Jobcenter Hagen fährt Arbeitlose mit Bus zur Bewerbung

Hürde fällt dabei weg.
Es ist eine absolut originelle Idee, die sicherlich auch in anderen Städten Nachahmung finden dürfte. Am 3. September bringt das Hagener Jobcenter rund 100 langzeitarbeitslose Eltern mit dem Bus zu Unternehmen mit vakanten Stellen. Vor Ort heißt es dann: aussteigen, Firma besichtigen, Bewerbungsgespräch führen und weiterfahren. Acht Stunden lang per Bus auf Jobsuche in Hagen. Keine Lebensläufe, keine Vorgeschichten. Dafür die Chance, durch einen guten Auftritt vor Ort vielleicht wieder eine Arbeitsstelle zu bekommen.

500 Arbeitgeber kontaktiert
Rund 16.000 "erwerbsfähige Hilfebedürftige", wie das Jobcenter es ausdrückt, leben in Hagen. 66 Prozent davon sind Langzeitleistungsbezieher (länger als 21 Monate). Unter den 16.000 Arbeitssuchenden sind rund 6000 Eltern. Und genau auf die, deren Kinder zwischen 2007 und 2009 geboren wurden, richtet sich der Aktionstag am 3. September. "Ich bin unglaublich stolz auf die Idee, die meine Mitarbeiter da entwickelt haben", sagt die Hagener Jobcenter-Geschäftsführerin Eva-Maria Kaus-Köster. Kann sie auch sein.

Zu diesem kreativen Team gehören unter anderem Karin Schellenberg, Florian Neuhaus und Manfred Ihrig. "Wir haben 500 Arbeitgeber in Hagen kontaktiert und über den Aktionstag informiert", sagt Florian Neuhaus vom Arbeitgeberservice. Trotzdem dürfen sich weitere interessierte Arbeitgeber, die gerne Besuch von einem der Reisebusse bekommen möchten, noch melden. (Kontakt: Arbeitgeberservice des Jobcenters Hagen, 36756200 oder per Mail an Jobcenter-Hagen.AGS@jobcenter-ge.de).

Wie wird die Aktion genau ablaufen? Zwischen 10 und 16 Uhr werden sich 80 bis 100 zuvor gecoachte Bewerber (Eltern), verteilt auf vier Reisebusse und begleitet von den Mitarbeitern des Arbeitgeberservices und einem Motivationscoach, auf den Weg zu den teilnehmenden Unternehmen machen. "Durch die überschaubare Zahl von Teilnehmern wollen wir den Bewerbern auch vermitteln: Ihr seid etwas Besonderes. Das soll die Motivation zusätzlich noch mal steigern", sagt Manfred Ihrig.

Vor Ort wird ein Teil der Gruppe Bewerbungsgespräche im Speeddating-Format führen. Also: ein zügiges Zusammenkommen, ein schneller Kontakt, bei dem erstmal keine Lebensläufe, Empfehlungen oder Vorgeschichten zählen, sondern der Mensch im Vordergrund steht. Wer sich gut verkauft, hinterlässt dort Eindruck. So einfach kann das sein. Der Rest der Gruppe besichtigt das Unternehmen, kommt ins Gespräch mit Mitarbeitern der jeweiligen Branche, knüpft Kontakte und erhält vielleicht noch wertvolle Tipps für den weiteren Werdegang.

Unternehmen profitieren mehrfach
Die Vorteile für die Bewerber liegen auf der Hand. "Doch auch die Unternehmen profitieren davon", sagt Florian Neuhaus. Er nennt Faktoren wie den geringen Planungs- und Organisationsaufwand. Die Chance, viele Bewerber in kurzer Zeit kennenzulernen. Aber auch die Bildung eines Bewerberpools, für den Fall, dass man sich nicht für einen der Bewerber entscheidet, schaffe eine neue und für den Arbeitgeber gute Perspektive.

In Deutschland ist noch kein Jobcenter mit einem Ansatz wie diesem auf den Markt gegangen. Die Idee wurde in Hagen geschaffen. "Wir sind gespannt auf den 3. September", sagt Geschäftsführerin Kaus-Köster, "und unsere Bewerber auch."

Autor:

Helmut Haring aus Hagen

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