Der Abrissbagger hat gesiegt - die alte Vikarie in Haltern am See ist nun Geschichte

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Was bisher geschah?

Link Teil 1: http://www.lokalkompass.de/haltern/kultur/der-abrissbagger-hat-gesiegt-die-alte-vikarie-in-haltern-am-see-ist-nun-geschichte-d616708.html
Link Teil 2: http://www.lokalkompass.de/haltern/kultur/der-abrissbagger-hat-gesiegt-die-alte-vikarie-in-haltern-am-see-ist-nun-geschichte-d647974.html

Und so ging es Ende Mai/Anfang Juni 2016 weiter:

Vermutlich trunkene Chaoten schmeißen am ersten Juniwochenende nachts mit viel Getöse und Gejubel die mobile Bautoilette auf der Baustelle um! An diesem Samstagmorgen brauche ich nach 5:00 Uhr in der Früh keinen Wecker mehr. Eigentlich wollte ich ja mal ausschlafen! Nun denn ...

Unser Weg vom Innenhof zur Straße ist nicht mehr als solcher zu erkennen. Bauschutt, abgelegte Steine des Weges zur Straße, die hinderlich sind das Gerüst aufzustellen, Stützpfeiler u. v. m. prägen nun das Bild neben der Hauswand.

Eine Gerüstbaufirma lässt mich fortan hellwach werden, wenn sich die unzähligen Metallteile und Verbindungsstücke des Gerüstes mit Hammerschlägen zum Radiowecker verbinden. Auch das Abladen und Positionieren auf der Baustelle sowie das Anbringen der Gitter, schwerer Bretter usw. ergeben für die zwangsläufig zuhörenden Ohren ein grelles Konzert während der nächsten Zeit. Aber ohne Gerüst kann der Neubau ja nicht wachsen…

Als Parterre und ein Teil des zukünftigen ersten Geschosses eingerüstet sind werden wieder unzählige Eisenmatten, Holzstreben usw. auf das Erdgeschoss als Vorbereitung für das Gießen des Betons angebracht. Der Transport mit dem Kran, das Fortbewegen der Stahlmatten und der kontinuierliche Einsatz der notwendigen Bauwerkzeuge und –maschinen lassen einen stets unterschiedlich vibrierenden Sound erklingen.

Der LKW mit dem sich drehenden Betonmischer kündigt die nächsten Arbeitsabläufe an. Die gesamte Decke über Parterre ist nun eingeschalt und mit unzähligen Stahlmatten versehen, auf die dann der Beton aus dem LKW über ein Laufband in den Betonkübel des auf der Baustelle befindlichen Betonmischers und daraus auf den Boden gegossen wird. So entsteht wohl Stahlbeton. Und damit sich alles gleichmäßig verteilt, wird mich das ätzende Geräusch des Motors des Betonrüttlers, dessen Rüttelflasche wieder und wieder in den Beton geleitet wird, nun eine ganze Weile mal wieder begleiten. Aber so ist das nun mal auf’m Bau! Die Decke wird fertig und am Folgetag (Freitag) war kein Arbeiter auf der Baustelle zu sehen. Es war seit geraumer Zeit der ruhigste Freitag an der Baustelle am Richthof/Blombrink und in der Nachbarschaft.

Danach ging es dann Schlag auf Schlag weiter. Die Gerüstbaufirma stellt einen voll beladenen LKW mit den unterschiedlichsten Gerüstbauteilen vor dem Haus ab. Alles musste auf die Baustelle. Am nächsten Morgen in der Früh war mein Wecker dann der LKW mit den Fertigbetonteilen. Die waren nummeriert und wurden mit dem Kran vom LKW so nahe wie möglich an den Bestimmungsort auf der Baustelle platziert. Es ist schon beeindruckend, mit welcher Präzision die schweren Betonteile den Weg an ihr Ziel fanden! Mit diesen Betonteilen wurden dann die Außen- und Innenwände hochgezogen. So allmählich kann man sich vorstellen, wie die Raumaufteilung zukünftig sein wird.

Parallel wurden unermüdlich Verschalungen sowie das Gerüst außen neben unserer Hauswand angebracht. Das Knallen der schweren Bauhämmer, mit denen die Verschalung abgeschlagen wird, das Befestigen der dicken Metallverstrebungen des Gerüstes und das sirrende Geräusch der Betonschneidemaschine werden uns Anwohnern noch lange begleiten. Als das Baugerüst befestigt war, konnte unsere Hoftüre zur Straße hin nicht mehr benutzt werden. Aber im Höfchen standen noch die Mülleimer. Wir hatten keine Chance, diese auf die Straße zu bringen. Mit Hilfe der freundlichen Bauarbeiter wurde erst einmal die Papiertonne über den Bauzaun gehievt und die graue Tonne hinter dem Bauzaun sicher geparkt.

In der Folgewoche wurde die Betondecke über dem Erdgeschoss gegossen und LKW für LKW brachte weitere Fertigbetonteile. Die Arbeiten wiederholten sich analog zur Fertigstellung der 1. Etage. So allmählich kamen die Arbeiter mir auf Augenhöhe entgegen und das Baugerüst wuchs in schwindelige Höhen und wurde mit einem Sicherheitsnetz umgeben. Mitte Juli waren die Fertigbetonteile bereits bis in den Giebel gemauert und man kann sich in etwa vorstellen, wie die Dachkonstruktion da später aufgebracht werden wird.

Und dann kamen die Zimmerleute und LKWs mit den Dachkonstruktionen. Es ist ein gigantischer Anblick, diese meterlangen Dachträger nach deren Entladung vom Wagen in der Luft hängen zu sehen und den Weitertransport per Baukran an die auf der Baustelle benötigte Position zu beobachten. Auch hier kann man für diese Präzisionsarbeit den beteiligten Firmen und Arbeitskräften einfach nur Respekt zollen. Nun gab’s aber auch einen neuen Sound auf der Baustelle: Das Krachen des Zimmermannshammers beim Einschlagen der riesigen Nägel zur Befestigung der schweren Holzteile. Metall auf Metall. Aber auch die Sägearbeiten und das Abschlagen der Metallkonstruktionen, die den Beton an den Giebeln festigten sowie das Zerschlagen der Schalungen werden uns nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Dann kehrte jedoch erst einmal Ruhe am Bau ein! Ich vermute, dass bis einschließlich heute (21. Aug.) Betriebsferien sind. Der Bauwagen vor dem alten Gemäuer ist nun auch verschwunden. Vom 29. Juli bis zum 7. August konnte man mal wieder richtig ausschlafen. Ich bin ganz sicher, dass keiner der Anwohner während dieser Zeit Entzugserscheinungen bzgl. des Baulärms hatte. Doch am 8. August legte ein Zimmermann noch einmal so richtig los! Ich dachte, alles was nicht niet- und nagelfest war, musste jetzt noch einmal in der Dachkonstruktion bearbeitet werden. Dann blieb es den Rest der Woche wieder ruhig am Bau – dachte ich!

Jedoch am frühen Samstagmorgen, dem 13. August, traute ich als Sportfan, der sich die Olympiadesendungen aus Rio nachts anschaute, meinen Ohren nicht. Hämmern, Krachen, laute Rufe der Zimmerleute oder Dachdecker und ein Bauradio mit lauter Musik trommelten mir auf Augen- und Ohrenhöhe entgegen. Damit hatte ich am heiligen Samstag nach zwei Stunden Schlaf überhaupt nicht gerechnet.

Was musste unbedingt am Samstagmorgen so Wichtiges beim Hausbau erledigt werden? Eine Dachfolie wurde aufgebracht. Das Einschlagen der Dachlatten diente der Befestigung dieser Unterspannbahn. Und eine Handwerksmaschine diente dem Nachschießen eines jeden Nagels. Das war Musik am Bau pur und ich flüchtete. Nach Verlassen des Hauses war vom Radio am Bau der Sender „Radio Vest“ (eigentlich mein Lieblingssender) noch am Fußgängerüberweg Rochfordstraße/Bahnhofstraße deutlich zu hören. Am Samstagnachmittag kehrte dann wieder Ruhe am Bau ein!

Auch in der Folgewoche (vermutlich 3. Woche Betriebsferien der Baufirma) war weit und breit kein Bauarbeiter zu sehen und ich gönnte mir lange Nächte mit den Sportübertragungen aus Brasilien. Als eingefleischter Fußballfan der DFB-Mannschaften (Frauen und Männer) schaute ich mir Freitagnacht erst das tolle Spiel, das die DFB-Frauen mit einem Sieg zur Goldmedaille bei der Olympiade führte, an und bis zum frühen Morgen weitere Kommentare und Sportereignisse. Irgendwann, es war draußen schon fast hell, übermannte mich die Müdigkeit. Doch ein fürchterlicher Traum ließ mich gegen 07:00 Uhr aufschrecken!

Krach am Bau! Träumte ich jetzt schon nachts davon? Nein! Die Facharbeiter von „Dach und Wand“ gaben sich erneut am frühen Samstagmorgen des 20. August die Ehre! Unzählige Dachlatten wurden auf die Unterspannbahn genagelt. Auch Dachrinnen wurden angebracht. Ist das wirklich nur samstags zu erledigen, obwohl die ganze Woche über kein anderer Handwerker am Bau gearbeitet hat? Da habe ich so meine Zweifel.

Vermutlich haben sich Anwohner über das lautstarke Bauradio beschwert; denn gestern in der Früh bis mittags war keine Musik mehr aus dem Bauradio zu hören. Da auf einer Seite noch nicht alle Dachrinnen befestigt wurden, bin ich jetzt erst einmal gespannt, was wohl am kommenden Samstag am Bauplatz auf dem Gelände der abgerissenen Vikarie zu sehen und hören sein wird.

Mal ganz ehrlich: Aktivitäten vom Team „Bauch und Hüfte“ sprechen mich samstags wesentlich mehr an als die vom Team „Dach und Wand“! Aber am Bau muss es ja auch weitergehen. "Werden bald die Dachdecker ihr Stelldichein geben." "Gibt's ein Richtfest?" Das sind momentan die Fragen, die ich mir gerade stelle. Ich werde weiter berichten...

Autor:

Hans Kirschbaum aus Haltern

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