Heißer Kaffee, helfende Hände: Neues aus der Bahnhofsmission

Ilona Ladwig-Henning (l.) wechselte von der Wohungslosenberatung an den Hauptbahnhof.
  • Ilona Ladwig-Henning (l.) wechselte von der Wohungslosenberatung an den Hauptbahnhof.
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„So schlimm finde ich unseren Bahnhof gar nicht!“ Ilona Ladwig-Henning eilt einem einfahrenden Zug entgegen. Dutzende Fahrgäste wieseln über die Trittstufen. Einige aber bleiben in der Tür stehen und tasten sich vorsichtig voran. Die neue Leiterin der Bahnhofsmission hat gut zu tun.

Beim Ein- und Aussteigen helfen, das gehört zum Kerngeschäft und das würde sich einfacher gestalten, wenn alle Züge barrierefrei wären. So wie der Bahnhof. „An allen Gleisen gibt es Aufzüge. Die funktionieren sogar. Davon kann man in Schwelm oder Dortmund nur träumen“, sagt Ilona Ladwig-Henning wissend.
Die Sozialarbeiterin wechselte nach zwölf Jahren in der Wohnungslosenberatung an ihren neuen Wirkungsort, den Flachbau zwischen den Gleisen 8 und 10. Der riecht innen noch nach Farbe und präsentiert sich nach gut achtwöchiger Renovierungszeit großzügiger und aufgeräumter als zuvor.
„Wir haben eine Wand im Eingangsbereich entfernt und können unsere Gäste endlich angemessen empfangen“, erläutert Fabian Tigges von der Diakonie Mark-Ruhr, dem Träger der Bahnhofsmission und auch der Anlaufstelle Luthers Waschsalon. Sowohl in der Begegnungsstätte für Obdachlose an der Körnerstraße als auch am Verkehrsknotenpunkt für viele tausend Reisende pro Tag hält die gebürtige Hannoveranerin mit der hellen, sympathischen Stimme nun die Fäden in der Hand. Und sie folgt konkreten Vorstellungen. „Unsere 25 ehrenamtlichen Mitarbeiter werden künftig stärker unter dem Aspekt ,Behörden-Lotsen‘ geschult, um noch effektiver helfen zu können“, erläutert sie. Die Bahnhofsmission stellt schließlich oft die erste Anlaufstelle dar. Die Ehrenamtler sind in der Hälfte ihrer Arbeitszeit mit klassischen Reisehilfen beschäftigt. Die andere Hälfte entfällt auf Sozialberatung.
Mit einer Mischung aus beidem hat Lothar Kasper zu tun. Er begleitet Kinder zwischen acht und 14 Jahren, die in der Regel zwischen den weit entfernten Wohnorten ihrer getrennt lebenden Eltern pendeln. „Meine Kollegen und ich passen auf, vertreiben den Kids die Zeit mit Büchern und Spielen und hören uns ihre Geschichten an“, erzählt der pensionierte Berufsschullehrer und leidenschaftliche Bahnreisende, der den afrikanischen Kontinent schon auf Schienen durchquert hat. „Wir erfahren viel über die Spannungen zwischen Müttern und Vätern und wie sehr das die Kinder belastet.“
Wie Lothar Kasper sind auch alle anderen freiwilligen Helfer psychologisch geschult. Ihr Alltag stellt aber auch vor sprachliche Probleme. „Uns suchen immer mehr Menschen mit dem viel beschworenen Migrationshintergrund auf“, schildert Ilona Ladwig-Henning. „Auch hier werden wir uns weiter qualifizieren.“
So hell und freundlich wie die neue Bahnhofsmission wünscht man sich den ganzen Bau. „Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass sich im Laufe des Jahres etwas tut“, sagt Ilona Ladwig-Henning. „Aber so schlecht ist es jetzt nun auch nicht.“

Die Hagener Bahnhofsmission findet sich an Gleis 8/10 und ist werktags von 8 bis 19, samstags bis 18 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen sind die ehrenamtlichen Helfer zwischen 14 und 18 Uhr vor Ort. Wer eine Hilfestellung oder Reisebegleitung braucht, kann sich unter Tel. 02331-2 33 40 vorab informieren .

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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