In Boele ging das Licht an
Öllampen hatten ausgedient: Erste öffentliche Straßenbeleuchtung in (Hagen-)Holthausen vor 110 Jahren

Aufnahme von (Hagen-)Holthausen aus den 1950-er Jahren.  | Foto: Origina:  Privat
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Vor 110 Jahren ging in Holthausen im damaligen Amt Boele das Licht an. Die Gemeinde wurde nämlich von dem 1906 gegründeten Kommunalen Elektrizitätswerk Mark in Hagen an dessen Stromnetz angeschlossen. Den Strom lieferte das 1908 an der Ruhr bei Herdecke errichtete Kraftwerk des Unternehmens.

Von Gerhard E. Sollbach

In den Haushalten in Holthausen, die sich zu einem Stromanschluss entschlossen hatten, konnten die bisher als Beleuchtung dienenden Öllampen nunmehr weggestellt werden. Der Anschluss an das Stromnetz ließ in der Gemeinde aber auch den Wunsch aufkommen, eine elektrische Straßenbeleuchtung zu erhalten. Dazu hatte wohl auch beigetragen, dass in der Gemeinde Halden eine solche Maßnahme bereits erfolgt war. Aber auch das Hagener Elektrizitätswerk hatte ein starkes Interesse daran, zusätzlich zur Versorgung der Haushalte in Holthausen auch noch den Strom für die dortige Straßenbeleuchtung zu liefern, ohne dafür eine neue Stromleitung legen zu müssen. Ende Mai 1909 ließ das Unternehmen daher dem Amtmann in Boele sowie dem Gemeindevorsteher von Holthausen einen Plan für die Straßenbeleuchtung in Holthausen nebst Kostenvorschlag zukommen. In dem Anschreiben wies das Elektrizitätswerk darauf hin, dass eine erst nach Fertigstellung der Stromleitungen für die Haushalte erfolgende Anlage der Straßenbeleuchtung erheblich teurer sein würde.

Kosten zu hoch

Auf ihrer Sitzung am 4. Juni 1909 stimmte die Gemeindevertretung von Holthausen „grundsätzlich“ für die Anlage einer Straßenbeleuchtung. Allerdings erschien ihr die Anzahl der in dem Plan vorgesehenen elf Lampen zu hoch. Außerdem sollten die Standorte der Straßenlampen von der Gemeindevertretung neu bestimmt werden. Das ist auch umgehend geschehen. Es dauerte dann aber noch ein gutes halbes Jahr, bis die Gemeindevertretung am 23. Dezember 1909 beschloss, nunmehr dem Elektrizitätswerk den Auftrag zur Anlage der Straßenbeleuchtung zu erteilen. Das Zögern hatte wohl einen Grund darin, dass den Gemeindevertretern der Kostenvoranschlag von 1.300 Mark zu hoch war. Es sollten daher nur neun Straßenlampen angebracht werden, und zwar im Wesentlichen in der Dorf-/ Kolbenstraße. Auch sollten die schmiedeeisernen Lampenarme möglichst an den Holzmasten der Stromleitung angebracht werden. Bei sieben Lampen war das möglich. Für diese Nutzung der Strommasten berechnete das Elektrizitätswerk jedoch jeweils fünf Mark. In zwei Fällen musste aber ein neuer Mast gesetzt werden, was zusammen 70 Mark kostete. Für diese beiden Beträge fielen aber die im Kostenvoranschlag genannten 200 Mark für die Anbringung der Lampen weg, wodurch sich die Gesamtkosten für die Straßenbeleuchtung auf 1.145 Mark reduzierten.

Beleuchtungsplan

Mit den Arbeiten an der Straßenbeleuchtung begann das Elektrizitätswerk Anfang Januar 1910. Spätestens Mitte Februar 1910 waren die Arbeiten abgeschlossen und die Straßenbeleuchtung konnte in Betrieb genommen werden. Nun musste nicht mehr jeder fürsorgliche Gastgeber in Holthausen seinen späten Gästen „heimleuchten“, nämlich sie mit einer Laterne in der Dunkelheit nach Hause begleiten.
Bereits auf ihrer Sitzung am 30. August 1909 hatte die auf Sparsamkeit bedachte Gemeindevertretung auch einen Beleuchtungsplan beschlossen. Danach durften die Straßenlampen u. a. abends generell nur bis 10 Uhr brennen. Danach, so meinte man wohl, habe jeder anständige Bürger zu Hause zu sein. Ganz ausgeschaltet sollte die Straßenbeleuchtung aber in den Monaten Juni und Juli sowie in allen Vollmondnächten bleiben.

Ärger und Änderungswünsche

Doch statt heller Freude, bereitete die neue Straßenbeleuchtung den Einwohnern von Holthausen zunächst nur Ärger. Die mittels einer Uhr geregelte automatische Ein- und Ausschalt-Anlage, die bei dem Wirt Sengstmann angebracht war, der sie auch bediente, arbeitete jedoch höchst unregelmäßig. Folglich brannten an verschiedenen Abenden die Straßenlampen gar nicht. Leute des Elektrizitätswerks mussten mehrmals zur Reparatur anrücken. Doch auch die Probleme mit defekten Lampen dauerten an. Die Lampe unterhalb der Wirtschaft Schewe z. B. brannte von Anfang nicht, was man merkwürdigerweise allerdings erst Ende September 1910 bemerkte. Auch das Auswechseln der Glühbirne beseitigte das Problem nicht. Bei einer anderen Lampe war zudem der Lampenschirm gebrochen und musste ausgetauscht werden. Andererseits hatte die Gemeindevertretung bei der Abnahme der Straßenbeleuchtung am 11. März 1910 aber auch noch Änderungswünsche vorgebracht. Sie wollte eine Lampe ummontiert und jetzt doch noch drei zusätzliche in der unteren Kolbenstraße angebracht haben. Diese Änderungen wurden auch durchgeführt, was der Gemeinde aber zusätzliche Kosten verursachte. In der heute im Stadtarchiv aufbewahrten einschlägigen Akte sind Probleme mit der Straßenbeleuchtung in Holthausen noch bis Anfang November 1910 dokumentiert. Dann endet aber die Akte. Ob die Straßenbeleuchtung in Holthausen danach einwandfrei funktioniert hat, lässt sich daher nicht mehr feststellen.

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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