Invasion von Badegästen: Kein Platz am Silbersee

Glühender Asphalt und heißer Sand: Wahre Völkerscharen schienen am Wochenende in die Seestadt eingefallen zu sein. Der Verkehr auf den Zufahrtswegen zu den Badeseen kam zeitweise zum Erliegen, Parkplätze waren kaum noch zu finden. Einige Badewillige suchten ihr Glück unerlaubt am Silbersee I und begaben sich so in Lebensgefahr.

Die junge Frau am Steuer des Mittelklassewagens wirkt genervt. Schon zum dritten mal rollt sie an den endlosen Reihen geparkter Autos vorbei, auf der Suche nach einem Abstellplatz. Auf dem Rücksitz quengelt, hinter einer zu großen Sonnenbrille versteckt, die kleine Tochter. Sie hat den See längst entdeckt, und die anderen Kinder, die gut eingecremt zum Wasser strömen. Die Mutter verzieht das Gesicht... bei über 30 Grad wird die Parkplatzsuche zur Geduldsprobe.

So erging es vielen Besuchern, die am Sonntag den heißen Innenstädten des Ruhrgebietes entkommen und ihre Erfrischung im kühlen Halterner Seewasser finden wollten. Kilometerlange Staus auf den Zufahrtswegen sorgten schon lange vor dem Erreichen des Wunschziels für Ernüchterung bei den Autofahrern, Die Blechlawine staute sich bis auf die Autobahn zurück, so dass es auch auf der A43 zu massiven Behinderungen kam. In der glühenden Sonne ging es nur schrittweise vorwärts, wenn der Verkehr nicht gleich für mehrere Minuten ganz kollabierte.

Parkplätze sind Mangelware

Hatten sich die Badewilligen in ihren Fahrzeugen erst einmal auf die Hullerner Straße vorgekämpft, lag der Silbersee zwar nicht mehr weit, ein passender Stellplatz aber oft in weiter Ferne. Die gewässernahen Parkräume waren schon am Vormittag voll, und so kroch die Schlange der wild abgestellten Karossen immer weiter an den Rändern der Hauptstraße entlang - ein klarer Verkehrsverstoß. Den ohnehin schon entnervten Fahrern war es oft herzlich egal, ob ihr Wagen optimal abgestellt war, und so wurden auch die Einfahrten etlicher Anwohner einfach zugeparkt. Auch am Seebad sah es nicht besser aus: Stoßstange an Stoßstange standen die Autos entlang der Straße.

Das Ordnungsamt, personell durch die gleichzeitig stattfindende Schlesierwallfahrt auf dem Annaberg strapaziert, war zwar vor Ort, konnte aber der schieren Masse an Parkverstößen kaum Herr werden. Die Polizei hatte schon im Vorfeld vor massiven Problemen durch Zufluss aus dem Ruhrgebiet gewarnt, zumal die Halterner Badeseen in einer überregionalen Zeitung besonders beworben worden war. Teilweise wurde der Verkehr über die Anschlußstelle Dülmen umgeleitet.

"Morgen wird es hoffentlich sonnig", scherzte ein junger Kellner am Silbersee II noch am Samstag, als der teilbedeckte Himmel Ausflügler eher aufs Fahrrad oder in Freizeitanlagen wie den Ketteler Hof lockte. Ob Segen oder Fluch, sein Wunsch wurde am Sonntag erfüllt. Der Strand war bunt von Menschen, und die DLRG musste bei so großem Andrang besonders aufmerksam sein. Auch am Strandbad des Halterner Stausees bekamen die Retter kaum eine ruhige Minute, weil die Verantwortung über tausende Besucher auf ihren Schultern lastete. Zum Glück blieben größere Unfälle an diesem Wochenende aus.

Uferabbruch am Silbersee I

Gefährlich wurde es aber einige hundert Meter weiter: Die fünf Hektar blauer Wasserfläche des Silbersee I wurden durch ein Naturereignis in Unruhe gebracht, das auch Menschen hätte umbringen können. Ein rund 8000 Quadratmeter großes Stück des sandigen Hochufers kollabierte und stürzte ins Wasser. Wer sich auf oder unterhalb der Sandmassen befunden hätte, wäre in Lebensgefahr gewesen. Gerade an Sonnentagen ignorieren viele Menschen - vielleicht auch in Unkenntnis des Risikos - das seit 2005 ausgesprochene Zutrittsverbot zum Silbersee I.

Der große Besucheransturm hat also zwei Seiten: Zum einen wird die Attraktivität Halterns als Naherholungszentrum für das Ruhrgebiet noch einmal bestätigt, zum anderen sorgen Verkehrsprobleme, Parksünder und illegales Baden für Spannungen bei den Behörden und den Anwohnern. Viele Halterner kennen das Problem schon und lösen das Problem auf elegante Weise: Sie verbinden den Badespaß mit einer kleinen Radtour.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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