VFL Eintracht Hagen gewinnt gegen Tusem Essen mit 24:23

21Bilder

Was ein Spiel. 1100 Zuschauer sahen eine Partie mit Höhen und Tiefen. In den ersten Minuten lagen die Hagener mit 0:4 hinten. Dann kam die Aufholjagd. Ein Krimi bis zum Schluss. Man gewinnt 24:23 im Abstiegskampf. Wir berichten nach.

VfL Eintracht Hagen – TuSEM Essen 24:23 (11:12)

Bereits im Vorfeld der Begegnung zwischen dem VfL Eintracht Hagen und dem
TuSEM Essen dürfte den meisten Handballfans klar gewesen sein, dass sie
keine handballerische Feinkost erwarten dürfen. Obwohl diese Einschätzung in
weiten Teilen zutraf, bekamen die 1100 Besucher in der Arena am Ischeland
ein unglaublich unterhaltsames Spiel geboten, das beide Fan-Gruppierungen
beinahe konstant in ein Wechselbad der Gefühle stürzte. Den hohen
Unterhaltungswert quittierten die Zuschauer mit frenetischer, lautstarker
Unterstützung. Über allem thronte indes zum zweiten Mal in Folge ein
Spieler: Tobias Mahncke.

Wer geglaubt hatte, dass der Schlussmann seine Fabelleistung gegen die HC
Rhein Vikings nur schwerlich toppen könnte, der sollte eines Besseren
belehrt werden. „Tobi muss man heute hervorheben, das war wirklich
herausragend. Er hat gefühlt 35000 Bälle gehalten“, unterstrich dessen
Trainer Niels Pfannenschmidt. Die Paraden Mahnckes, dessen Quote gehaltener
Bälle über 53 Prozent lag, waren derart spektakulär, dass die
„Eintracht“-Rufe von Hallensprecher Thorsten Barteldrees häufig nicht das
gewohnte „Hagen“ zum Echo hatten, sondern den Namen des Torhüters, der in
der letzten Spielminute und auch lange nach Schlusspfiff mit Sprechchören
gefeiert wurde.

Den Start in die Begegnung verschliefen die Grün-Gelben vollkommen, während
die Margaretenhöher stark aus den Startblöcken kamen – einzig Mahncke hielt
seine Farben ansatzweise in Schlagdistanz. Erst nach dem 1:4 (8.) ereilte
der Weckruf die Hagener, die nun die Zügel in die Hand nahmen und ihrerseits
fünf Treffer in Serie erzielten. Bis zum 7:6 (22.) hielt die Führung, ehe
die Schlussphase der ersten Halbzeit wieder vollends an den TuSEM ging, die
folgerichtig mit einer Führung in die Pause gingen. Nicht wenige Besucher,
darunter nicht nur Fans, sondern etwa auch Eintracht-Geschäftsführer Jörg
Brodowski, monierten die hohe Zahl der technischen Unzulänglichkeiten und
Fehler im Entscheidungsverhalten der Gastgeber.

Der zweite Abschnitt begann mit einer beinahe schon obligatorischen
Schwächephase des VfL – und selbst weitere Heldentaten Mahnckes verhinderten
nicht, dass die Essener, die nun wieder deutlich auf das Tempo drückten,
sich bis auf 17:11 absetzten (37.). Dank eines lupenreinen Hattricks von
Daniels Mestrum sprang der Funke wieder auf das Publikum über, das
zusätzlich vom Drum-Corps „Sounds of Sauerland“ angeheizt wurde. Zudem griff
Pfannenschmidt in die Taktik-Kiste, agierte in weiten Phasen der folgenden
Minuten mit sieben Feldspielern. „Das haben wir taktisch gar nicht so gut
gemacht“, analysierte der Ostwestfale, schob aber sofort nach: „Aber
irgendwie kamen wir wieder zum Abschluss und wieder heran. Das hat uns
wieder den Glauben an den Erfolg geschenkt, uns Selbstvertrauen
wiedergegeben – und wir haben das Ding wirklich gedreht.“

Beim 19:18 von Dragan Tubic per Siebenmeter (48.) kochte die Arena am
Ischeland vollends – und die erste Führung im zweiten Abschnitt sollten die
Gastgeber auch nicht mehr hergeben. Die Schlüsselszene, die den Sieg unter
Dach und Fach brachte, gebührte indes – wie sollte es auch anders sein – dem
Mann des Tages: In der 57. Minute trat Tom Skroblien beim Stand von 22:21
für die Hagener zum Strafwurf an. Mahncke parierte nicht nur den
Siebenmeter, sondern hielt auch noch den Nachwurf des ehemaligen
Erstliga-Spielers, gab seiner Mannschaft damit den entscheidenden Impuls. Im
nachfolgenden Angriff erzielte dann Jan von Boenigk das befreiende 23:21
(58.) – und Mahncke parierte bis zum Schlusspfiff drei weitere Bälle.

„Wir sind glücklich. Dieser Sieg, in dieser Form, war für uns sehr, sehr
wichtig. Es gibt uns enormes Selbstvertrauen für den weiteren Saisonverlauf,
dass wir dieses Spiel noch gedreht habe“, resümierte Pfannenschmidt nach dem
Schlusspfiff, ehe er die Rolle einiger Akteure hervorhob, die
verletzungsbedingt zuletzt eher in der Joker-Rolle waren: „Jannis Fauteck
kam rein und hat eine richtig gute Leistung in der Abwehr gezeigt. Und auch
Sebastian Schneider war stark, von Anfang an präsent.“

Sichtlich enttäuscht zeigte sich indes TuSEM-Trainer Jaron Siewert. „Es tut
weh, ein Spiel so zu verlieren. Wir sind enttäuscht, zwei Mal im Spiel eine
Phase zu haben, in der wir gefühlt nur ein Tor werfen“, erklärte der jüngste
Trainer im Profi-Bereich. Vor allem der Umstand, dass seine Mannschaft nur
zu Beginn beider Halbzeiten den Tempohandball zeigte, der den TuSEM stark
macht – und den er von seinen Farben fordert – enttäuschte den Trainer,
gepaart mit der Wurfauswahl: „Das war natürlich auch eine Super-Leistung,
aber wir sind in der zweiten Halbzeit kläglich an Tobias Mahncke
gescheitert. Da habe ich mir von meiner Mannschaft natürlich mehr Qualität
erhofft.“

VfL: Mahncke (26/2 Paraden), Mossuto (n.e.), Jerkovic (n.e.); Lindner
(n.e.), Kress (2), Tubic (3/1), Pröhl (1), Schneider (5), Fauteck (2),
Renninger (2), Konitz, König, Saborowski, Waldhof, Mestrum (5), von Boenigk
(4).

TuSEM: Bliss (1.-48., 9/2 Paraden), Mangold (48.-60., 1 Parade); Beyer (3),
J. Ellwanger (1), Witzke (1), L. Ellwanger, Roosna, Wöss (3), Szczesny (1),
Kasler (2), Ridder (2), Müller, Seidel, Skroblien (5/2), Zechel (5).

Siebenmeter: 3/1 – 4/2 (Skroblien und Beyer scheitern an Mahncke, Tubic und
Kress scheitern an Bliss).

Zeitstrafen: 4 – 2 (Tubic 2 x, Pröhl – J. Ellwanger).

Schiedsrichter: Michael Klip und Christoph Maier.

Zuschauer: 1100 in der Arena am Ischeland.

VfL Eintracht Hagen 1863 e.V.
Sebastian Mühleis

Autor:

Kai-Uwe Hagemann aus Hagen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.