Das Arboretum "Grenzenlust" und sein Umgang mit der Pandemie - und mit dem Wetter
Mit Weisheit, Gelassenheit und viel Liebe zur Natur: Gedanken rund um ein besonderes Fleckchen Erde

Christa Hartmann führt die Herzensangelegenheit ihres verstorbenen Mannes fort.
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  • Christa Hartmann führt die Herzensangelegenheit ihres verstorbenen Mannes fort.
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Christa Hartmann findet klangvolle Worte für eine schlechte Sache: "Liebe Freundinnen und Freunde des Arboretum Grenzenlust! Diesen Rundbrief schreibe ich wieder einmal mit schwerem Herzen. Immer noch hat die schreckliche Pandemie uns im Würgegriff und Ratlosigkeit überschattet alle Planungen." Diese Gedanken schickte die Stiftungschefin vor einigen Wochen an alle Empfänger des hauseigenen Newsletters.

In ihren Formulierungen stecken Hoffnung und Herzblut: "So wie ich mir selbst tagtäglich gut zurede, möchte ich auch Ihnen allen zurufen: Halten Sie durch, verlieren Sie nicht den guten Mut und die Geduld - bis jetzt hat hinter den Wolken noch immer die Sonne ihren festen Platz und wird irgendwann wieder scheinen!"

Doch weder das Coronajahr noch die zurückliegenden Hitzesommer sind spurlos an dem sehenswerten Gelände zwischen Hamminkeln und Wesel vorüber gegangen. Was genau sie selber und ihren Gutsverwalter Philipp Rother (samt Team) umtreibt, erklärt Christa Hartmann im Interview.

"Das Klima ist ein Sorgenkind"

Redaktion:  Was überwiegt für Sie (aus arbeitstechnischer Sicht) – Sorgen oder Zuversicht?
Hartmann: Ganz eindeutig überwiegt die Zuversicht. Denn: Wir haben exzellente Mitarbeiter und allen ist das Arboretum eine Herzensangelegenheit. Zudem hat mein verstorbener Mann für das Arboretum alles an Vorsorge getan, was ihm möglich war. Somit haben wir guten Grund zur Zuversicht. Und ganz allgemein nimmt ja die Wertschätzung für Garten-Bäume-Natur zu, was einen weiteren Grund zur Zuversicht gibt.

Redaktion: Wie hat sich das Arboretum in den zurückliegenden zwölf Monaten entwickelt?
Hartmann: Die Natur macht, was sie immer macht: wächst, blüht und gedeiht ~ jedenfalls meistens und ist weiterhin ganz zauberhaft hier auf Grenzenlust. Die Pandemie ist für uns insofern negativ, als wir leider bis dato keine Besucher begrüßen dürfen und sich deswegen niemand außer den Bewohnern von Grenzenlust an der Schönheit dieses Erdenfleckchens freuen kann.
Hinsichtlich Klima reden wir von wirklich tiefgreifenden Problemen, die uns zum Grübeln bringen. Unser Parkpersonal ist in den Sommermonaten sehr damit beschäftigt, Trockenheitsschäden durch massive Bewässerung einigermaßen zu begrenzen und andererseits bei allen Nach-, bzw. Neuanpflanzungen auf das Kriterium "trockenheitsverträglich" zu achten. Wobei man aber nicht vergessen darf, dass wir hier am Niederrhein auch immer mal wieder Hochwasser zu verkraften haben. Also das Thema "Klima" ist ein Sorgenkind und macht viel Arbeit - praktisch und logistisch.

Redaktion: Erhalten Sie viele Anfragen bezüglich einer baldigen Öffnung?
Hartmann: Ja, es wird immer wieder nachgefragt, denn wir alle scharren doch mit den Hufen und möchten endlich mal wieder "was Schönes" machen. Und was gibt es zum Thema "endlich raus" Schöneres, als ein Besuch im Arboretum Grenzenlust mit Kaffee und Kuchen unter den alten Bäumen?!

Redaktion: Können Sie überhaupt mit fixen Terminen planen?
Hartmann: Im Moment können wir gar nichts Verbindliches sagen. Sobald wir "Terrassenwetter" haben, können wir sicher auch im Arboretum kleinere Gruppen empfangen, eine Führung anbieten und ggf auch eine Bewirtung. Individuelle Anfragen können wir auch individuell behandeln, nur Großgruppen sind zurzeit. nicht buchbar. Gern hätte ich die gläserne Kugel und würde Voraussagen machen können. Derzeit hangeln wir uns an den Vorgaben der öffentlichen Hand entlang und warten - und wissen es auch nicht. Wir hoffen auf die letzte Aprilwoche hinsichtlich positiver Signale wegen einer möglichen Öffnung am 2. Mai. Der nächste Newsletter am 26. April wird dazu Aussagen machen.

Redaktion: Gibt es Konzeptänderungen, seit Ihr Mann verstorben ist?
Hartmann: Nein. Das Arboretum Grenzenlust ist rechtlich ja schon seit Jahren Teil der wohltätigen Stiftung Grenzenlust, die mein Mann allein deswegen gegründet (und vollkommen allein finanziert) hat, um das alte Familienanwesen mit seiner Herzensangelegenheit "Arboretum" finanziell abgesichert in die Zukunft zu führen. Es ist unter anderem Aufgabe des Vorstandes, dafür weiterhin Sorge zu tragen.
Zudem hat mein Mann auch im ideellen Bereich gut vorgesorgt: viele Gespräche mit unserem Verwalter und mit mir hatten das Ziel, seine Visionen und Wünsche zu kommunizieren, sodass es nun im Prinzip so gehen kann, wie mein Mann angesagt hat. Natürlich nicht dogmatisch. Das war nicht der Stil meines Mannes, wusste er doch viel zu genau, dass ein lebender Organismus immer auf Unwägbares und nicht Vorhersehbares reagieren können muss. Er hatte ganz klar die Vision, aber sie war gepaart mit Weisheit und Gelassenheit.

Redaktion: Was wird eigentlich mit der Anlage, wenn Sie selbst einmal nicht mehr weiterplanen können oder wollen?
Hartmann: Ich bin hier ganz und gar nicht die Hauptperson, wir haben für den Park und die technische Betreuung der Gesamtimmobilie Grenzenlust unseren Verwalter Philipp Rother, die Gesamt-Verwaltung der Stiftung Grenzenlust liegt bei einem fünfköpfigen Stiftungsvorstand, dessen Sprecherin ich derzeit zwar bin, aber es sei deutlich und gern betont, dass wir nur gemeinsam stark sind. Alle Vorstände sind ehrenamtlich tätig und wenden wirklich viel Zeit zum Wohle der Stiftung auf.
Nochmal: Vorstand und Verwalter und übrige Mitarbeiter, die schon viele Jahre hier arbeiten, ~ das ist das Team. Ich bin dankbar, dass die Zusammenarbeit so gut klappt und weiß, mein Mann schaut von oben kopfnickend zu.
Insofern passiert auch künftig - so Gott will - nur Gutes mit der Anlage. Sie wird weiter bestehen und sich fortentwickeln. Deswegen ist es ja so gut, dass zum Beispiel unser Verwalter zum einen gärtnerische und landschaftsplanerische Visionen und Fähigkeiten hat und zum anderen jung genug ist, um das Arboretum noch lange Jahre betreuen zu können. Jedenfalls hoffe ich das. Und ich bin mir vollkommen sicher, dass er eines hoffentlich noch fernen Tages um sich schauen wird, damit er einen guten Nachfolger für sich und das Arboretum findet. Das wäre dann gute Tradition, denn unser früherer Verwalter war ganze 38 Jahre auf Grenzenlust tätig!

Redaktion: Richten Sie doch bitte einen Appell an Ihre potenzielle Besucherschaft – gerne ohne Coronabezug.
Hartmann: Oh, das fällt mir schwer. Ich bin so "appellsatt", weil ich mich durch Nachrichten und Politiker und deren Berater davon überschüttet fühle. Ich denke, so geht es derzeit den meisten Menschen. 
Insofern möchte ich lieber bitten, dass alle solange, wie es sein muss, geduldig bleiben und mit Spaziergängen im Wald um das Arboretum herum vorlieb nehmen. Und wenn wir dann das Arboretum endlich wieder aufmachen dürfen, dann werden unsere Gäste es besonders schön vorfinden. Versprochen! Ganz ehrlich! Und Kaffee und Kuchen gibt es auch!
Schauen Sie einfach rechtzeitig vor dem ersten Sonntag im Monat auf unsere www.grenzenlust.de, da finden Sie entsprechende Informationen. Oder möchten Sie unseren Newsletter abonnieren? Schreiben Sie eine mail an grenzenlust@t-online.de - dann nehmen wir Sie in unseren Verteiler.

Redaktion: Möchten Sie unserer Leserschaft sonst noch etwas sagen?
Hartmann: Ja, gern nutze ich die Gelegenheit, wenn ich darf, um einen kleinen Aufruf zu starten:
Für die Zeit NACH Corona, also vermutlich ab 2022, suchen wir jemanden, der Lust, Tatkraft und einen gewissen unternehmerischen Mut hat, unser Hofcafé zu übernehmen und auszubauen. Ich mache das jetzt etliche Jahre und kann sagen, dass es zwar viel Arbeit, aber auch sehr viel Freude macht, weil unsere Gäste wirklich nur nette Menschen sind. Sie verzeihen (oder wertschätzen??) das Laienhafte und genießen das Ambiente. Das ist einfach toll!

Redaktion: Liebe Frau Hartmann, ganz herzlichen Dank fürs Interview.
Hartmann: Danke, dass Sie dem Arboretum Grenzenlust den "Präsentationsraum" geben.

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Wer das Gut Grenzenlust unbedingt besuchen will, der kann beim Verwalter Philipp Rother eine private Führung mit einer überschaubaren Gruppe buchen. Für bis zu zehn Personen kostet eine zweistündige Führung 50 Euro, wesentlich größere Gruppen können derzeit nicht angenommen werden. Wer möchte, kann sich gerne in den Verteiler des regelmäßig versandten Newsletters aufnehmen lassen; E-Mails genügt: post@grenzenlust.de

Was ist ein Arboretum?

Ein Arboretum (lat. arbor = „Baum“) ist eine Sammlung verschiedenartiger, oft auch exotischer Gehölze. Die Gesellschaft Deutsches Arboretum e.V. definiert: Ein Arboretum ist eine Sammlung von Gehölzen zu Studienzwecken. Es handelt sich um heimische und solche exotischen Bäume und Sträucher, die bei uns im Freien gedeihen. Die Gliederung kann nach geografischen, verwandtschaftlichen, pflanzensoziologischen oder anderen Kriterien erfolgen. Dabei sind gestalterische und ästhetische Regeln zu beachten. Häufig sind Arboreten als englische Landschaftsparks angelegt. Arboreten dienen der Forschung, der Pädagogik und vermitteln auch die Schönheit der Pflanzen. Die Besucher können in Arboreten ihre Kenntnisse vermehren, aber ebenso Entspannung und Erholung finden. Arboreten können Einrichtungen von Forschungsinstituten und Forstverwaltungen sein wie Teile von botanischen Gärten, öffentlichen und privaten Parks, wenn sie dem Publikum zugänglich sind. Arboreten sollten unter wissenschaftlicher, fachlicher Leitung stehen oder sich zumindest verbindlicher wissenschaftlicher Beratung bedienen. (Quelle: https://grenzenlust.de/geschichte/)

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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