Eine uralte Geschichte aus Goch
Heft Nr. 64 von "An Niers und Kendel" widmet sich der Weberei und des Tuchhandels

Vor dem Hauptgebäude der Gocher Verbandssparkasse steht seit 1994 der Weberbrunnen von Dieter von Levetzow.
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  • Vor dem Hauptgebäude der Gocher Verbandssparkasse steht seit 1994 der Weberbrunnen von Dieter von Levetzow.
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Die Geschichte der Weberei in Goch ist so alt, dass sie der Geschichte der Stadt weit voraus ist. Dabei gebrauchen eigentlich nur noch die Ur-Gocher den Beinamen "Weberstadt", wenn sie ihre Herkunft beschreiben. Hans-Joachim Koepp, der ehemalige Stadtarchivar, hat sich in der 64. Ausgabe von "An Niers und Kendel" nun damit ausführlich befasst.

VON FRANZ GEIB

Goch. Eine lange Geschichte benötigt viel Raum. Insgesamt 41 Seiten widmet Gochs Geschichtsschreiber der Weberei und dem Tuchhandel mit all seinen Ausprägungen und Auswirkungen für die Stadt an der Niers. Die Geschichte begann in einer Zeit und einer Volksgruppe, die allenfalls noch Kulturhistoriker nachvollziehen können: Im Jahre 450 v. Chr. sollen die Menapier, ein keltisch-germanisches Mischvolk, Schafe gehalten und Wolle verarbeitet haben.
Tatsächlich belegt ist, dass die Kunst des Webens vor über 1000 Jahren an den Niederrhein und darum nach Goch kam: Im Jahre 1142 schlossen Kaufleute einen Bund, um sich gegenseitig beim Tuchhandel zu helfen. Tuchwebereien in Flandern waren bekannt, und mit den Grafen von Kleve und Geldern dürfte, so vermutet Hans-Joachim Koepp, auch die Kunst des Webens in die Gegend gekommen sein.
Schnell entwickelte sich womöglich eine "Industrie" rund um das Handwerk und brachte verschiedene Berufsgruppen wie Weber, Färber, Schneider und Händler und schließlich die Stadt Goch hervor.

Die Gilden entstanden

Mit den Handwerksgruppen kamen deren unterschiedlichen Interessengruppen, sprich die Gilden, zu denen unter anderem die Webergilde St. Severus zählte. Deren Einfluss auf das gesellschaftliche Leben beleuchtet der Autor mit Beiträgen zu Schafhaltung auf der Gocher Heide, den Tuchpreisen, den Steuereinnahmen für die Stadt, den Lombarden, die für das Geld- und Kreditwesen zuständig waren, dem Rückgang der Tuchfabrikation und dem Ende der Wollweberei.
Mit der Schneider- und Tuchscherergilde und der Leinenweberzunft gab es weitere Gruppen, die das Leben in der Niersstadt prägen sollten. Der Flachsanbau in Pfalzdorf, die Blütezeit der Leinenindustrie, deren Rückgang durch Kriege und Religionsstreitigkeiten und die Flucht nach Haarlem zeichnen ein detailliertes Bild der Geschichte dieser Zunft.

1.200 Arbeiter bei Schlüpers

Auf den letzten Seiten geht Hans-Joachim Koepp auf das Seilerhandwerk, die Seidenweberei und die Webereien in der Neuzeit -Vom Wüllenamt zur modernen Weberei- ein. Hier widmet sich der Gocher unter anderem der Gschichte der Firma Schlüpers, die um 1900 bis zu 1.200 Arbeiter beschäftigte, Produkte wie feinsten Mohairstoff bis zum billigen Wollplüsch herstellte, die sie in die ganze Welt auslieferte. Ständige Vertreter des Unternehmens saßen in London, Manchester und Montreal (Kanada). Der erste und der zweite Weltkrieg beendeten den Aufsteig der Weberei und es klapperten nur noch wenige Webstühle. Heute gibt es in Goch keine Weberei mehr.
Im letzten Kapitel schrieb Heinz van de Linde einen Nachruf über den ehemaligen Schriftgelehrten Franz Gommans. Dieser gehörte mehr als 40 Jahre der Arbeitsgruppe "An Niers und Kendel" an und starb im Alter von 92 Jahren am 30. Dezember des vorigen Jahres.

Autor:

Franz Geib aus Goch

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