Besser wohnen im Alter

Ulrike Steck-Drescher von der Wohnberatung.
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Diakonisches Werk bietet Beratung für ältere Menschen und Personen mit Behinderung.

Die Deutschen werden immer älter. Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Ein guter Grund bis ins hohe Alter fit und mobil zu bleiben. Das hohe Gut der körperlichen und geistigen Gesundheit ist aber nicht allen beschieden. Ein besonderes, alterbedingtes Leiden ist die Demenz, bei der die Betroffenen aufgrund eines fortschreitenden Gedächtnisverlustes nach und nach die Fähigkeit verlieren sich allein zurecht zu finden und zu versorgen. Wohnberatungen können helfen, das Problem rechtzeitig anzugehen um Betroffenen möglichst lange den Verbleib in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Das Diakonische Werk im Kirchenkreis Recklinghausen e. V.l führt Wohnberatungen in der Stadt Haltern durch. Die Beratungen werden vom Kreis RE gefördert und sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen kostenlos.

Ulrike Steck-Drescher ist angestellt bei der Diakonie und in der Seestadt zuständig für die Beratung. Um in diesem Bereich stets auf dem neuesten Stand der Technik und der Forschung zu sein, nimmt sie an regelmäßigen Fortbildungen teil. Erst kürzlich war sie im Fraunhofer-InHaus-Zentrum in Duisburg, wo eine Tagung der Demenz-Servicezentren Region Westliches Ruhrgebiet und Region Ruhr stattfand zum Thema „Demenz und Technik“. Die Veranstaltung begann damit, dass Menschen mit Demenz von ihrem Tagesablauf erzählten. Sie berichteten den Anwesenden, dass sie gewohnte, tägliche Abläufe gerne nach wie vor selbst bewerkstelligen und dass es sie beruhigt, wenn jemand in ihrer Nähe ist, den sie fragen können, wenn sie plötzlich nicht mehr weiter wissen. Sie wünschen sich von ihren Angehörigen Rat und Hilfe – nicht Bevormundung. Sie möchten nicht, dass der Partner oder das Kind vorrausschauend schon vorher eingreift. Eine Frau erzählte, dass für sie als Alleinstehende jetzt die Zeit gekommen sei, in eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz zu ziehen, um mehr Kontakte und mehr Unterstützung zu haben. Eine andere berichtete, sie habe sich verlaufen, nach einiger Zeit aber auf Umwegen doch das angestrebte Ziel erreicht. Der Ehemann habe sich Sorgen gemacht, weil sie ihr Handy nicht dabei gehabt habe. Letztendlich aber habe sie doch ein Recht darauf, Fehler zu machen und sich zu verlaufen. Die Betroffenen hätten - so die Quintessenz - ein Recht auf ein Leben mit Gefahren, wie es Menschen ohne Demenz auch haben.

Nicht über die Betroffenen reden, sondern mit ihnen!

Dieser Einstieg ins Thema war für Steck-Drescher einer der wichtigsten Teile der Tagung, denn die Menschen mit Demenz haben selbst einen bedeutenden Aspekt benannt: Sprecht nicht über uns, sondern mit uns! Eine Professorin berichtete von einer Studie über den Einbau technischer Geräte in Haushalte von demenzkranken Personen, um deren Sicherheit im Alltag zu erhöhen. Bei den Studien ging es darum zu prüfen, ob und inwieweit sich diese Technik auf die Lebensqualität auswirkt. Ein Piepgeräusch beispielsweise, das beim Verlassen des Hauses oder der Wohnung ertönt, mahnt erinnernd an das Verschließen von Fenstern und Türen. Wassermelder gaben ein Warnsignal, wenn die Waschmaschine oder Spülmaschine ausläuft. Eine Medikamentendose erinnert die PatientInnen eigenständig an die Einnahme der Arzneimittel und gibt die entsprechenden Medikamente frei.

Nach einigen Monaten der Nutzung wurde abgefragt, ob sich die Lebensqualität der Menschen mit Demenz und deren Angehörigen verändert habe. Während im Leben der Betroffenen die Qualität in etwa gleich hoch blieb, änderte sich allerdings die Lebensqualität der Angehörigen spürbar zum Besseren. Ihnen konnte tatsächlich ein wenig von dem Druck und der Verantwortung genommen werden. Wenn ein Gerät Aufgaben wie die oben genannten übernimmt, ist dies eine sachliche Information. Wenn ein Angehöriger es macht, kommt immer der emotionale Beziehungsaspekt hinzu, der sowohl positiv (schön, dass du dich um mich kümmerst) als auch negativ (muss mich immer bevormunden) sein kann. Ist er negativ, kann ein technisches Gerät eine Entspannung in die Beziehung bringen. Dies hat die Studie bestätigt.

Moderne Technik und menschliche Wärme

Alle Referenten der Tagung waren sich einig darüber, dass der Einsatz von Technik hilfreich sein kann, wenn genau bedacht wird, für wen, wann und mit welchem Ziel diese eingesetzt werden soll. Technik kann bei aller Fortschrittlichkeit jedoch niemals menschliche Nähe ersetzen. Ulrike Steck-Drescher berät zu den Aspekten des Einsatzes von technischen Hilfen im Wohnbereich: Wohnberatung Haltern( Diakonie), Ulrike Steck-Drescher, Tel. 0160 – 88 45 629, Sprechstunde Mo und Do 10 – 12.00 Uhr im Neuen Rathaus, EG, Raum 03, und Di 15 – 17 Uhr im Gemeindebüro der Erlöserkirche, Reinhard-Freericks-Str. 17. Die Wohnberatung arbeitet eng mit Frau Jahnke von der Pflegeberatungsstelle der Stadt Haltern zusammen, die täglich von 8.- 12.00 Uhr im Neuen Rathaus ihre Sprechstunden abhält. Ein Produktkatalog über einzelne Produkte kann herunterladen unter: www. demenz-support.de/Repository/Produktliste_2015_web.pdf

Unter www. gerontotechnik.de findet sich die GGT Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik® mbH, Max-Planck-Str. 5, 58638 Iserlohn. Auf der Internetseite gibt es einen Katalog, in dem auch Technikprodukte aufgeführt sind, es gibt aber darüber hinaus auch eine Dauerausstellung, die zu besichtigen ist. Interessenten können dazu einen Termin vereinbaren unter:02371 – 95 95 – 0 Möglich ist die Beratung auch für Einzelpersonen, die sich Gruppen anschließen möchten.

Ulrike Steck-Drescher von der Wohnberatung.
Ulrike Steck-Drescher und Frau Jahnke von der Pflegeberatungsstelle der Stadt Haltern.
Autor:

Antje Clara Bücker aus Haltern

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