St. Georgs-Kirche wird saniert

Baukirchmeister Willi Arnscheidt und die Pfarrer Udo Polenske und Frank Bottenberg Alle Fotos: Kosjak
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von Dino Kosjak

Die St. Georgs-Kirche mitten in der Hattinger Altstadt wird saniert. Am Schlüsselbund hängt ein wuchtiges Vierkanteisen. Damit schlägt Pfarrer Udo Polenske kurzerhand ein Loch in die oberste Schicht der Innenwand. „Da!“, ruft er aus und deutet auf die Farbkrümel, die sich am Boden sammeln, „es rieselt wie in einer Eieruhr“. Die alte Kunststofffarbe auf den Innenwänden der St.-Georgs-Kirche wird bald ersetzt durch atmungsaktive Kalkfarbe. „Dann haben wir auch endlich einen historisch angemessenen Anstrich.“

Durch die alten Farbschichten ziehen sich Risse bis unter die Decke. „Wie tief die Schäden gehen, müssen die kommenden Arbeiten zeigen“, sagt Udo Polenske. Denkbar sei, dass die veränderte Statik des Kirchturms zu den Rissen in den Wänden beigetragen habe: In einer aufwändigen Sanierung vor 24 Jahren ist zusätzlicher Beton in Hohlräume der Turmhülle gefüllt worden. So konnten vier Risse verschlossen werden, durch die der Turm gefährlich instabil geworden war. Der Kredit für die Turmsanierung konnte in diesem Jahr endlich abbezahlt werden. Er belief sich auf eine Million D-Mark.
Auch anderswo mehren sich Risse. Sie ziehen sich über die Säulen und durch das Holz der Kanzel. Die Behebung dieser Schäden sei auch eine kunsttechnische Herausforderung, betont Udo Polenske. Er, sein Kollege Pfarrer Frank Bottenberg und Baukirchmeister Willi Arnscheidt blicken hinauf zur Kanzel und machen einen Riss nach dem anderen ausfindig. „Das ist viel schlimmer geworden in den letzten neun Jahren“, sagt Udo Polenske und legt die Stirn in Falten. Vor neun Jahren hat es eine weitere Sanierung gegeben: Die Bleiverbindungen in den historischen Fenstern wurden erneuert, farbige Fensterelemente ersetzt und von außen wurde ein Glasschutz aufgetragen. Damals sollte sogleich die Sanierung des Kircheninneren folgen - doch es fehlte das nötige Geld. Allein die Fenstersanierung kostete über 80.000 Euro.
Für den Erhalt der Kirche ist eine gleichmäßige Raumtemperatur unabdingbar. Eine neue Heizung sei darum bitter nötig, sagt Udo Polenske: „Unsere alte Ölheizung ist geradezu vorsintflutlich. Wir haben sie sogar nachträglich an eine Zeitschaltuhr angeschlossen. Und manchmal fällt sie komplett aus.“ Die kommende ‚intelligente‘ Gasheizung werde nicht nur für ein gleichmäßiges Raumklima sorgen sondern auch bis zu 30 Prozent weniger Energie verbrauchen. Besonders in der kalten Jahreszeit sei ein gleichmäßiges Raumklima unabdingbar, so Baukirchmeister Willi Arnscheidt: „Kälte, Feuchtigkeit, Schmutz und Salz setzen Gebäude und Einrichtung sonst zu sehr zu.“ Diese Belastungen seien enorm auch wegen der sehr erfreulichen Besucherzahlen, ergänzt Udo Polenske. 55.000 Besucher zähle die St.-Georgs-Kirche im Jahr. Damit stehe sie in der Evangelischen Landeskirche ganz oben. „Und die meisten von diesen Besuchern dürfen wir im Winter begrüßen.“
Eine weitere Maßnahme kommt ganz besonders dem Kirchenpublikum zugute: die Erneuerung der Mikrofonanlage.
Im Kirchenboden verlegte Kabel reagieren auf elektrische Hörhilfen, sodass auch Schwerhörige den Worten der Pfarrer folgen können. Jedenfalls sollte es so sein. Doch die in die Jahre gekommene Anlage genügt nicht den heutigen Anforderungen. Darum mehren sich die Klagen von Schwerhörigen, sie könnten der Predigt trotz Hörhilfe nicht folgen. Ersetzt werden auch die alten Lautsprecher. Deren geringer Frequenzbereich kappt Tiefen und Höhen, sodass menschliche Rede bislang unvollständig und unnatürlich wiedergegeben wurde. Die drei Sanierungsmaßnahmen „Innenraum, Heizung und Akustik“ fasst Pfarrer Frank Bottenberg lachend zusammen: „Unsere Kirche wird schöner, wärmer und lauter.“
Für die gesamte Sanierung sind 240.000 Euro veranschlagt. Zehn Prozent davon übernimmt der Kirchenkreis, den Rest muss die Gemeinde alleine aufbringen. Bislang sind 35.000 Euro an Spenden eingegangen. Und weitere Spenden seien dringend erbeten. „Die Hattinger zeigen sich für unser Vorhaben sehr aufgeschlossen“, freut sich Udo Polenske und seine beiden Kollegen nicken zustimmend. „Das wundert uns nicht. Denn unsere Kirche ist ein Wahrzeichen der Stadt, das die Hattinger als ihr gemeinsames Projekt wahrnehmen.“
Dieser Gedanke steht auch hinter der Gründung eines neuen Freundeskreises. Dessen Ziel ist, die St.-Georgs-Kirche unabhängig von der Kirchensteuer zu unterhalten. Der Freundeskreis trifft sich zum ersten Mal am Mittwoch, 24. April, 18 Uhr im Gemeindehaus Augustastraße.
Das Spendenkonto für die St.-Georgs-Kirche ist eingerichtet bei der Sparkasse Hattingen, BLZ 530 410 40, Kontonummer 210 062.
Die Gottesdienste finden bis zur Wiedereröffnung der Kirche statt im Altenheim Haus der Diakonie.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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