen für Menschen mit einer Behinderung initiiert werden.

Bei diesen Veranstaltungen findet inzwischen sowohl auf der Bühne als auch im Publikum eine deutliche Vermischung der Menschen mit und ohne eine Behinderung statt. Fand zu Beginn der ersten Karnevalsveranstaltungen für behinderte Mitmenschen Anfang der 80er Jahre noch eine Separation statt, stellt sich dies inzwischen völlig anders dar: Bei der Karnevalssitzung der Niederrheinischen Behinderten-Selbsthilfe (NBSH) etwa wirken die Karnevalisten der Queekespiere Keppeln und das Kolping-Karnevals-Komitee 1885 mit. Die „Alt-Herren“ des SV Viktoria Goch arbeiten seit Jahren mit der Lebenshilfe Hand in Hand bei der Realisierung der Karnevalssitzung der Lebenshilfe.

4. Warum schafft man diese Sitzungen nicht ab und veranstaltet ausschließlich integrative Sitzungen „für alle“ gemeinsam?

„Ich persönlich halte von so einer Form der ‚Radikal-Inklusion‘ gar nichts. Man würde den Menschen mit einer Behinderung etwas wegnehmen, was ihnen viel bedeutet und nichts Neues hinzu fügen. Die behinderten Menschen wählen vorzugsweise diese Veranstaltungen für sich aus, weil sie sich im besonderen Rahmen, in denen diese Sitzungen stattfinden wohl fühlen. Man kennt sich untereinander, die Veranstaltungen finden an einem zentralen Punkt statt, wo die Teilhabe am Straßenverkehr gewährleistet ist und wo etwa eine organisatorische Bündelung, etwa durch Fahrdienste, statt findet.

5. Nur wenige behinderte Menschen besuchen die hiesigen Karnevalssveranstaltungen, die nicht durch Betroffenen-Verbände und gemeinnützige Vereine initiiert werden. Wie könnte man das ändern?

„Jede Veranstaltung ist für alle Menschen, mit oder ohne eine Behinderung, geöffnet. Man sollte behinderte Menschen immer wieder dazu animieren, auch die anderen Veranstaltungen, wie etwa Kappen, Herren- Damen-, Kinder- oder übrige Veranstaltungen zu besuchen.

6. Andernorts gehören Karnevals-Regenten mit einer Behinderung oder aber Aktive im Zug - etwa als Fußgruppen - längst zum närrischen Geschehen.

„Wir können und wollen Mitmenschen mit einer Behinderung nur immer wieder dazu animieren, sich bei den hiesigen Karnevalsveranstaltungen auf jegliche Weise einzubringen. Das funktioniert hier auch. Davon bin ich überzeugt. Hierfür stehen wir den interessierten Mitbürgern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.“

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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