Ein Blick zurück auf 2016 von OB Schulz

Oberbürgermeister Erik O. Schulz | Foto: Archiv

Grußwort von Oberbürgermeister Erik O. Schulz an die Hagener zum Jahreswechsel

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, ein spannendes und bisweilen auch turbulentes Jahr 2016 biegt auf die Zielgerade ein. Mit meinen besten Wünschen an Sie für den Jahreswechsel will ich noch einmal einige markante Ereignisse in Erinnerung rufen, die in den zurückliegenden Monaten das Leben in unserer Stadt geprägt haben.

Besonders stolz können wir sein, dass wir in großer gemeinsamer Anstrengung geschafft haben, was 25 Jahre lang nicht möglich war: Hagen hat 2017 endlich wieder einen ausgeglichenen Haushalt! Damit werden wir zum einen unserer Verantwortung gerecht, den uns nachfolgenden Generationen keinen finanziellen Scherbenhaufen zu hinterlassen. Zum anderen eröffnen sich uns nach Jahren stärkster Einschränkungen endlich wieder neue Gestaltungsspielräume für die weitere Entwicklung unserer Stadt, die wir nun sinnvoll nutzen wollen.

Die anhaltende Flüchtlingsproblematik in vielen Teilen dieser Welt hat auch unsere Stadt vor große Herausforderungen gestellt. Bis zum Jahresende werden etwa 550 neue Flüchtlinge in Hagen angekommen sein. Das sind deutlich weniger Menschen als im vergangenen Jahr, als vorrangig die gezielte Erstversorgung und Unterbringung sichergestellt werden mussten. Das Hauptaugenmerk muss künftig auf nachhaltige Projekte gerichtet werden, die der Integration all jener Flüchtlinge dienen, die in Hagen eine neue Heimat gefunden haben. Gleiches gilt daneben für die Menschen, die im Rahmen der EU-Zuwanderung vor allem aus dem Südosten Europas in großer Zahl zu uns gekommen sind. Hier liegt noch ein langer, vermutlich auch nicht immer konfliktfreier Weg vor uns. Zumal wir aktuell überhaupt noch nicht abschätzen können, wie sich die Flüchtlingsthematik künftig darstellen wird. Eines aber ist gewiss: unsere vielen Ehrenamtlichen haben nicht nachgelassen in ihrem Engagement für die Flüchtlinge. Was einmal mehr für das gute und friedvolle Klima des Miteinanders der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur in unserer Stadt spricht. Dafür bin ich sehr dankbar.

Einen breiten Raum hat im ausklingenden Jahr die Auseinandersetzung mit dem Thema Stadtsauberkeit eingenommen. Mit zwei groß angelegten Reinigungsaktionen im Juni in Wehringhausen und im September in Altenhagen haben wir ein deutliches Zeichen gesetzt. Allerdings hatte niemand zuvor erwartet, dass diese beiden Bereiche danach für alle Zeiten sauber bleiben würden. Geschweigen denn, dass die während der Aktion vollzogene Reinigungsdichte - allein in Wehringhausen wurden rund 22 Tonnen Müll eingesammelt - auf Dauer durchgehalten werden könnte. Vielmehr ging es darum, das Thema Stadtsauberkeit deutlich in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken und zugleich sehr konkret zu handeln. Und das ist zweifelsfrei gelungen!

Die Resonanz vor Ort durch einige nachhaltige Initiativen, aber gerade auch meine zahlreichen Bürgerkontakte etwa während meiner neuerlichen Sommertour durch die Stadtteile haben gezeigt, dass die Aktionen richtig waren und zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wurden. Die Verwaltung arbeitet jetzt anhand der gemachten Erfahrungen intensiv an einem Maßnahmenkatalog, durch den die Stadtsauberkeit und somit die Wohnqualität in den Quartieren erhöht werden soll. Nur als Beispiele seien hier eine engere Verzahnung der Arbeitsfelder des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB) und des Wirtschaftsbetriebs (WBH) genannt, kürzere Wege von der Meldung eines Sauberkeitsproblems bis zur Abarbeitung, eine Optimierung im Einsatz von Ordnungsdiensten sowie ein verstärkter Einsatz der weiteren Aufsichtsbehörden.

Für vielfältige öffentliche Diskussionen sorgten die sehr unterschiedlichen Entwicklungen am Wirtschaftsstandort Hagen im Jahreslauf. Besonders schmerzhaft traf uns dabei sicherlich Mitte Februar die völlig unerwartete Ankündigung des Douglas-Konzerns, die Firmenzentrale nach Düsseldorf zu verlagern. Wurde die Stadt in diesem Fall durch die Unternehmensführung schlicht vor vollendete Tatsachen gestellt, war die Verlagerung des Großhandelsunternehmens Nordwest nach Dortmund sowie von Teilen der Putsch-Belegschaft nach Wuppertal bereits lange vorher bekannt gewesen. Im November schließlich kündigte auch die Spedition Schenker Umstrukturierungen im Unternehmen an, ebenfalls verbundenen mit einem Abbau von Arbeitsplätzen in Hagen.

Allein diese, in ihrer Gesamtheit sicher alles andere als guten Nachrichten dürfen meiner festen Überzeugung nach auf der anderen Seite die vielen positiven wirtschaftlichen Entwicklungen in unserer Stadt nicht überlagern. Zahlreiche Unternehmen haben sich in den zurückliegenden Jahren mit einem dreistelligen Millioneninvest in Hagen neu angesiedelt, alteingesessene Firmen haben sich am Standort zum Teil umfänglich erweitert. All dies hat dazu geführt, dass sich die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in zehn Jahren um rund 4.500 erhöht hat - trotz sinkender Einwohnerzahlen. Bei der Erwerbstätigenquote liegt Hagen damit noch vor Städten wie Essen, Bochum oder Dortmund.

Hinzu kommen über 230 Millionen Euro, die in den letzten Jahren allein im engeren Innenstadtbereich investiert wurden - weitere 30 Millionen werden absehbar unter anderem in die Entwicklung des gerade an einen Investor verkauften Marienhospitals sowie des ehemaligen Mark-E-Gebäudes an der Körnerstraße fließen.

Durchweg positiv sind auch diese Meldungen: der im vergangenen Jahr eingeschlagene Weg der Restrukturierung unseres wirtschaftlich schwer angeschlagenen Energieversorgers "Enervie", der weiterhin vielen Menschen in unserer Stadt Arbeit gibt, schreitet merklich besser voran als ursprünglich geplant. Die im Sommer nach intensiven Vorbereitungen besiegelte Fusion der Sparkassen Hagen und Herdecke sichert beiden Geldinstituten eine starke Zukunftsperspektive. Eine Breitbandgenossenschaft, die für ein schnelles Internet im Lennetal sorgen wird, ist auf den Weg gebracht worden und erst vor wenigen Tagen hat Sinn-Leffers angekündigt, dass am Sitz der Verwaltung in Hagen 50 neue Arbeitsplätze entstehen werden.

Bleibt das Problem der Gewerbeflächen in unserer Stadt, das Verwaltung und Politik seit Jahren intensiv beschäftigt. Ende November haben wir im Rat der Stadt einstimmig die Gründung der "Hagener Industrie- und Gewerbeflächen GmbH" (HIG) auf den Weg gebracht, verbunden mit der klaren Zielvorgabe, die Entwicklung und Erschließung von weiteren Wirtschaftsflächen in Hagen konsequent voranzubringen. Damit haben wir einen wichtigen Meilenstein für die zukünftige Gewerbeflächenversorgung erreicht. Das schafft zugleich Chancen für die Entwicklung bestehender Unternehmen und für die Ansiedlung neuer Firmen.

Und last but not least freue ich mich verständlicherweise sehr darüber, dass sich in jüngster Vergangenheit gerade auch aus den Kreisen der Unternehmerschaft selbst lebendige Initiativen für einen starken Wirtschaftsstandort Hagen herauskristallisieren. So habe ich mich gemeinsam mit dem Unternehmerverein und der HagenAgentur dazu entschlossen, ab Januar die früheren Zukunftsforen wiederzubeleben und der neu gegründete Unternehmerrat will durch eigene Aktionen und Ideen zur weiteren positiven Entwicklung beitragen. All dies begrüße und unterstütze ich ausdrücklich!

Merklich schwieriger gestaltet sich dagegen das Fortkommen an unserem ebenso beliebten wie traditionsreichen Theater. Insbesondere die bislang ergebnislose Suche nach einem neuen Intendanten bzw. einer neuen Intendantin hat sich leider zu einer scheinbar unendlichen Geschichte entwickelt. Da ist es umso erfreulicher, dass mit Joseph Trafton ein neuer Generalmusikdirektor gefunden werden konnte, der sich zusammen mit einem internen "Kreativ-Kreis" nun intensiv um die Planungen für die neue Spielzeit kümmern wird.

Aber wir konnten uns auch an kulturellen Highlights erfreuen: das mehrfach preisgekrönte Jugendtheater "Lutz" ist jetzt 15 Jahre "jung", schon seit 30 Jahren sorgt die überaus beliebte Sommerreihe "Muschelsalat" für beste Unterhaltung und Anfang April öffneten unter dem Motto "Planet Hagen" zahlreiche Künstlerinnen und Künstler ihre Atelierräume und Werkstätten und luden ihre Besucher zu einer ganz besonderen Entdeckungstour in kreative Sphären ein. Ein toller Erfolg!

Dramatisch insbesondere für die vielen begeisterten Fans gestaltete sich im Jahreslauf die Situation rund um das sportliche Aushängeschild unserer Stadt, Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen. Bereits im April war der Verein wegen Lizenzverstößen mit einem Punktabzug und einer Geldstrafe belegt worden. Gleichwohl wurde der Klassenerhalt geschafft und die Spielberechtigung für die neue Saison erteilt. Mitte Oktober dann das böse Erwachen: aufgrund hoher finanzieller Altlasten, mangelnder Liquidität und sinkender Zuschauereinnahmen stellte Phoenix beim Amtsgericht einen Antrag auf Planinsolvenz unter Eigenverwaltung. Dies mit dem klaren Ziel, die Saison zu Ende zu spielen und im kommenden Jahr einen Neustart in der 2. Bundesliga "Pro A" zu wagen. Doch auch dieses Vorhaben musste mangels finanzieller Möglichkeiten korrigiert werden. Dem Vorhaben des Vereins, am 12. Dezember nur noch ein letztes Spiel vor heimischer Kulisse in der Ischelandhalle zu absolviere, machte die Bundesliga Ende November einen Strich durch die Rechnung und entzog Phoenix mit sofortiger Wirkung die Spielberechtigung. Ein wahrlich trauriges Ende eines großen Sportkapitels in unserer Stadt! Was bleibt, ist neben der Erinnerung an faszinierende Bundesligaspiele unter den Körben die berechtigte Hoffnung, dass im nächsten Jahr die finanziellen Mittel für einen Neustart in der "Pro A" seitens des Vereins aufgebracht werden können. Diese Möglichkeit wird Phoenix auch nach dem Zwangsabstieg seitens der Liga weiter offen gehalten. Hagen, die Stadt des Basketballs, tut gut daran, den Verein bei diesem Vorhaben tatkräftig zu unterstützen. Nicht nur für die vielen Basketball-Begeisterten, sondern auch für den Imageträger Phoenix, der den Namen unserer Stadt bundesweit über viele Jahre würdig vertreten hat.

Und was gab es noch? Alle kleinen und großen Narren in unserer Stadt waren traurig, als der traditionsreiche Rosenmontagszug durch die Innenstadt aufgrund eines Sturmtiefs aus Sicherheitsgründen abgesagt werden musste. Die neue Polizeiwache in der Bahnhofstraße konnte ihrer Bestimmung übergeben werden und auf dem Elbersgelände eröffnete das Restaurant "Hohoffs 800 Grad - The Golden Cage" mit vielen Gästen und großer Feier. Ein Großbrand im Umspannwerk Donnerkuhle sorgte dafür, dass rund 35.000 Menschen im Stadtgebiet zum Teil über Stunden ohne Strom- und Wasserversorgung waren. Dem "Westfalentag" des Westfälischen Heimatbundes und der Landeskonferenz der Wirtschaftsjunioren bot unsere Stadt eine hervorragende Veranstaltungsbühne und das Präsidium des nordrhein-westfälischen Landtags stattete Hagen, der FernUniversität mit ihrer neuen Rektorin, Frau Prof. Dr. Ada Pellert, sowie der Region erstmals einen umfangreichen Besuch ab. Und ihren jeweils 125. Geburtstag feierten die IG Metall, die Kaufmannschulen sowie der SGV.

Und ganz zum guten Ausklang des Jahres ist es uns Anfang Dezember nach einer großen Kraftanstrengung gelungen, unter dem Motto "Region im Fluss _ Mittendrin in NRW" - eine gemeinsame Bewerbung der Stadt Hagen, des Ennepe-Ruhr-Kreises, der Städte Schwerte und Fröndenberg, des Regionalverbandes Ruhr (RVR) sowie der Kooperationspartner Dortmund und Bochum für die Regionale 2022/2025 fristgerecht bei der Landesregierung in Düsseldorf abzugeben. In nur gut zwei Monaten wurde ein umfangreiches Konzept erarbeitet, das uns die Möglichkeiten für künftige Fördermaßnahmen eröffnen soll, das Ruhrtal als attraktiven Wirtschafts- und Lebensraum im Süden der Metropole Ruhr weiterzuentwickeln. Ich bin mir ganz sicher, dass die Region mit ihrer Bewerbung überraschen und überzeugen und letztlich den Zuschlag erhalten wird. Gelingt dies, wird die eigentliche Arbeit an tragfähigen Konzepten erst beginnen; ein Prozess, in den dann vor allem auch die Bürgerinnen und Bürger intensiv miteingebunden werden sollen.

Mehr als erfreulich ist es dabei, dass wir den RVR als engen Partner an unserer Seite wissen, der sich auch unabhängig von der Regionale mit der Realisierung des Brückenprojektes, der Rettung des Koepchenwerks und der freizeittechnischen Erschließung weiterer Flächen im Bereich des Hengsteysees zunehmend engagieren wird.

Schon dieser kurze und beileibe nicht vollständige Rückblick auf das Jahr 2016 zeigt, wie facettenreich sich das Leben in unserer Stadt einmal mehr präsentiert hat. Und ich bin mir sicher, dass wir gerade angesichts der zahlreichen positiven Ansätze, die vielleicht manches Mal zu wenig in den Fokus der Betrachtung gerückt worden sind, die aber gleichwohl das Leben an Volme, Ruhr, Lenne und Ennepe in den letzten zwölf Monaten gekennzeichnet haben, meiner festen Überzeugung nach wirklich gut daran tun, mit Zuversicht und einer gehörigen Portion Optimismus in die Zukunft zu blicken. Das tut uns gut - das tut unserer Stadt gut!

Ganz in diesem Sinne bleibt es mir, Ihnen allen ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Familien, Partnerinnen und Partnern, Freunde und Bekannten zu wünschen sowie einen stimmungsvollen Jahreswechsel. Gleichzeitig wünsche ich Ihnen und uns allen für das Jahr 2017 neben Erfolg vor allem Frieden, Gesundheit und Wohlergehen.

Erik O. Schulz

Autor:

Annette Schröder aus Bochum

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