Da wurde der Staatsanwalt laut

Einige der 14- und 15-jährigen Schülerinnen und Schüler der Stufen 9 der Rechtskunde AG aus den Gymnasien Waldstraße und Holthausen vor dem Richtertisch im Großen Sitzungssaal des Amtsgerichtes.
  • Einige der 14- und 15-jährigen Schülerinnen und Schüler der Stufen 9 der Rechtskunde AG aus den Gymnasien Waldstraße und Holthausen vor dem Richtertisch im Großen Sitzungssaal des Amtsgerichtes.
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Es war ein Montag mit Startschwierigkeiten und interessierten jungen Leuten im Amtsgericht. 20 Schülerinnen und Schüler der Rechtskunde AG der Hattinger Gymnasien hatten pünktlich im Großen Sitzungssaal des Amtsgerichtes Platz genommen. Um neun Uhr sollte die erste von sechs Hauptverhandlung beginnen. Doch es kam anders als geplant.

Während die geladene Gerichtsgutachterin für den ersten Termin noch im Stau stand, fehlte auch der Vertreter der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft Essen soll den heutigen Montag-Termin beim Amtsgericht in Hattingen schlichtweg vergessen haben.

Richter Kimmeskamp bewahrte die Ruhe, forderte bei der Staatsanwaltschaft in Essen eine Vertretung an und führte die Gymnasiasten derweil mit vielen Erläuterungen durch das Amtsgericht, auch zu den Arrestzellen im Untergeschoss.

Die Pechsträne ging dann weiter. Die Gerichtsgutachterin war inzwischen eingetroffen, aber die erste Angeklagte, eine 79-Jährige Seniorin, erschien ebenfalls nicht.

Beim zweiten Termin waren Angeklagter, Zeugen und Verteidiger anwesend, aber der Staatsanwalt noch nicht. Der Anklagevorwurf an einen Hattinger, durch öffentliche Zettelaushänge Verleumdungen eines Rechtsanwaltes begangen zu haben, wird somit erst Anfang 2020 verhandelt.

Die erste richtige Hauptverhandlung begann dann um 11:45 Uhr. Den beiden 29-Jahre und 52-Jahre alten Angeklagten aus Hattingen wurde vorgeworfen, sich im Mai als Autofahrer über eine Vorfahrtregelung auf der Straße Am Schewenkamp in Welper nicht einig geworden zu sein. Man soll sich nach verbalen Attacken dann gegenseitig bespuckt haben. Auf der Straße Am Büchsenschütz eskalierte dann der Streit vollends. Der 29-Jährige drosch mit einem Gummiknüppel auf das Auto des 52-Jährigen ein und dieser soll dann mit seinem PKW gegen das Auto seines Kontrahenten gefahren sein.

Da wurde der Staatsanwalt laut - vorher ging das Licht aus
Während die anwesenden Schülerinnen und Schüler die Hauptverhandlung schweigend verfolgten, staunten sie gleichzeitig über die unterschiedlichen Darstellungen der Angeklagten. Um Punkt zwölf Uhr wurde es dann auch noch für drei Minuten im Amtsgericht dunkel, als vorübergehend das Licht ausging.

Als der Rechtsanwalt des 29-Jährigen vorschlug, die seinem Mandanten seit 6 Monaten entzogene Fahrerlaubnis zeitnah zurückzugeben, erhob der Staatsanwalt „unüberhörbar“ seine Stimme.

„Was sind denn das hier für Methoden, Streitigkeiten im Verkehr mit gegenseitiger Spuckerei, mit Einsatz eines Gummiknüppels und mit Rammen eines Autos zu lösen“, sagte Staatsanwalt Friedrich und betonte den besonderen Schutz der Allgemeinheit.

Beide Angeklagten können damit rechnen, dass sie noch weiter auf die Rückgabe ihrer Fahrerlaubnis warten müssen. Da eine geladene Zeugin unentschuldigt nicht erschienen war, kassierte diese 150 Euro Ordnungsgeld und muss für die Kosten des Fortsetzungstermines am 25.11.2019 aufkommen.

Die beiden Angeklagten der nächsten Termine erschienen auch nicht und kassierten einen Strafbefehl, d.h. eine Geldstrafe.

Bei der letzten Hauptverhandlung an diesem Montag waren alle Beteiligten anwesend. Der Angeklagte gestand, unerlaubt Betäubungsmittel, das waren wenige Gramm Marihuana, Kokain und Amphetamine besessen zu haben und kassierte dafür eine Geldstrafe von 1.500 Euro.

Mit vielen Notizen auf ihren Arbeitsblöcken und Eindrücken aus dem heutigen Strafgericht verließen die Schülerinnen und Schüler der Rechtskunde AG der Gymnasien kurz nach Mittag das Amtsgericht.

Autor:

Hans-Georg Höffken aus Hattingen

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