Long Covid trotz Corona-Impfung
„Ich wollte nicht mehr leben“

Die Ärzte versuchten es mit Blutwäsche und Blutgerinnungsmitteln. Foto: privat
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  • Die Ärzte versuchten es mit Blutwäsche und Blutgerinnungsmitteln. Foto: privat
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Michael Warzecha, 31 Jahre jung, sportlich, beruflich erfolgreich und zweifach geimpft, wohnt jetzt wieder bei seiner Mutter in Hagen-Haspe. Der Grund: Long Covid hat ihn völlig aus der Bahn geworfen.
Seine Geschichte hört sich an, wie eine Aneinanderreihung tragischer Ereignisse:
Im November 2021 infizierte sich der 31-Jährige, während seines Urlaubs in Thailand, mit dem Coronavirus. „Es zeichnete sich zunächst ein milder Krankheitsverlauf ab, begann mit Atemproblemen, einem sogenannten Lufthunger und einer Angst- und Panikstörung. Was ich vorher noch niemals in meinem Leben hatte“, erinnert sich Michael Warzecha.
Die Monate vergingen, doch es wurde schlimmer statt besser: „Dezember bis April 2022 litt ich unter brutalen Atemproblemen und Erstickungsgefühlen. Ich wollte nicht mehr leben“, so der 31-Jährige.
Er suchte verschiedene Ärzte auf, doch keiner schien die richtige Therapie zu finden. „Dazu kam nun auch noch eine starke, bleierne Erschöpfung. Ich schaffte nicht mehr als 2.500 Schritte am Tag.“
Dann ein Lichtblick im Mai: Seine Atmung verbesserte sich. „Das führe ich auf die Blutwäschen und Blutverdünner zurück, welche die Mikrogerinnsel aus meinem Blut herausgewaschen haben“, meint Michael. Seine Ärztin schien das zu bestätigen.
Motiviert durch die Besserung legte der Patient daraufhin an einem Wochenende 10.000 Schritte zurück. „Doch das führte zu einem sogenannten Crash. Jetzt bin ich bettlägerig.“

Er leidet noch heute, sieben Monate später, unter Kraftlosigkeit. Foto: privat
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Starke kognitive Symptome setzten ein: „Überempfindlichkeit auf Licht und Ton, ein Dröhnen im Kopf, an Schlaf nicht zu denken, es fühlt sich an wie Folter. Ich konnte die erste Woche nur im dunklen Zimmer sitzen.“

Aktuell geht es ihm zwar ein bisschen besser, aber er klagt über Körper- bzw. Muskelschwäche. „Wenn ich den ganzen Tag liegen bleibe, dann schaffe ich es wenigstens, selbstständig auf Toilette zu gehen.“

Michael Warzecha (31) vor seiner Erkrankung: jung, sportlich und beruflich erfolgreich. Foto: privat
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An Treppensteigen oder gar an einen ganz normalen Alltag, vermag Michael nicht zu denken. Mehr als ein halbes Jahr ist seit der Corona-Infektion vergangen. „Ich möchte gerne anhand meines Schicksals auf diese tückische Krankheit aufmerksam machen“, erklärt er.
Vor allem sei es ein Appell an die Politiker, damit diese dafür sorgen, dass die Forschung von Medikamenten vorangetrieben wird. Es gäbe bereits ein vielversprechendes Medikament namens „BC007“ von Berlin Cures, meint er, doch das sei noch nicht zugelassen.
Lesen Sie auch: „Die LongCovid-Selbsthilfegruppe gab mir Kraft.“

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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