Vorbildlicher Einsatz des Tierrettungsdienstes - Kreisgruppe Wesel

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Vor einigen Tagen kam über unserer Notrufnummer 01805/ 335044 ein größerer Einsatz rein:
In Dinslaken hat eine Entenmama in einem Innenhof elf Küken ausgebrütet und konnte dort nicht bleiben, da die Lebensbedingungen nicht passten.

Die Anwohner waren einfach nur toll! Die Hausgemeinschaft kümmerte sich um Mama und Nachwuchs vorbildlich, sah aber auch die Gefahr, dass die Küken nicht artgerecht aufwachsen können.
Leider konnten sie auch nicht selbständig zu einem Gewässer in der Nähe ziehen, da der Innenhof, außer über eine Kellertreppe, nicht begehbar war und dahinter die Innentstadtstraßen für die kleinen Watschler zur noch größeren Gefahr geworden wäre.

Die Tierrettung machte sich samstags das erste Mal auf den Weg, sprach mit den Anwohnern, checkte die Lage und versuchte, die Mama mitsamt ihren Kleinen einzusammeln und in den nahe gelegenen Ententeich umzusiedeln.

Die erste Aktion dauerte mit fünf fleißigen Helfern und ganz viel Geduld 3 Stunden. Leider waren wir der Entenmama noch sehr suspekt, so dass sie weg flog und vom Dach aus ihre Kleinen im Blick hatte.
Nach einiger Zeit des Wartens brach die Einsatzleitung den Einsatz mit der Verabredung ab, am nächsten Morgen um 9.00 Uhr wieder vor Ort zu sein, um zu sehen, ob ein zweiter Einsatz Erfolg versprechend wäre - bzw. ob die Entenmama wieder bei ihren Küken sitzen würde.

Sonntagmorgens war die Tierrettung wieder vor Ort und wurde bereits von den Anwohnern freudig begrüßt.
Die Entenmama war abends noch zurück gekehrt und den Küken ging es soweit gut.

Da für diesen Einsatz leider nicht genügend freiwillige Helfer vor Ort sein konnten, wurde nach einer einvernehmlichen Besprechung nur die Lage gesichert, um zwei Tage später mit einer ausreichend großen Crew und sehr viel Ruhe und Geduld einen dritten Anlauf zu starten.
Leider verstarb Sonntagabend ein Küken - so dass sich augenscheinlich die Lage für die Kleinen verschlechterte.

Dienstagabend war es dann soweit.
Sage und schreibe fünf freiwillige TierrettungsdienstlerInnen machten sich von Wesel aus auf dem Weg.

Das TRD Team agierte mit tatkräftiger Hilfe von zwei Anwohnern und unter Unterstützung von weiteren Hausbewohnerinnen vorbildlich!

Die Küken wurden im Kellerabgang gesichert - auch in dieser Situation bemerkten wir übrigens, dass es allerhöchste Zeit ist, dass die Kleinen in ein artegerechtes Umfeld kommen.
Waren einige von ihnen am Sonntag zuvor noch putzmunter die Kellertreppen rauf und runter gesprungen, so machte das am Dienstagabend kein einziges Küken mehr.

Die Entenmama watschelte nach langer Zeit und vielem hin- und her zu ihren kleinen Flitzern.
Misstrauisch, wie sie nicht nur aus den vorherigen Erlebnissen war, checkte sie zuvor mehrfach die Lage - das hieß, dass die in "zugreifender" Nähe verbleibende Einsatzleitung in erstarrter Position, gefühlte Stunden - tatsächlich aber nur viele Minuten, verharrte und im passenden Moment das Netz über den Kellereingang schließen konnte.

Es gelang uns, die Entenmama und die verbleibenden Küken vorsichtig einzusammeln und wie geplant in den anliegenden Ententeich umzusiedeln.

In unserer Euphorie waren wir zunächst der Meinung, dass wir es geschafft hätten und die Familie glücklich vereint auf dem heimatlichen Ententeich herumpaddeln würde...

Pustekuchen!

Neben mehreren Erpeln und einer weiteren Entenfamilie, machte uns die Entenmama erstmal einen Strich durch die Rechnung.
Sie flog einfach wieder in "ihren" Innenhof zurück.

Nun war guter Rat teuer - flugs riefen wir unsere Wasservogelspezialistin an und stimmten unser weiteres Vorgehen mit ihr ab.
Ihrer Erfahrung nach, sind Enten gute Mütter und kehren so gut wie immer wieder zu ihren Küken zurück.

Also hieß es nun wieder: warten!
Und das war eine ganz schön laaaaaaaaaange Zeit.......

Neben unseren Zweifeln, ob wir wirklich richtig agiert haben, kamen wir mit sehr vielen Menschen ins Gespräch, die unser Treiben neugierig beobachteten und uns fleißig für unseren ehrenamtlichen Einsatz lobten.
Manche fragten auch nach Tipps für den heimischen Gartenteich und wie man mit welchen Tierarten umgehen müsse.
Es war sehr spannend!

Unsere Geduld lohnte sich auch diese Mal. Die Mama kam wie geheißen zurück und schwamm mit ihren Küken durch den Teich, legten sich mit dem ein oder anderen Erpel an, kam der anderen Mama ins Gehege, machte aber insgesamt einen guten Eindruck.

Vom nächsten Tag wurde uns dann im Nachgang berichtet, dass die Entenmamas sich als Patchworkfamily zusammen getan hatten und nun zusammen, mit x - Küken (der Erzählung nach waren es zwanzig!!!!!) durch die Teichanlage schwammen.

Womit wir leider nicht gerechnet hatten war, dass am Tag darauf der Teich gesäubert wurde.

Mit dieser Aktion wurden die Mamas mit ihren Küken nicht mehr gesehen und es bleibt nur die Hoffnung, dass sie allesamt zum nahegelegenen Rotbach umgesiedelt sind.

Ein Anruf beim Grünflächenamt der Stadt DIN brachte noch die erleichternde Erkenntnis, dass die Arbeiter vor Ort seit Jahren mit den Pflegeaufgaben betraut sind und nichts ungewöhnliches festgestellt hatten.
Vielen Dank hier auch an den zuständigen Mitarbeiter der Stadt, der unsere Nachfrage ernst nahm und bei der zuständigen Stelle genaue Erkundigungen eingezogen hat!

Ein großer Dank gilt hier auch noch den Hausbewohnern, die sich entgegen dem einfachen "weg schauen" viele Gedanken gemacht haben, wie sie der Ente mit ihren Küken helfen können.
Sie haben viel Zeit investiert und waren tatkräftig dabei!

Genau das ist es, was den Tierschutz ausmacht - hinschauen und handeln.
Das erfordert oft sehr großen Mut, erst Recht, wenn jemand sehr empathisch reagiert - auch Eigeninitiative und Teamgeist sind bei einer solchen Aktion gefragt- aber vor allem, einfachster, gesunder Menschenverstand!

Wer kann sich nicht mit der Aussage identifizieren, sich für sein eigenes geliebtes Tier auch diese Empathie von andern Menschen zu wünschen, wenn die Familienmieze oder der Wuffi entlaufen oder noch schlimmer, in einen Unfall verwickelt sind?

Wir sind eine neue Gruppe des Tierrettungsdienstes Bocholt und Umgebung e.V., für das Kreisgebiet Wesel, das wir derzeit noch nicht wirklich abdecken können, da wir alle berufstätig sind, Familie haben und auch keine 24 Stunden Schichten übernehmen können und wollen.

Hier macht es aber die Menge - je mehr Personen sich in unserer Kreisgruppe engagieren, desto besser ist unserer Dienst für die Vierbeiner oder die geflügelten Freunde.

Gerne weise ich an dieser Stelle auf unsere Dienstabende im städtischen Jugendzentrum JuZe, Diersfordter Str. 34 A, 46499 Hamminkeln hin, bei denen sich alle TierfreundInnen gerne anschließen können.

Hier lernen die TierrettungsdienstlerInnen, wie sie sich im Notfall verhalten, welche Maßnahmen sie ergreifen können, wie einfach es eigentlich ist, sich für Tiere zu engagieren!

Sie denken, Sie haben keine Zeit?
Nun, das dachte ich auch - aber selbst ein kleiner Zeitanteil in der Woche für einen Notfalldienst, oder die Ausübung eines Sanitätsdienstes für Tiere bei einer Veranstaltung, leistet einen guten Dienst!

Und ganz ehrlich? Es macht sehr viel Spaß, ist total interessant - z.B. die Erste Hilfe Einheiten für Tiere - und wer will, lernt nette und gleichgesinnte Menschen kennen!

Natürlich sind wir wie jeder gemeinnützige Verein auch auf finanzielle Spenden (gerne auch Sachspenden) angewiesen.
Wer uns anruft, muss ja in der Regel keine Kosten übernehmen (außer, es ist für das eigenen Tier) - aber finanzielle Spenden oder besser noch, eine Mitgliedschaft in unserem Verein, hilft uns weiter, für das Wohl der Tiere tätig zu werden.

Weiter Infos gibt es unter www.tierrettung-bocholt.de oder per Mail an info@tierrettung - bocholt.de - oder auch gerne unter Stefanie.Werner@Hamminkeln.de.

Autor:

Stefanie Werner aus Hamminkeln

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