Bücherkompass - Rezension: Elizabeth George - Nur eine böse Tat

Nur eine boese Tat von Elizabeth George

Titel: Nur eine böse Tat
Art: Roman
Genre: Krimi
Reihe: Inspector-Lynley-Romane
Band: 18
Sprache: Deutsch
Verlag: Goldmann
Publikationsjahr: 2013
Autor: Elizabeth George
Titelbild/Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur/plainpicture/Axiom
Umfang: 863 Seiten
Bindung: Hardcover
Preis: 9,95 €

Auch wenn ich eher Fan von Fantasy- und Sciencefiction-Romanen bin, kommt natürlich auch bei mir hin und wieder ein Krimi auf den Tisch. Normalerweise entweder der erste Band einer Reihe, die ich noch nicht kenne, oder ein Folgeband einer mir bekannten Reihe. Das macht Sinn, denn oftmals fehlen einem Leser doch einige Grundinformationen zu den Protagonisten und Antagonisten, so sie denn in den vorherigen Bänden bereits in Erscheinung getreten waren.

Bei Elizabeth Georges 18. Inspector-Lynley-Roman, der, wie bereits die vorherigen Bände, bei Goldmann erschien, habe ich eine Ausnahme gemacht und mir wurde schnell klar, dass es zwar möglich ist, spät in eine Reihe einzusteigen, man aber doch auf die Hilfe des Autoren angewiesen ist. Wenn der keine Informationen zu vorherigen Ereignisse liefert, ist man aufgeschmissen. Bei diesem Roman klappt das in großen Teilen sehr gut und dementsprechend werde ich vielleicht zukünftig öfter von meinen eigenen Vorgaben abweichen.

In „Nur eine böse Tat“, werden Inspector Thomas Lynley und Detective Sergeant Barbara Havers in einen für Barbara äußerst persönlichen Fall hineingezogen. Barbaras Nachbar, der schon bekannt Taymullah Azhar muss innerhalb kürzester Zeit zwei Schicksalsschläge hinnehmen. Zuerst verschwindet seine Frau mit der gemeinsamen Tochter und ein paar Monate später wird seine Tochter entführt. Dies führt zu Ermittlungen in London und in der Toskana, wo die Tochter entführt wurde. Während Lynley, der eigentlich gerade anderes im Kopf hat - er ist endlich wieder verliebt -, nach Italien fliegt und die Ermittlungen der italienischen Polizei unterstützt, ermittelt Barbara in London teilweise auf eigene Faust mit unlauteren Mitteln und bringt sich selbst unnötigerweise in die Bredouille, denn nicht alle spielen mit offenen Karten und manche Dinge hätte Barbara lieber nicht entdeckt und behält sie, trotz besseren Wissens für sich. Zum Glück für alle, kann Lynley in Italien fast alle Fehler ausmerzen und der Fall kann glimpflich für das entführte Mädchen gelöst werden, doch damit ist noch nicht alles vorbei, denn es Folgen ein Mord und noch viele offene Fragen.

Soweit zum Hintergrund, werfen wir nun einen Blick auf die Protagonisten und Antagonisten. Sehr rund kommt Lynley daher. Seine Hintergrundgeschichte wird gekonnt abgehandelt und man erfährt genug, um all seine Handlungen zu verstehen. Ein toller Charakter und zurecht die Figur, die der Reihe den Namen gibt. Etwas irritiert, höflich ausgedrückt, hat mich Barbara Havers. Ihre Handlungen sind teilweise nicht nachvollziehbar und auch das Ende ist für mich nicht wirklich passend, da hätte mehr folgen müssen. Taymullah Azhar ist ein interessanter Charakter, der in seiner Doppelrolle wirklich gut aufgeht und damit neben Lynley der beste Charakter ist. Bei über 800 Seiten gibt es noch viele viele weitere Figuren, erwähnen möchte ich aber nur noch Commissario Salvatore Lo Bianco, den italienischen Ermittler, der ähnlich wie Lynley, ein Meister seines Fache ist, was bei der, im Buch klischee-überladenen, italienischen Polizei nicht so einfach ist. Er ist neben den beiden erwähnten gelungenen Charakteren der, der mir den meisten Spaß bereitet hat und der auch eigene Romane verdient hätte, gäbe es nicht bereits eine sehr ähnliche Reihe.
Die Geschichte selbst ist spannend und interessant geschrieben, es gibt einige wirklich gelungene Wendungen und man wird lange im Unklaren gelassen, wer nun für welche Tat verantwortlich ist und wer dafür bestraft wird.
Etwas weiter oben schrieb ich, dass es für den italienischen Kommissar bereits eine eigene Reihe gibt, und genau da liegt eines meiner Probleme. Ich kenne die Romane um Commissario Brunetti gut und vieles erinnerte an ihn, wenn es um Lo Bianco ging. Auch andere Szenen sind nicht wirklich innovativ und mir aus einigen Fernsehserien, bei denen es um Polizeieinsätze in London geht, bekannt. Vielleicht haben wir beide an ähnlichem Gefallen und von irgendwo, muss man sich als Autor ja inspirieren lassen.
Leider führt die Kombination aus Barbara Havers irrationalem Verhalten und den sehr bekannten Inspirationen bei mir dazu, dass ich wohl eher keinen Roman von Elizabeth George mehr lesen werde, da gibt es einfach zu viele andere Autoren, denen ich eine erste Chance geben würde.

Fazit: Der 18. Band der Inspector-Lynley-Reihe ist der denkbar schlechteste Band zum Einsteigen in die Reihe. Lynley und sein, vermutlich einmaliger, Partner Salvatore sind zwar rund und auch die Geschichte hat spannende und interessante Inhalte und Wendungen. Leider sind viele Sachen aus anderen Romanen und aus Film und Fernsehen bekannt und auch die irrationale Assistentin von Lynley, Barbara Havers, als zweiter Hauptcharakter, kann so gar nicht überzeugen und mich an die Romane binden. Vielleicht gebe ich der Reihe irgendwann mal eine zweite Chance, aktuell sehe ich das aber noch nicht.

Autor:

Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen

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