Das letzte Sommergespräch 2017... mit Baudezernent Jens Hendrix

Jens Hendrix an einem seiner Lieblingsplätze: die Brücke über der Ruhr. Foto: Pielorz
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Der Sommer ist seine Jahreszeit – nicht nur im Hinblick auf den Urlaub, der in diesem Jahr mit Frau und drei Kindern am Gardasee stattfand. „Sonne und Wärme sind genau meins. Ich genieße es, draußen zu sein und fahre manchmal sogar mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das sind immerhin 25 Kilometer“, erzählt Baudezernent Jens Hendrix im „Sommergespräch“. Der Fünfzigjährige ist gern am Wasser unterwegs und die Ruhr zählt deshalb zu seinen Lieblingsplätzen. „Vor allem der Winzer Bogen gefällt mir und die Brücke über die Ruhr.“

Beim Reisen lässt ihn sein Beruf aber nicht ganz los – oder, besser gesagt, der Blick für städtebauliche Planung. „Ich besichtige gerne Städte und mache das auch manchmal mit einem Freund im Hinblick auf ungewöhnliche Orte. So habe ich viele Städte in der Türkei, im Ägypten, im Irak und vor dem Krieg in Syrien besichtigt. Das enge Zusammenleben der Menschen in Städten finde ich spannend. Ich erinnere mich noch heute gerne an Aleppo in Syrien, wirklich eine wunderschöne Stadt vor dem Krieg und es ist extrem traurig zu sehen, welche Kulturgüter und Planungen jetzt zerstört sind.“

Sommer, Sonne und Städte

Jens Hendrix wurde die Liebe zu großen Städten eher nicht in die Wiege gelegt, denn er wurde in Brey südlich von Koblenz geboren. Nicht gerade eine Weltstadt mit rund 1600 Einwohnern. „Aber durch den Rhein habe ich vermutlich meine Vorliebe zu Flüssen bekommen“, vermutet er. Mit 18 Jahren jedenfalls war erst einmal Schluss mit idyllischem Landleben. Studium der Raumplanung in Dortmund, dann am Bauhaus Dessau. Städtebaureferent in Berlin im „Roten Rathaus“, Weimar, dann Bochum und vor vier Jahren kam er schließlich nach Hattingen. „Vor der Familienplanung habe ich viele Jahresverträge gehabt. War ein Vertrag zu Ende, habe ich oft sechs Wochen Urlaub gemacht und war dann in verschiedenen Städten unterwegs, gern auch im arabischen Raum. Große Städte haben etwas Faszinierendes. Sie sind Integrationsmaschinen mit einer riesigen Vielfalt an Ideen und Kulturen. Als ich zum ersten Mal nach Hattingen kam, das war wie ein Déjà-vu für mich im Hinblick auf meine Kindheit in Brey. Aber es gefällt mir hier und die großen Städte sind ja auch nah.“
Privat liebt der Baudezernent Kochen und Essen gleichermaßen. Am liebsten mediterrane Küche, aber er kann auch anders. Auch das Lesen gehört zu den Freizeitbeschäftigungen. Am liebsten Krimis, und natürlich auch Fachliteratur. „Aber es gibt sie schon, die Sommerpause. Die Politik gibt kaum Termine vor und die Monate Juli und August laufen ruhiger ab. Auch die Bürger bringen sich nicht so ein, weil der Urlaub schon an erster Stelle steht. Da bleibt Zeit für Muße und eben auch für Krimis.“
Im Herbst ändert sich das meistens wieder. Neben den Sitzungsterminen in der Politik und den Gesprächen mit den Bürgern sind es zurzeit vor allem die zahlreichen Baumaßnahmen, die den Dezernenten umtreiben – allerdings positiv gesehen. „Ich finde, es ist toll, als Baudezernent zu sehen, wie und wo etwas entsteht. Man kann gestalten, man sieht etwas wachsen und wenn man später durch die Städte geht, dann erinnert man sich an dieses oder jenes Projekt, welches man selbst begleitet hat. Das ist für mich in Bochum schon so und nun, nach vier Jahren in Hattingen, findet man hier auch erste Projekte. Der Stadtumbau West in Welper, die völlige Veränderung des Hattinger Gesichtes an der Bredenscheider Straße mit den geplanten Neubauten, die Veränderungen an der Schul- und Talstraße und – ein Lieblingsprojekt von mir – die anstehenden Veränderungen in der Bahnhofstraße – es tut sich einfach unglaublich viel. Das können wir nur stemmen, weil es bewilligte Förderanträge gibt und ja, es ist manchmal nervig mit den ganzen Baustellen. Aber diese enden auch irgendwann und dann haben wir Neues geschaffen, was die nächsten Jahrzehnte hoffentlich überdauern wird. Man denke nur an den ehemaligen Komplex von O&K an der Nierenhofer Straße, wo die neue Polizeiwache entstehen wird! Als Stadtplaner bin ich nicht so sehr an Revolution, sondern an Reform interessiert. Viele kleine Ideen bringen eine Stadtgesellschaft voran. Natürlich, ich würde den einen Investor mit der Superidee nicht bremsen, aber ich verstehe meinen Job auch nicht so, dass ich quasi auf ihn warten muss.“

Wir leben in einer schönen Stadt

Auf die Frage, welcher Weg Hattingen in die Zukunft führt, ist sich Hendrix sicher: „In einer Stadtgesellschaft müssen sich junge und ältere Menschen wohlfühlen. Wir müssen bezahlbaren Wohnraum haben, aber auch gehobene Qualität anbieten können. Wir haben nicht nur eine schöne Altstadt, sondern auch eine schöne Stadt, die wir intelligent weiterentwickeln müssen. Dazu gehört eine Balance zwischen dem, was man beispielsweise an alter Bausubstanz erhalten sollte und dem, was durchaus durch Neues ersetzt werden kann. Wenn wir zurückblicken, so hatten wir auch für die Altstadt nicht immer nur Befürworter, die sie erhalten wollten – heute können wir uns das gar nicht mehr vorstellen! Für die Innenstadt wünsche ich mir eine Entwicklung im Krämersdorf. Wir erneuern jetzt die Kleine Weilstraße, die hoffentlich nächstes Jahr im Sommer fertig sein wird. Und ich wünsche mir eine Belebung vom Krämersdorf mit Marktstrukturen. Der Hill’sche Garten wird entwickelt, das Ärztehaus in der Augustastraße – es tut sich doch überall etwas. Manchmal braucht man einen etwas längeren Atem, aber Stadtplanung ist nun mal ein auf Zeit angelegter Prozess.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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