Fahrradfrühling: Wenn die Räder wieder rollen

Zusammen mit zahlreichen Sponsoren und Unterstützern – beispielsweise die Sparkasse, die Volksbank, die Stadtwerke, u nur einige zu nennen - freuen sich alle auf den Fahrradfrühling. Foto: Pielorz
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Zum vierten Mal sollen die Räder rollen – beim Hattinger Fahrradfrühling. Ein umfangreiches Programm vom Frühlingsbeginn bis zum 10. Juni macht Appetit auf alles, was mit dem Zweirad zu tun hat. Noch vor dem offiziellen Start am Freitag, 23. März, 19.30 Uhr, im Alten Rathaus, gibt es für alle, die mobil mit dem Rad unterwegs sind, am Dienstag, 20. März, zwischen 7 und 9 Uhr an der S-Bahn Hattingen-Mitte Kaffee und Brötchen als besonderes Dankeschön dafür.

Bürgermeister Dirk Glaser hat schon zugesagt, zur Eröffnung des Fahrradfrühlings zu kommen – ob mit dem Fahrrad ist allerdings nicht sicher. Wenn er direkt aus dem Rathaus kommt, kann er ja auch zum Alten Rathaus per pedes kommen. Staunen wird er sicherlich über die Fülle unterschiedlicher Angebote zum Fahrradfrühling, der diesmal so umfangreich wie noch nie ist. Kurzfilme zum Thema werden gezeigt, das Anradeln am 8. April mit unbekanntem Ziel ist natürlich Tradition. Es gibt einen Elektrorad-Erlebnistag, beim Frühlingsfest sind die Radler mit dabei, das Repair-Café macht das Flicken der Räder wieder „in“ und jede Menge Ausflugstipps und Fahrten gibt es natürlich auch. Die „Bike Brothers“ bieten auf dem Vorplatz am Reschop-Carré am 21. April eine Bike Show und Reiseblogger Jürgen Lachmuth war mit dem Fahrrad bereits an Orten, wo andere in der Regel noch nicht einmal mit dem Auto hinkommen – Marokko, Myanmar und Schottland zum Beispiel. Erinnern Sie sich an die fünfziger Jahre und Heinz Helfgen, der damals mit dem Fahrrad um die Welt reiste und dafür auch kaum Bargeld brauchte? Seine Tour und sein Ruf eilten ihm voraus und in der Regel fand er Quartier und Beköstigung.
Natürlich dürfen auch Themen wie Sicherheit oder fahrradfreundliche Städte nicht zu kurz kommen. Der Fahrradklima-Test des ADFC bewertet, wie fahrradfreundlich die deutschen Städte sind. Ergebnis: In drei von vier Kategorien liegt eine NRW-Stadt ganz vorn. Auch bei den stärksten Aufholern ist das bevölkerungsreichste Bundesland gut vertreten. Wenig überraschend dürfte sein, das Münster weiterhin die fahrradfreundlichste deutsche Großstadt ist. Aber die Stadt verliert seit Jahren in der Gunst der Zweiradnutzer. Schuld daran sind laut Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) die inzwischen überforderte Infrastruktur und steigende Unfallzahlen.

Viele Veranstaltungen rund um das Fahrrad

Der ADFC führt jährlich den Fahrradklima-Test durch, eine Onlinebefragung, an der beim letzten Mal 120.000 Menschen teilgenommen haben. Insgesamt 539 Städte schafften es am Ende in das Ranking. Nordrhein-Westfalen kann mit vielen Top-Platzierungen glänzen, so landet Reken mit der Bestnote 1,88 auf dem ersten Platz. Doch auch die rote Laterne steht in NRW: Hagen ist mit der Durchschnittsbewertung 4,72 Schlusslicht in Deutschland.
Das „Fahrradklima" insgesamt - also die wahrgenommene Fahrradfreundlichkeit deutscher Städte und Gemeinden - habe sich, sagt der ADFC, seit der letzten Umfrage 2014 leicht verschlechtert und liegt nun bei 3,81 (2014: 3,74). Das soll sich natürlich verbessern, denn schließlich ist das Fahrrad nicht nur ein umweltfreundliches Verkehrsmittel, sondern auch das beste überhaupt – Stau stehen hat ein Ende, man radelt einfach am Stillstand vorbei. Und dank der Anhänger kann man natürlich den Drahtesel auch zum Lastenesel umfunktionieren. Für Robert Dedden – der STADTSPIEGEL startete mit ihm die Serie „Mein Fahrrad und ich“ – überhaupt kein Problem. Auch das Wetter sei, so der Hattinger, kein Hindernis. Gut geschützt könne man eigentlich immer unterwegs sein – auch im Winter und auch bei Schnee.
Am wichtigsten sind den Umfrageteilnehmern das Sicherheitsgefühl beim Radfahren, die Breite und Qualität der Radwege sowie die zügige Erreichbarkeit von Zielen. Gerade bei diesen wichtigen Aspekten ist der Gesamttrend negativ. „Deutsche Städte brauchen deutlich mehr Platz und Geld für den Radverkehr", fordert ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork. Nötig seien Pro-Kopf-Investitionen von 30 Euro pro Jahr. „In Deutschland liegen wir fast überall deutlich unter fünf Euro und malen schmale Streifen auf die Straße."
Hattingen liegt mit 4,2 in der Gesamtbewertung übrigens auf Rangplatz 81 von 98 in der vergleichbaren Stadtgröße. Im Vergleich zu 2014 eine leichte Verschlechterung. Negativ bewertet wurden vor allem das geringe Angebot öffentlicher Leihfahrräder, die schlechte Führung an Baustellen und ein mangelnder Winterdienst. Positiv waren die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die insgesamt gute Wegweisung.
Da ist also noch Luft nach oben – der Fahrradfrühling mit seinen vielen Aktionen kann die Aufmerksamkeit für ein fahrradfreundliches Klima in Hattingen jedenfalls deutlich erhöhen.
Noch ein Zitat: „Radfahren ist ein großer Teil der Zukunft. Es muss so sein. Es läuft etwas falsch in einer Gesellschaft, die mit dem Auto zum Training ins Fitnessstudio fährt.“ (Bill Nye, US-amerikanischer Wissenschaftler und Fernsehmoderator)

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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