Wieder auf Vlieland ... (Teil 2)

Auf dem Weg zum Watt
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1975 waren wir zum ersten Mal mit unseren Kindern, niederländischen Verwandten, Bekannten und deren Kindern auf Vlieland. Wir waren so zahlreich, dass ein Bus angeheuert wurde. Der Vorgarten unseres Schwagers in Nijmegen stand voller Koffer, sie waren neben- und übereinandergestapelt. Als Koffer und Taschen verstaut waren, passten wir noch so gerade in den Buss. Unterwegs wurde eine Pause eingelegt, das war auch dringend nötig – nicht nur zum Brötchenessen. In Harlingen angekommen, müssen Busse oder Autos an Land bleiben. Also alle Koffer und Taschen auf kleine Pferdeanhänger packen, die im unteren Deck der Fähre ihren Platz hatten.

Die Überfahrt, mit der viel kleineren, alten Fähre war ein richtiges Erlebnis, vor allem für die Kinder. Möwen schnappten sich kleine Brötchenreste aus den Kinderhänden – ab und zu wurde auch jemand übel beschissen und lief heulend zur Mama. Die Schmalfilme, die ich damals gedreht habe, halten diese historischen Vlieland-Szenen wunderbar fest, auch wenn sie immer mehr vergilben. Was soll's, in der Erinnerung bleiben diese Bilder immer frisch und unvergessen.

Wir wohnten damals alle im Schullandheim „Vliehorst“. Es dauerte abends meist sehr lange, bis Ruhe einkehrte. Die Eltern versammelten sich zur gemütlichen Runde in der „Leiderskamer“ bei Bierchen oder Wein. Es ging immer sehr lustig zu. Oft wurde jemand „ausgeguckt“, der dann mit dem Rad Kroketten oder Frikandellen im Dorf holen musste. Die schon etwas älteren Kinder geisterten auch öfter durch die Schlafsäle oder rumorten noch draußen auf der Wiese. Aber irgendwann waren auch sie „platt“. Tagsüber hatten die Kinder am Strand getobt, auf der Wiese Fußball gespielt oder hinter dem Gebäude im Wald Hütten gebaut. Am schönsten war es, wenn sie im Dorf Eis gegessen hatten, und wie die Indianer über die Dünen zurück geschlichen kamen. Wir hatten alle eine schöne Zeit zusammen …

Sogar mit einem Fischkutter fuhren wir raus auf die Nordsee, um Makrelen zu fangen. Das war kein großes Kunststück, wenn eine Stelle erreicht war, an der diese Raubfische sich aufhielten. Über ihnen halten sich immer Möwen auf, das muss man nur wissen. Die Angeln waren mit „Paternostern“ ausgerüstet, das sind mindestens drei Haken, die in etwa Unterarmlänge Abstand an der Schnur sitzen. Als Köder reichten kleine Schnipsel von hellen Plastiktüten, auf die sich die Makrelen gierig stürzten. Der Schipper zeigte uns, wie die Fische sofort ausgenommen wurden. Der Abfall wurde an die Möwen verfüttert. Wieder im "Vliehorst" angekommen, wurden die Fische von meiner Schwiegermutter gesäubert und filetiert. Beim Fahrradverleih besorgten wir uns eine Handvoll Fahrradspeichen, auf die unsere Fischfilets gesteckt und auf den großen Grill gelegt werden konnten. So frisch wie hier haben wir nie mehr Fisch gegessen. Ein Gedicht …

Noch heute wird von diesem Tag auf dem Fischkutter geschwärmt. Die See war etwas rau, das Boot tanzte ganz schön auf den Wellenkämmen. Mal drehte sich die Schiffsschraube in der Luft, dann sackte das Boot wieder in ein Wellental. Nicht alle "Seeleute" hielten das aus - einige wurden sehr blass, hingen über die Reling und "fütterten" die Fische. Danach legten sie sich auf Deck vor den Mast und rührten sich nicht mehr. Erst als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, ging es ihnen besser. Von den, an Land wartenden, Frauen wurden sie wieder aufgepäppelt ...

Warum ich das hier noch mal erzähle? Einfach weil diese unwiederholbaren Begegnungen und Erlebnisse wieder auftauchen, wenn ich an Vlieland denke oder noch schöner, in unregelmäßigen Abständen wieder mal auf der Insel bin.

Es reicht doch aus, die Fotos dieser einmaligen Insel anzuschauen. Alles, was es über die Insel zu berichten gibt, ist schon geschrieben worden. Und das kann hier nachgelesen werden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Vlieland

http://vlieland.net/

Hier geht es zum ersten Teil:

Wieder auf Vlieland ... (Teil 1)

Text und Fotos: G.Lambert / 2016

Autor:

Gottfried (Mac) Lambert aus Goch

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