Brückenbaustelle A45 über dem Lennetal
Die Schiebung des Jahres

Die beiden Hälften der A45-Brücke über das Lennetal
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Zur größten und spektakulärsten "Schiebung des Jahres" soll es am Freitag, den 5. März über dem Lennetal in Hagen kommen. Dabei wird ein Teil des Brückenneubaus der A45 ("Sauerlandlinie") über dem Lennetal in seiner kompletten Länge quer verschoben an seine endgültige Position. Damit neigt sich eine der größten Autobahnbaustellen ihrem Ende zu. In Bezug auf die gesamte A45 ist dies von ca. 70 baufälligen Brücken allerdings erst die erste Brücke, die dann neu errichtet wurde. Nach über 40 Jahren Nutzung mit Belastungen, die weit über das hinaus gingen, wofür die Autobahn mal geplant wurde, sind alle Brücken durchs Sauer- und Siegerland reparaturfällig oder müssen neu gebaut werden. Bei einigen weiteren Brücken zwischen Hagen und Lüdenscheid wurde inzwischen ebenfalls mit den Arbeiten begonnen.

Die Bautechnik mit so einer Querverschiebung ist bereits bekannt, wurde aber noch niemals auch nur annähernd mit ca. 30.000 Tonnen Gewicht (!!) auf einer Länge von ca. 1 Kilometer (!!) durchgeführt. Die Brücke muss auf ihrer gesamten Länge synchron auf allen 13 Pfeilern um ca. 20 Meter von Behelfspfeilern auf die endgültigen Pfeiler bewegt werden. Der Begriff "Schiebung" ist dabei allerdings technisch nicht ganz korrekt, denn in Wirklichkeit wird eher mit hydraulischer Kraft und Stahlseilen gezogen als geschoben. Um zu verstehen, warum diese Verschiebung überhaupt notwendig ist, muss ich kurz alle Phasen des Neubaus beschreiben. Die Phasen sind dabei so angelegt, dass während der gesamten Bauphase der Verkehr immer in beiden Richtungen fließen kann.
Phase 1:
In der ersten Phase wurde neben der alten Brücke eine Hälfte des Neubaus auf Behelfspfeilern neu gebaut. Der Verkehr konnte ungehindert weiter fließen.
Phase 2:
Der Verkehr wurde mit verengten Fahrspuren auf die neue Brückenhälfte verlegt. Die alte Brücke wurde abgerissen.
Phase 3:
Die zweite Brückenhälfte wurde an ihrer endgültigen Position und auf den endgültigen Pfeilern errichtet. Für die erste Brückenhälfte wurden parallel dazu ebenfalls die endgültigen Pfeiler errichtet.
Phase 4:
Der Verkehr wurde auf die zweite neue Brückenhälfte mit verengten Fahrspuren umgelegt. Die zuerst erbaute Hälfte wird quer an die andere Hälfte heran geschoben (5. März 2021).
Phase 5:
Beide Brückenhälften liegen an ihrer endgültigen Position und bis Mitte 2021 werden die Restarbeiten, insbesondere die Übergänge auf die Brücke und Sicherungsarbeiten durchgeführt.

Im Gegensatz zur alten Brücke hat die neue Ausführung nun getrennte Konstruktionen und Pfeiler für jede Fahrtrichtung und die tragende Konstruktion besteht aus Stahl anstelle Beton. Weiterhin stehen nun in beiden Fahrtrichtungen jeweils 3 Fahrspuren zur Verfügung.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diese spektakuläre Aktion live vor Ort anzuschauen. Allerdings befürchte ich einige Zuschaueransammlungen, worauf ich in diesen Corona-Zeiten keine besondere Lust habe. Außerdem wird vermutlich kaum etwas zu sehen sein, denn die ganze Aktion wird bis zu 10 Stunden dauern und die Geschwindigkeit der Verschiebung beträgt maximal wenige Zentimeter je Minute. Da schaue ich mir lieber hinterher die Zeitraffer-Videos an, die es garantiert geben wird.  :-)

Für Interessierte hier noch ein Link auf einen Artikel, der ein wenig tiefer die Arbeiten auf dieser Brückenbaustelle beleuchtet:
A45 Brückenbaustelle Lennetal

Bei meinem Besuch heute an der Baustelle hatte ich meine Kamera nicht dabei, daher "nur" Smartphone-Fotos.

Ergänzung vom 06. März 2021:
Die erfolgreiche Verschiebeaktion hat ja sehr viel Echo in Zeitungen, Internet, Radio und Fernsehen gefunden. Exemplarisch hier mal eines der vielen Zeitraffer-Videos von der Aktion:
Zeitraffer Lennetalbrücke

Autor:

Armin von Preetzmann aus Castrop-Rauxel

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