White Night: Klangkörper Seestadt

Ellen Schneider und Michael Nötgens zeigten zusammen als das Duo "Aileen" im Bilkenroth, was gute akustische Musik alles kann. Fotos: Pieper
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  • Ellen Schneider und Michael Nötgens zeigten zusammen als das Duo "Aileen" im Bilkenroth, was gute akustische Musik alles kann. Fotos: Pieper
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15 Bands, 15 Spielorte, eine Nacht: Zum achten Mal hat sich die White Night als Musik- und Kulturnacht in der Seestadt präsentiert. Bei einem bunten und internationalen Konzertprogramm in verschiedenen Kneipen und Geschäften kamen die Besucher auf ihre Kosten.

Durch die Altstadt bummeln, in verschiedene Kneipen gehen und bei guter handgemachter Musik das eine oder andere Bier genießen - mit diesem Konzept bündelt die "White Night" schon seit Jahren ein abwechslungsreiches Kulturprogramm für die langen Stunden einer einzigen Nacht im Jahr. Auch wenn der Kartenverkauf in diesem Jahr durch die Absturztragödie etwas holprig angelaufen war, hatte sich schon lange vor der Veranstaltung der letztmögliche Besucher seine Eintrittskarte gesichert.

Die Liste der Bands ließ Musikfans höher schlagen: Lokale Unikate mischten sich mit regionalen Größen und internationalem Publikum. Die Bandbreite der musikalischen Stilrichtungen spannte dabei einen so breiten Bogen, dass fast jeder Geschmack bedient werden konnte. Von Akustik und Folk über Reggae und Pop bis hin zu Salsa, Jazz und dem guten alten Rock and Roll gab es hier einiges auf die Ohren.

Dabei waren nicht alle Bands auf ein Dach über dem Kopf angewiesen: Die "Walking Blues Prophets" machten ihrem Namen alle Ehre und wanderten im Bereich der Innenstadt, während sie eine schwungvolle Spur aus gespielten Noten hinterließen. Ansonsten fanden sich die Bands in verschiedenen Gebäuden in der Altstadt ein, um Gitarren und Bass, Stimme und Seele zum Schwingen zu bringen.

Als Folkfan musste man sich nicht zwischen Guiness und Vodka entscheiden, denn musikalisch wurde beides geboten: "APM" aus Westrussland sind als alte Bekannte in Haltern stets willkommen, wenn sie wie an diesem Abend in der Stadtsparkasse ihre rockigen Interpretationen slavischer Musik zum Besten geben. Für die Klänge von der Grünen Insel zeichneten hingegen ausgerechnet Rumänen verantwortlich: "Selfish Murphy" aus dem Lande Dracula heizten im Rockefeller mit Irish Folk so ein, dass die Dubliners wohl anerkennend ein dunkles Bier spendiert hätten.

Im Bereich der akustischen Musik ohne viel Verstärkung, aber dafür mit umso mehr Seele hätten sich Genre-Experten in Haltern die Klinke in die Hand gegeben, wären sie nicht in verschiedenen Gebäuden aufgetreten. "Music for the Kitchen" boten im Big Wheel mehr als Küchenmusik, während mit "Aileen" ein zweigeschlechtliches Duo Stimm- und Spielkunst im Bilkenroth vereinigten. Neu dabei war das britisch-deutsche Gitarristenduo "Maccarthy und Koch", die nach vielen erfolgreichen Auftritten in Münster nun auch in Haltern angekommen waren und im Arte Bistro Teresa ihr Seestadt-Debüt gaben. Gar nicht wegzudenken aus Haltern ist hingegen "Radiolukas", der auch schon mal in einem Schuhgeschäft John Lennon interpretieren kann. Zusammen mit "Breddy" füllten sie das Schuhhaus Schämann mit Musik.

Nicht nur ein Schuh-, sondern auch ein Buchladen kann zum Konzertsaal werden, wie Helmut Sanftenschneider in der Buchhandlung Kortenkamp bewies. Er garnierte seine Musik mit Comedyeinlagen, die ihm schon diverse Preise eingebracht haben. Fast nebenan, nämlich im Rossini, zeigte der Osnabrücker Jimmy Reiter, wie man den Blues richtig spielt - mit zehn virtuosen Fingern und einer Gitarre. Auch im Gasthaus Döbber gab es neben Swing und Rock auch Blues zu hören, als die "Dizzy Dudes" ans Mikro traten.

Aus dem Heimatland von Blues und Swing, Rock und Jazz hatte sich Tim Mitchell eingefunden: Der gebürtige Amerikaner aus Oklahoma bewies er in der Schänke, was für eine Qualität 60 Jahre Musikerleben hervorbringen können. Ebenfalls von der anderen Seite des großen Teiches stammt die Musik, die das Trio "Barbara y Vaiven Cubano" in das Café Zentral zauberte: Mit kubanischem Salsa verbreiteten die drei Musiker pure karibische Lebensfreude. Die wurde auch durch den Reggae transportiert, die "The Herbpirates" im Gewölbekeller inszenierten.

Wer es etwas poppiger mochte, wurde ebenfalls nicht enttäuscht: In der Weinhandlung Hoh kamen Nadine Fingerhut und Tommy Finke nacheinander an die Reihe und brachten die Füße zum Wippen. Für Hits der 80er und 90er Jahre hingegen waren "Second Hand" zuständig, die das Josephshaus zum Beben brachten.

Wo auch immer man an diesem Abend feiern ging, für gute Musik, nette Gespräche und kühle Getränke fand sich immer genug Zeit. Nicht jeder Besucher hatte den sportlichen Ehrgeiz, alle Stationen zu besuchen, aber den Abend verschwendet hatte man bei der White Night schon nach der Einkehr bei einem der 15 Spielorte schon nicht mehr.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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