Eddy Kante - Rocker und Sympath

Eddy Kante, eigentlich Frank Schröder genannt | Foto: Eddy Kante
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  • Eddy Kante, eigentlich Frank Schröder genannt
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Prominentester Bodyguard Deutschlands und zugleich Einziger bundesweit der seit sechs Jahren auf den Brettern Hinterm Horizont gedoubelt wird.

Oktober 1959, Hagen, NRW.

Frank Schröder startet in ein wahrhaft abenteuerliches Leben. Einziger Standard: Das Wechselspiel aus Freud‘ und Leid.
Seine Kindheit war geprägt von der Gewalt des Stiefvaters.
Früh flüchtete er in die friedlichen Vier Wände zu Tante Hilde und Onkel August. Bei ihnen fand er vorerst seinen ruhigen Platz und machte eine solide Ausbildung zum Automechaniker.

Auf Hagens Straßen der 60er und 70er Jahre herrschten mancherorts rauhe Sitten. Aus Angst vor Prügel, Pein und Schmerz entschied er sich für kompromisslose Gewalt. Sein unmissverständliches Statement dazu: „Bevor ich eine abbekomme, verteile ich eher.“ Diese Schutzhaltung trieb
ihn ins rastlose Krafttraining. So wuchs sein V-förmiger Rücken zum Warnsignal. Heute spricht er lax von „A-förmig„.

Dieser präsente Auftritt verschaffte ihm seinen gnadenlosen Ruf. Zimperlich war er nie. Im entsprechenden Umfeld konnte er sämtliche Vorteile eines Outlaws genießen. Zeitweise sorgte er für Ordnung in der Szene. Türen und Läden machten von nun an er und seine Männer. Zusammen waren sie damals schon und sind sie heute noch Mitglieder der Freeway Riders.

In den 70ern ging es heiß her. Black Sabbath hatten das Allround im Griff – Eddy gastierte im Piccadilly. „Da ist damals Nena herumgesprungen und wusste schon, dass sie Popstar werden würde.“ Erinnert er sich gern zurück. 99 Luftballons, unendliche Ohrwürmer und viele Konzerte später gehören beide Stadtkinder zur nationalen und internationalen Rock & Popkultur.

Seinen Wehrdienst beendete er 1979 in Hamburg mit 19 Jahren. Auf seinem Oberarm prangert bereits in selbstgestochenen Lettern „Udo Lindenberg“. Vor Ort in der Hansestadt ergriff er die Chance über eine Autogrammanfrage sein Idol zu sehen. Auf die Anfrage folgte prombt die Einladung. Sie lotste ihn direkt zur Adresse der Flexibelbetriebe also der Lindenberg’schen Panikzentrale. Staunenden Auges dort angekommen wird er von Udo auch schon galant hereingenuschelt. Die folgenden 33 Jahre kamen und gingen. Die Beiden waren so kann man sagen Rocker und Rockstar der BRD und DDR.

PANISCHE ZEIT UM ’99

Sie war auch geprägt von einer besonderen Jacke. Jener Taufjacke die Eddy zum Einstand bei den Freeways in Passform brachte. Dieses traditionelle Fitting ist schnell erklärt: Lederjacke in Bier einweichen, anziehen, fertig. Lindenberg nahm sich vor die mittlerweile trockene Lederjacke an Erich Honnecker weiterzugeben. Gesagt, getan. Heute darf man die Jacke offiziell „Deutsches Kulturgut“ nennen. Geile Sache, hoch die Tassen!

Noch vor der Jahrtausendwende reisten Eddy und Phillip Boa (Phillip Boa and the Voodooclub) nach Malta. Damals noch mit Steintor. Schon beim ersten Schritt auf die Insel verliebte er sich in die Gelassenheit, in den Optimismus und das Miteinander der Insulaner. Seine Maltesische Staatsbürgerschaft ist gesichert und mit ihr sein wohlverdienter Platz unter der Sonne.

SIGNATUR: KANTE

Zum Millenium ergab sich ein Plattenvertrag. Bei einer Stippvisite bei Peter Maffay im Studio in Dublin schmetterte Eddy zwei seiner Songs. Maffay reagierte Ad hoc: „Eddy wenn ich dich so höre und sehe … du musst MAMA von Heintje covern!“ Alle im Raum lachten lauthals. Nachdem sich die Stimmung wieder beruhigte, kam Eddy aus dieser Nummer nicht mehr heraus. MAMA (zum guten Kurs hier im Shop) wurde neu arrangiert und instrumentiert von Waldemar Sorychta und Siggi Bemm vom Woodhouse Studio Hagen.

Etwa zur gleichen Zeit ließ Frank Schröder „Eddy Kante“ als Künstlername in seine Papiere eintragen. Gewohnt unbürokratisch ging bei der Stadt alles ganz fix, erzählt er mit viel Platz zwischen den Zeilen. „Die Sachbearbeiterin schnappte sich einen Kugelschreiber, kritzelte Eddy Kante in meinen Reisepass, Stempel drauf und streckte die Hand aus.“ Dazu ihre knappe Info: „100 Mark macht’s.“ Eddy lächelt freundlich, entsetzt, gönnerhaft und zückt den Blauen. Fortan unterschreibt er nur noch mit Kante.

Diese Signatur setzt er seit 2013 auch in seine Autobiografie. „In meinem Herzen kocht das Blut – Ein Leben auf der Kante“ (Eddys Bestseller direkt beim Verlag ansehen und bestellen) ist ihr Titel und der Grund zum Bruch zweier Freunde. Mittlerweile gab es wieder versöhnliche Töne. Seine Memoiren knallen in den Markt und steigen auf Platz 27 der SPIEGEL-Bestsellerliste ein. Nebenbei macht der geschriebene Road-Trip Platz 1 in den Amazon Verkaufscharts klar.

Bei den Lesern kommt an was er sagt und damit vermitteln möchte. „Man muss es wollen!“ Frank Schröder hat genau das gemacht, wonach Viele streben. Er hat seinen Traum gelebt. Und lebt ihn auch heute noch. Mit der Freiheit eines Rockers, der Vernunft eines Papas und dem Lebenshunger eines Optimisten.

Kante erwähnt seine neugewonnene Eigenständigkeit. Herausgetreten ist er aus dem jahrzehntelangen Schatten seines besonderen Bosses und besten Freundes. Wenngleich auch Lindenberg der Wegbereiter für die Sause durch Welt und Medienlandschaft gewesen ist, sobald der wankende Ethanolergebene den Gehweg doppelt ging bot Eddy Kante ihm seine stabile Schulter und starken Arm.

Anklicken, zuhören, mitmachen…

Eddy erlebt häufig Situationen die im Rückblick auf seine Kindheit nicht selbstverständlich sind. Wiederkehrende Happy Endings die mehr Anfang sind als tatsächliches Ende. Getragen von neuen Möglichkeiten, frischen Ideen und alten Knochen die verdammt viel Bums im Mark haben. Von seinen Erlebnissen berichtet er auch ausserhalb seines Buches. Bei Eddy´s Kieztouren längs an Milieaumauern samt Gassenhauern. Mit Stopps am Hans-Albers-Platz und rum zum Stage, dem Ort an dem das Lindenberg Musical „Hinterm Horizont“ aufgeführt wird – Hier gibt´s mehr Infos. Sightseeingpunkte wie das Café Keese sind Pflichttermine bei Eddy ´s Runde über den Kiez. Kante kennt Geschichten die nur ein echter Hamburger kennen kann. Wer vor einem verruchten Gebäude steht und sich fragt welche Geschichten das Gemäuer wohl im Verborgenen hält, bekommt sie kurzum von Eddy erzählt. Infos und Termine zu den wirklich geselligen Runden gibt´s bei Kult-Kieztouren. Übrigens werden diese frivolen Freizeiten geführt von der Olivia-Jones-Familie – Ja, der Name ist Programm! ;-)

„Am Anfang war es schon komisch so ganz allein vor den Leuten zu stehen und alles zu erzählen ohne mal Udo ans Mikro schieben zu können.“ Ungewöhnliche Worte für einen bulligen Bodyguard. Der damals eher wortkarge Macker wandelte sich mit den Jahren zum Kniggekenner. Was Eddy auf dem Kasten hat merkt man schnell. Wenige Worte im Gespräch genügen um Tiefgang zu hören. Bei ihm will was raus. Und er lässt es raus.

Schreiben befreit ihn, sagt er. „Beim Schreiben kann ich loslassen. Die Seele baumeln lassen.“ Setzt er mit ruhiger Stimme fort. Zu seiner Rockrhetorik zählen viele Zeilen gesammelter Gedanken. Bisher fehle nur noch die musikalische Untermalung. Was da auf die Ohren seiner Fans zukommt wird ’ne runde Sache.

GRIMME, KANTE & CO.

Bemerkenswerter Kracher war das neuartige Dokuformat „Soul Kitchen“. Im gleichnamigen Hamburger Ladenlokal brachte man 2015 einen Moderator und vier Gäste an den Tisch. Mit dabei waren Eddy Kante, Dolly Buster, Laura Karasek-Briggs und Musiker Frank Spilker (Die Sterne). Allesamt wurden sie als Talkrunde für den Grimme-Preis nominiert.

Die Süddeutsche nennt den Einteiler charmant „Demaskierungsball“ (Quelle) Entgegen herkömmlicher Talkshows fühlten sich die Gäste hier gegenseitig aufs Zahnfleisch. Mal bohrte es lauter, andermal leiser. Ein offenherziger Abend wie es manche erste Begegnungen nun mal so sein können.

Bei Eddy ging es darum wie er seinem Sohn die wilden Milieaujahre erklärt. Eddy dazu: „Dann musste ich meinem Sohn erstmal sagen wieso er ohne was zu zahlen inne´ Disse rein und wieder raus kommt.“ Kurze Pause, erwartungsvolle Stille. „Na weil die Eddy immernoch als harten Kerl von früher kennen.“ Wer Eddy in dieser Runde erlebt sieht auch, dass er abseits aller Härte zu seinen Emotionen steht. Heute kann er das.

Fragen zu Hagen

- Deine spontanen Gedanken zu Hagen sind…
„Hagen ist das Liverpool Deutschlands. Nenn‘ mir mal eine andere Stadt aus der so viel hochkarätige Musik kommt.“ Eddy legt nach: „Extrabreit, Grobschnitt, Humpes, Nena„
„Bedauerlich ist, dass etablierte Unternehmen abwandern.“ Auf seinem Trip durch L.A. gabs nach eigenen Angaben Zwieback von Brandt statt Burger. Er grinst und ergänzt: „Ausserdem hat nicht´mal Hamburg zwei so nah beieinanderliegende Stadtgalerien!„

„Nachwuchsmusiker sollten mehr gefördert werden. Heute wie damals gibt es in Hagen eine brodelnde Musikszene die von möglichen Unterstützern zu wenig beachtet werde. Wer helfen kann, sollte es auch tun!“ So sein Appell.

- Deine erste Amtshandlung als Hagener Oberbürgermeister wäre:
„Sowohl den Vorplatz des Hagener Bahnhofes als auch die gesamte Umgebung braucht eine Erfrischungskur. Für Reisende und Pendler ist der Anblick wirklich keine Freude.“

An dieser Stelle bedanke ich mich für ein interessantes, witziges und hoffentlich demnächst fortgesetztes Gespräch

„DANKE EDDY!“

Bürgerreporter Robert Schmidt

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Weitere Infos und spannende Einblicke
direkt auf eddykante.de

Autor:

Robert Schmidt aus Hagen

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