Ansichtskartenausstellung in Goch zeigt die Boxteler Bahn
Die Verbindung zur Welt

Die Mitglieder der Stiftung Gennep-Niers-Goch haben eine besondere Ausstellung zusammengestellt. Sie zeigt die Geschichte der Boxteler Bahn. Projektleiter ist Werner Verfürth (2. von links). Foto: Torsten Matenaers
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Ab Samstag erinnert eine Ausstellung im Haus zu den fünf Ringen an die Boxteler Bahn Für Bahnreisende, die es vor über einhundert Jahren besonders eilig hatten, und das haben sie ja bis heute noch oft, war die vor 150 Jahren gegründete Nord-Brabant-Deutsche-Eisenbahn-Gesellschaft ein Segen: Dank der durch sie installierten Bahnverbindung zwischen Boxtel über Goch nach Wesel, die, eingebunden in die Fernverbindungen zwischen London und Berlin, Verspätungen nach der Überfahrt von England aufholte.

VON FRANZ GEIB

Goch/Gennep. "Die NBDS war hinsichtlich Geschwindigkeit und Komfort führend in den Niederlanden und Deutschland. Es waren die schnellsten Lokomotiven im Einsatz. Vor allem auf den 'Blauen Brabantern' war es für die Lokführer eine Ehre, statt der normalen 70 bis 90 km/h bis zu 100 km/h zu fahren", sagt Werner Verfürth vom Heimatverein Goch, der an die Geschichte der Boxteler Bahn erinnern will.
Aus diesem Anlass öffnet am kommenden Samstag, 27. April, 11 Uhr, im "Haus zu den fünf Ringen" an der Steinstraße in Goch die Ausstellung "150 Jahre Boxteler Bahn/150 Jaar Duits Lijntje". An der Konzeption der Ausstellung arbeiteten neben Verfürth auch seine Mitstreiter aus Uedem und Gennep im Rahmen der Stiftung Gennep-Niers-Goch (GNG) mit.
Anhand von knapp 96 Original-Ansichtskarten, die markante Punkte wie Brücken oder Wohnsiedlungen und natürlich und Bahnhöfe entlang der damals wichtigsten Bahn am Niederrhein zeigen, wird bis zum 30. Mai jeweils samstags und sonntags, sowie am 1. Mai und am 30. Mai jeweils von 11 bis 17 Uhr widergespiegelt, welche Bedeutung die Bahnlinie für den internationalen und vor allem regionalen Verkehr hatte. Denn neben einer schnellen Verbindung zu den Fernzügen wurde die Boxteler Bahn auch von der hiesigen Bevölkerung für Viehtransporte oder von Kevelaer-Pilgern in Anspruch genommen. "Von anfangs 13 Pilgersonderzügen im Jahr 1879 stieg die Zahl bis 1913 auf bis zu sechzig Sonderzüge im Jahr an", erinnert Werner Verfürth. Dass durch die bedeutsame Verbindung Boxtel - Wesel auch die Zahl der mitreisenden Diplomaten, gekrönten Häupter und des Hochadels auf der Linie groß war, versteht sich von selbst. An der Spitze der Benutzer der NBDS stand das englische Königshaus, wie Verfürth herausfand: Der reisefreudige deutsche Kaiser fuhr in den Jahren 1898, 1899, 1901, 1905, 1907 und 1911 mit seinem persönlichen Hofzug über die NBDS-Schienenstrecke.

Weltkrieg brachte das Ende

Mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs zeichnete sich das Ende der glorreichen Geschichte der Bahn ab. Weil der internationale Verkehr durch den Krieg zum Erliegen kam, verzeichnete die Bahngesellschaft katastrophale Einnahmeausfälle, so dass sie 1919 in Konkurs ging. Die holländische Teilstrecke übernahm ab 1925 die Nederlandse Spoorwegen und den deutschen Teil die Reichsbahn. Den entscheidenden Knackpunkt erlebte die Bahn im zweiten Weltkrieg als die Weseler Rheinbrücke bombardiert und zerstört wurde. Das Aus war damit endgültig besiegelt.
Gemeinsam mit Michael Lehmann aus Uedem und Jan Wessels aus Gennep konnten die gut einhundert Ansichtskarten, die zum Teil original Handschriften der Reisenden tragen zusammengestellt werden. Aufgebaut wird die Ausstellung von Heinz Wessels, Franz Urselmans, Franz van Well und Werner Verfürth. In der Ausstellung sind noch einige Exponate und ein Modell der legendären Lokomotive "Der blaue Brabant" zu sehen.

Erstes großes Gemeinschaftsprojekt

Besonders stolz sind die Vertreter vom Gocher Heimatverein und der Stiiftung Gennep-Niers-Goch, dass mit der Ausstellung das erste große Gemeinschaftspriojekt entstanden ist. Harry van den Bogaerd aus Gennep: "Die (ehemalige) Grenze sollte uns nicht hindern, Kontakt zu halten und gemeinsam zu arbeiten. Die Niers ist die gelungene Verbindung zwischen unseren Gemeinden." Eine der ältesten Ansichtskarten ist die Karte des Gocher Bahnhofes aus dem Jahre 1899 in der Ausstellung zu sehen. Sie wurde Heiligabend geschrieben und nach London versandt.

Ausstellung wandert: Ab Sonntag, 2. Juni, bis Mittwoch, 31. Juli, wird die Stichting GNG die Ausstellung in der Kenninskeuken in der Bibliothek Gennep zeigen. Hier ist auch die Dauerausstellung NBDS (Noord-Brabant-Duitse Spoorwegmaatschappij) zu sehen. Am Eröffnungstag wird das Buch an die Bürgermeister von Gennep und Goch überreicht. Info 

Buch zur Ausstellung: Zur Ausstellung gibt es auch ein Ansichtskartenbuch. Der Einband wurde von Martin Lersch entworfen, Jan Wessels, Michael Lehmann und Werner Verfürth haben das Buch zusammengestellt. Herausgegeben wird es in zwei Sprachen (deutsch/niederländisch). Die teils schwarz-weißen, teils farbigen Bilder zeigen Gebäude und Bauwerke entlang der Bahnstrecke. Das Buch mit dem Titel "150 Jahre Boxteler Bahn/150 Jaar duits Lijntje" ist in der Ausstellung und im örtlichen Buchhandel für 10 Euro erhältlich. Ansichtskartenbuch

Die Mitglieder der Stiftung Gennep-Niers-Goch haben eine besondere Ausstellung zusammengestellt. Sie zeigt die Geschichte der Boxteler Bahn. Projektleiter ist Werner Verfürth (2. von links). Foto: Torsten Matenaers
Eine der ältesten Ansichtskarten ist die Karte des Gocher Bahnhofes aus dem Jahre 1899. Sie wurde Heiligabend geschrieben und nach London versandt.
Autor:

Franz Geib aus Goch

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