Kommunen und Apotheker warnen vor trügerischer Sicherheit
Nur noch mit Maske

Kyra macht's schon mal vor. In der Gocher Löwen-Apotheke wird der Mund- und Nasenschutz aufgesetzt, wenn man in näheren Kontakt mit dem Kunden kommt. Ab Montag wird er jedoch für alle beim Einkaufen zur Pflicht. Foto: Steve
  • Kyra macht's schon mal vor. In der Gocher Löwen-Apotheke wird der Mund- und Nasenschutz aufgesetzt, wenn man in näheren Kontakt mit dem Kunden kommt. Ab Montag wird er jedoch für alle beim Einkaufen zur Pflicht. Foto: Steve
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Ab Montag, 27. April, gilt in ganz NRW die Pflicht zum Mund- und Nasenschutz in Bussen und Bahnen sowie beim Einkaufen. Aber wie kommen Bürger an eine Maske? Können die Kommunen helfen und wie werden die neuen Maßnahmen kontrolliert?

GOCH/WEEZE/UEDEM. "Die Stadtverwaltung kann leider nicht mit den Masken dienen", räumt Torsten Matenaers, Pressesprecher der Stadt Goch, ein. "Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass sich bereits viele Bürger selber eingedeckt haben." So hätten sich zum Beispiel zwei Änderungschneidereien kurzfristig auf die Fertigung der waschbaren Corona-Masken spezialisiert. Eigene "Maskenkontrolleure" werden ab nächster Woche nicht durch Goch marschieren.

"Bis zu zwölf Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind bereits jetzt jeden Tag, auch am Wochenende, unterwegs", versichert Torsten Matenaers. "Die werden die Maskenpflicht künftig auch im Auge behalten." Bislang würden sich die Verstöße gegen die Auflagen jedoch in Grenzen halten.
In Weeze kann man sogar vom Rathausfenster aus kontrollieren, ob sich alle an die Regeln halten. "Wir haben den Vorteil der kurzen Wege", erinnert Khalid Rashid von der Gemeinde an den freien Blick auf den großen Parkplatz Cyriakusplatz.

Neben den zwei Mitarbeitern vom Ordnungsamt wären bis zu zehn Sicherheitsleute gegen Corona-Verstöße im Einsatz. "Zudem radeln zwei Mitarbeiter vom Wellenbrecher durch den Ort", kann Rashid auf zusätzliche Unterstützung setzen. Die neuen Auflagen ab Montag bereiten ihm wenig Kopfzerbrechen. "Die Läden müssen verantwortungsvoll mit der Situation umgehen und dürfen keine Kunden ohne Mund-und Nasenschutz reinlassen." Notfalls reiche ja auch ein Schal.

Auf seine Bürger verlassen kann sich auch Rainer Weber. "Ich kann ihnen nur ein großes Lob aussprechen", sagt der Bürgermeister von Uedem. "Viele sind bereits jetzt mit Masken unterwegs, ob gekauft oder Marke Eigenbau." Nachfragen bei der Gemeinde nach dem Mund- und Nasenschutz gäbe es deshalb kaum.

Allerdings warnt das Gemeindeoberhaupt vor einer trügerischen Sicherheit: "Wir steigen jetzt in eine kritische Phase der Pandemie ein. Ich hoffe nicht, dass der Schuss nach hinten los geht. Den das A und O sind Abstand halten und die Hygienanweisungen befolgen." Zwar glaubt Weber, dass die Coronakrise noch Monate unser Leben bestimmen wird. Eine Öffnung des Rathauses könnte er sich aber schon in absehbarer Zeit vorstellen. "Doch dann müsste es zuvor eine Maskenpflicht für Behördengänge geben. Bei meinen Mitarbeitern würde ich dies sowieso voraussetzen. Denn nur so würden sich beide Seiten sicherer fühlen."

Doch auch der richtige Umgang mit dem Mund- und Nasenschutz will gelernt sein. „Ganz wichtig auch für Maskenträger ist es, alle anderen Schutzmaßnahmen, wie Abstand halten, regelmäßige und gründliche Händehygiene sowie Husten oder Niesen in die Armbeuge nicht zu vernachlässigen", rät Apotheker Ulrich Schlotmann.

Auch der hygienische Umgang mit den Masken sei sehr wichtig. „Beim Anziehen einer Maske ist darauf zu achten, dass die Innenseite nicht kontaminiert wird. Die Hände sollten vor dem Aufsetzen und nach dem Absetzen gründlich mit Seife gewaschen oder desinfiziert werden", erklärt der Apotheker. Das Gleiche gelte, wenn man mit der Maske hantiere, um sie im Backofen zu dekontaminieren. „Besonders die Außenseite einer gebrauchten Maske ist potenziell erregerhaltig und darf nicht mit Mund oder Nase in Berührung kommen. Um eine Kontaminierung der Hände zu vermeiden, sollte die Außenseite möglichst nicht berührt werden", rät Ulrich Schlotmann.

In seiner Apotheke sei die Nachfrage nach den Masken groß. Zurzeit seien zwar alle vergriffen. Eine neue Lieferung käme aber Anfang der Woche.
Eigentlich seien diese Masken aber in erster Linie Ärzten und Pflegepersonal vorbehalten, da diese durch den direkten Patientenkontakt einer hohen Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.

Das Mythos der Einweghandschuhe

Zum Schluss räumt der Apotheker noch mit dem Mythos um die Einmalhandschuhe auf: "Keime bleiben auf den Dingern viel besser kleben als auf der Haut. Somit bringen sie eigentlich gar nichts, es sei denn, man wechselt sie alle fünf Minuten."

Autor:

Christian Schmithuysen aus Goch

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