Die kleine Dünne!

Passend zum Schulanfang!

Ich will das nicht essen, ich mag das nicht. Und schon richteten sich alle Blicke auf die Kleine, die dünne, die auf ihren Stuhl hin und her rutschte und deren Beinchen umher baumelten, wärend ihr dicke Tränchen die Wange herunter kullerten.
Nein, nein sagte der Vater. So geht das nicht weiter. Die Kleine wird uns noch verhungern. So dünn wie sie schon ist. Wir müssen etwas unternehmen. Bevor die Kleine eingeschult wird, muss sie noch was auf die Rippen bekommen. So kann sie ja noch nicht einmal ihren Schulranzen tragen.
Am Abend packte die Mutter einige Sachen, die die Kleine brauchte, denn sie sollte, und das haben alle beschlossen, zur Oma und Opa aufs Land. Alle, das waren Vater, Mutter und drei ältere Geschwister. Die drei kleineren bekamen von allem nicht viel mit, nur das Geschreie und Gezappel am Tisch war ja nicht zu übersehen und überhören. Also wurde die Kleine am nächsten Morgen kurzerhand ins Auto gepackt und zu Oma und Opa gebracht.
Am Anfang war die Kleine sehr, sehr traurig und mochte erst recht nichts essen. Aber da war ja noch der Opa, na, der fand sie klasse. Der nahm sie auf den Schoß und erzählte ihr wunderschöne Geschichten. Von schönen Engels, die ganz rosige Bausbäckchen hatten und kleine runde Ärmchen und Beinchen. Juhu, das machte der Kleinen viel Spaß und sie wollte auch so schön sein, wir die Engelchen. Mit der Zeit gewöhnte sie sich an Oma und vor allem an Opa und sie vergaß beim Essen zu weinen. Nach jedem Essen, das jetzt viel besser schmeckte, lief sie mit ihrem Opa über die Wiesen rauf zum Waldesrand, wo eine schon fast verrottete Holzbank stand. Dort saßen sie jeden Tag und beobachteten die Tiere, dir hier im Teutoburger Wald zahlreich vorhanden waren. Da ein Reh mit ihren Jungen, da ein Häschen, das im Zickzack über die Wiese jagte und da ein Wiesel, das einen Tunnel grub. Sie lauschten, wenn in den Bäumen der Specht seinen Schnabel in den Baum hackte und hörten dem Uhu zu, der immer huhu, huhu rief.
So verging die Zeit, und aus der Kleinen dünnen wurde ein kleines gut genährtes Mädchen, das glücklich und unbeschwert die Tage bei Oma und Opa verbrachte. Doch es sollte nicht so bleiben.
Eines Tages kam der Vater und sagte der Kleinen, das sie jetzt stark genug wäre, um ihren Schulranzen zu tragen. Nächste Woche schon sollte die Einschulung sein. Also musste sie sich von Oma und Opa verabschieden um mit ihrem Vater zurück zu fahren. Oh, du meine Güte, hat die Kleine geweint und sich an ihren Opa geklammert. Ich möchte hier bleiben hat sie gerufen und vor lauter schluchzen hat sie nicht verstanden, was der Opa da gesagt hatte. Sie hörte auf zu weinen und schaute mit schief gestelltem Kopf den heißgeliebten Opa fragend an. Da ging der Opa in die Hocke, nahm sie in den Arm und sagte: "Weine nicht, meine kleiner Schatz, ich verspreche dir, in den nächsten Ferien darfst du wieder zu uns kommen und wir werden wieder die Tiere am Waldesrand beobachten. Und wenn du ganz brav weiter deinen Teller leer isst, gehen wir zusammen auf den Hochsitz, wo man noch viel besser die Tiere beobachten kann." Man, war das vielleicht ein Trost. Jetzt freute sich die Kleine schon auf die Ferien, wo doch die Schule noch gar nicht begonnen hatte. Und bis zu den Ferien konnte es ja nicht mehr lange hin sein.............

Resultat: Kinder brauchen Beachtung und viel, viel Liebe, sonst werden sie krank!

Autor:

Angelika Hartmann aus Hagen

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