Hamminkeln und sein Einzelhandelskonzept: Ein Interview mit Wilhelm Kloppert

Wilhelm Kloppert, 2. Vorsitzender der Hamminkelner-Werbegemeinschaft e.V.
  • Wilhelm Kloppert, 2. Vorsitzender der Hamminkelner-Werbegemeinschaft e.V.
  • hochgeladen von Peter Siebertz

Der Weseler:
Herr Kloppert, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Gespräch nehmen! Sie haben ja viele Funktionen: Unternehmer, Ortsverbandsvorsitzender der CDU und stellvertretender Vorsitzender der Hamminkelner-Werbegemeinschaft e.V. Mit welchem Funktionsträger spreche ich heute?

Wilhelm Kloppert:
Heute sprechen Sie mit dem Vertreter der Hamminkelner-Werbegemeinschaft e.V. (HWG).

Der Weseler:
Sagen Sie uns doch ein paar Worte zum Einzelhandelskonzept

Wilhelm Kloppert:
Im Prinzip ist so ein Einzelhandelskonzept ja nichts anderes wie eine Bestandserfassung, um dann zu sehen wo sind Stärken und Schwächen. Ziel eines solchen Einzelhandelskonzeptes ist es ja Steuerungselemente in der Hand zu haben, um z.B. einen Wildwuchs im Außenbereich zu verhindern. Dann kann man einige innerstädtische Bereiche abgrenzen, die man dann als Zentrum deklariert. Die Stadt und auch die HWG sind dann bemüht den Einzelhandel möglichst dort zu konzentrieren, damit die Kunden aus Hamminkeln und von auswärts zentral einkaufen können. Dort sollen alle benötigten Artikel zu finden sein.

Der Weseler:
Thema: Bebauung des Sportplatz Geländes an der Brüner Straße

Wilhelm Kloppert:
Eine Kommune hat einfach Bedarfe unterschiedlicher Art und es gibt ja auch unterschiedliche Blickwinkel. Wir als Flächengemeinde haben die gleichen Aufgaben wie eine mittelgroße Stadt mit einem Zentrum, das sich baulich konzentriert darstellt. Von der Einwohnerzahl her können wir nicht stagnieren, sondern wir müssen wachsen. Klar, hätte man es sich natürlich leicht machen können und das Grundstück an der Brüner Straße eine Lidl Bebauung zuführen können. Wir haben uns mehrheitlich dafür entschlossen dort die Flächen einer Wohnbebauung zuzuführen, weil wir sonst keine anderen Flächen mehr zur Verfügung haben. Und wir haben festgestellt, dass wir in Hamminkeln, wenn wir den ganzen Wohnbedarf befriedigen müssen, heute eigentlich schon zu wenig Wohnbauflächen haben. Die Verwaltung rechnet mit 1.200 Wohneinheiten die wir zusätzlich in der kommenden Zeit schaffen müssen. Das heißt wir müssen verdichtet bauen, wir müssen höher bauen, wir müssen Mehrfamilienhäuser bauen. Also die Zeiten, wo nur Einfamilienhäuser in Hamminkeln gebaut werden oder wurden, die sind eigentlich vorbei.

Der Weseler:
Sagen Sie doch noch was zum Grundstück an der Raiffeisenstraße

Wilhelm Kloppert:
Wir haben in Hamminkeln ja einen Bedarf an Wohnungen, auch mittel- und langfristig. Auf Grund der nur begrenzt verfügbaren Flächen kann im Prinzip nur nach oben gebaut werden. Im unteren Bereich des an der Raiffeisenstraße geplanten Objektes sollten Geschäftsflächen gebaut werden. Im oberen Bereich sollten Wohnungen enstehen. Die Planungen waren schon weit gediehen. Dann hatten aber Teile der Politik schlicht und einfach hatten nicht Courage das Projekt auch durch zu ziehen. Fakt war, es gab eine politische Diskussion. In der öffentlichen Wahrnehmung haben wenige Stimmen eigentlich so dagestanden, als wäre es die Masse. Das stimmt nicht, also die schweigende Mehrheit ist gar nicht zu Wort gekommen und am Ende ist das Projekt gekippt. Nicht hilfreich war natürlich, dass der Bürgermeister sich auch dagegen gesträubt hat, der auch gesagt hat, das Objekt sei zu nah an der Straße.

Der Weseler:
Welche Geschäfte waren dort geplant?

Wilhelm Kloppert:
Ein Herzenswunsch aller Hamminkelner ist ein Drogeriemarkt, der fehlt in Hamminkeln im Moment. Auf der anderen Seite sollte ein Textilhändler einziehen. Eine Großfläche für einen Textilgeschäft, um hier unser Angebot noch breiter zu gestalten. Es ist im Moment so, dass das Verfahren auf Eis gelegt ist.

Der Weseler:
Wie stehen die Einzelhändler in Hamminkeln zum Internethandel?

Wilhelm Kloppert:
Also, das ist ein Thema. Wir haben gute Beispiele in Hamminkeln. Wir haben hier einen Schuhhändler, der den Internethandel nutzt und das klassischen Einzelhandelsgeschäft vor Ort. Das funktioniert sehr gut.Das ist unser leuchtendes Beispiel, aber andere folgen dem inzwischen natürlich auch.

Der Weseler:
Gibt es einen Wirtschaftsförderer in Hamminkeln?

Wilhelm Kloppert:
Den haben wir auch, aber z.B. Wesel ist anders strukturiert. Wesel und auch Bocholt haben Marketing Gesellschaften. Die kümmern sich um Volksfeste, um Cityfeste. Hier müssen wir noch alles selbst organisieren. Wir haben Herrn Borgers und mich und den Rest des Vorstandes der HWG. Wir machen hier die Arbeit, ehrenamtlich. Aber von der Stadt kommt da zu wenig, schon seit Jahren oder eigentlich schon seit Jahrzehnten.

Der Weseler:
Woran liegt das?

Wilhelm Kloppert:
Die Politik sieht keine Notwendigkeit da tätig zu werden. Wir stoßen als Vereine an unsere Grenzen. Das hören sie auch in Dingden. Wir organisieren hier „Bennen on Butten“, den Weihnachtsmarkt. Wir haben auch sonst noch Aktivitäten. Das muss ja alles begleitet werden. Ich kann nur wiederholen, in anderen Städten wird das letztendlich von der Kommune koordiniert und auch entsprechend begleitet. Die haben teilweise vollamtliche Mitarbeiter.

Der Weseler:
Was ist dort anders als in Hamminkeln?

Wilhelm Kloppert:
Da ist die Wertschätzung wahrscheinlich eine andere. Wir haben sicherlich Potential um Käuferschichten nach Hamminkeln zu holen, davon bin ich fest überzeugt. Andere Kommunen um uns herum sind viel aktiver. Und die Kommune muss ja auch sehen, dass sie neben ihren Schlüsselzuweisungen ihre eigenen Steuern letztendlich auch nach vorne bringt. Und das geht auch nur, indem man da aktiv den Handel und die Unternehmen unterstützt. Das heißt, wir brauchen hier eine aktive Einzelhandelsunterstützung bis hin zur Tourismusförderung.

Der Weseler:
Tourismus?

Wilhelm Kloppert:
Ja, weil wir eine super Gegend und ein außergewöhnliches Fahrradnetz haben. Ausreichend Hotels und Bewirtung haben wir auch. Im Ortsteil Hamminkeln gibt’s Ferienwohnungen und einfachere Übernachtungsmöglichkeiten. Auch haben wir auch ausgezeichnete Gasthäuser, die auch gerne Fahrradfahrer bewirten. Aber das muss man bündeln und dann auch gezielt ein Thema besetzen. Als Stadt muss man sagen, so wir haben jetzt das Thema Fahrradtourismus, dem nehmen wir uns an. In Hamminkeln wird meines Erachtens nicht so koordiniert gehandelt wie es sein sollte.

Der Weseler:
Wäre es Aufgabe der Politik das zu machen?

Wilhelm Kloppert:
Aufgabe der Verwaltung. Die Politik muss der Verwaltung sagen, so jetzt müssen wir mal Potentiale heben. Ich glaube, dass Hamminkeln riesige Potentiale hat und da kann man mehr tun. Ich hoffe, dass der Bürgermeister das jetzt richtig anstößt. Ich bin der festen Überzeugung, dass das ein Schwerpunktthema sein wird, denn die Steuern und Abgaben sind für ihn auch ein Schlüsselthema und wenn man hier nicht aktiv wird, dann werden Einnahmen auch nicht mehr, sondern eher weniger.

Herr Kloppert, viele Dank für das Gespräch!

Weitere Statements finden Sie hier!

Autor:

Peter Siebertz aus Wesel

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