Stören und Anfassen verboten
Tierischer Nachwuchs im Wald braucht jetzt besonderen Schutz

Junge Wildtiere sollten auf keinen Fall angefasst oder gar mit nach Hause genommen werden. Foto: Kaufmann/DJV
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  • Junge Wildtiere sollten auf keinen Fall angefasst oder gar mit nach Hause genommen werden. Foto: Kaufmann/DJV
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Gerade an den ersten schönen warmen Frühlingstagen zieht es viele Erholungssuchende in den Wald. Der bietet vielerlei Menschen Ruhe und Entspannung oder eine Möglichkeit, ihrem Hobby nachzugehen. Neben Forstleuten, Jagenden, Wandernden und Sportbegeisterten nutzen auch zahlreiche Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer regelmäßig den Wald, um nicht nur ihrem Vierbeiner etwas Auslauf zu gönnen.

Während wir Menschen die aufblühende Natur bewundern, verwandelt sich, gut getarnt, der Wald in eine große tierische Kinderstube. Vor allem junge Wildtiere erblicken jetzt das Licht der Welt. Die Überlebensstrategie der "kleinen Wilden", so beschreibt es das Portal www.jagdverband.de,  ist neben einer außerordentlich guten Tarnung auch die Eigenschaft, geruchs- und geräuschlos zu verharren. So entkommen sie Fressfeinden wie Fuchs und Waschbär. Bei Frühlingsspaziergängern funktioniert das leider nicht. Häufig werden vermeintlich einsame Tierkinder angefasst oder gar eingesammelt. Doch das ist gefährlich! Heftet an wilden Tierkindern menschlicher Geruch, werden sie häufig von den Elterntieren verstoßen und ihre Überlebenschancen sinken rapide. Der Deutsche Jagdverband (DJV) bittet Erholungssuchende daher in der Brut- und Setzzeit um Rücksicht und Einhaltung einiger Regeln.

Finger weg von Tierkindern

Junge Wildtiere sollten auf keinen Fall angefasst oder gar mit nach Hause genommen werden. Die Eltern sind meist in der Nähe und nähern sich dem Nachwuchs, wenn die Gefahr gebannt ist. Jungtiere wie Kitze sind mehrere Stunden täglich allein und werden nur zum Säugen von der Ricke aufgesucht. Auch Junghasen besucht die Mutter nur für zwei Mahlzeiten Milch am Tag.

Wege nicht verlassen

Wildtiere brauchen Rückzugsräume und Ruhezonen. Sie halten sich besonders gern im Dickicht der Wälder, Knicks und Feldhecken oder im hohen Gras auf. Studien zeigen: Bleibt der Mensch auf Wegen, ist er für Tiere berechenbar. Verlässt er die Wege, wird er zum unkalkulierbaren Risiko - Wildtiermütter flüchten oftmals panisch, der Nachwuchs ist Fressfeinden ausgeliefert.

Hunde an die Leine

Vor allem frei laufende Hunde können zur Gefahr für trächtige Tiere und brütende Vögel mitsamt Nachwuchs werden. Vierbeiner sollten deshalb in der Brut- und Setzzeit auf Ruf oder Pfiff im Einflussbereich bleiben oder im Zweifel an die Leine. Auch in der Haard kommt es durch freilaufende oder wildernde Hunde ab und an zu Störungen, Verletzungen oder sogar Tötungen von Wildtieren. Auch Fahrrad fahrende oder joggende Erholungssuchende werden in ihrer Freizeitausübung hin und wieder von freilaufenden Vierbeinern außerhalb des Einwirkungsbereiches ihres Besitzers gestört.
Der Landesbetrieb "Wald und Holz NRW" appelliert auf seiner Homepage: "Zur Vermeidung von Interessenskonflikten und einer möglichst großen Akzeptanz untereinander, sollte sich jeder Waldbesuchende, wie auch Hundehalterinnen und Hundehalter, an einige grundsätzliche Regeln halten". 

Dazu ein kurzes Interview mit Michael Blaschke. Er ist Pressesprecher der nordrhein-westfälischen Forstbehörde, Wald und Holz NRW, Münster.

Herr Blaschke, wer sorgt dafür, dass Spaziergänger, Radfahrer und Hundebesitzer Rücksicht auf den tierischen Nachwuchs nimmt?
Dafür sind die Försterinnen und Förster in ihren Revieren zuständig. Täglich sind sie im Wald unterwegs und achten gerade jetzt besonders auf die Tierwelt.

Gibt es spezielle Regeln in dieser Zeit?
Das Bundesnaturschutzgesetz regelt diese. Vor allem ist es jetzt wichtig, nicht die ausgewiesenen Wege im Wald zu verlassen. Das gilt für Radfahrer, Jogger, Hundehalter und Spaziergänger.

Welche Tiere brauchen jetzt besonderen Schutz? Welche Waldtiere haben jetzt Nachwuchs?
Rehe, Hirsche, Füchse, Hasen und Dachse haben jetzt Nachwuchs und sind entsprechend schutzbedürftig. Aber auch Bodenbrüter wie der Uhu dürfen nicht gestört werden. Oft geben diese Vögel dann die Brut komplett auf.

Haben sie noch Fälle in Erinnerung, wo sie eingreifen mussten?
Fast täglich müssen unsere Försterinnen und Förster Waldbesucher ermahnen sich an die Regeln im Wald zu halten. Aber die meisten Spaziergänger zeigen sich sehr einsichtig.

Was droht den Waldbesuchern, die sich nicht an die Regeln halten?
Bei besonders renitenten und uneinsichtigen Waldbesuchern verhängen die Kollegen auch Geldbußen. Bei der Missachtung des Artenschutzes droht zudem auch eine entsprechende Anzeige.

Junge Wildtiere sollten auf keinen Fall angefasst oder gar mit nach Hause genommen werden. Foto: Kaufmann/DJV
Viele Jungtiere brauchen jetzt besonderen Schutz und Rücksicht von Besuchern in Wald und Feld. Archivfoto: Symbolbild
Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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