Deutschpaten: Reagieren auf die Situation

Die ehrenamtlichen Helfer für den Deutschuntericht für Flüchtlinge in der Stadtbibliothek. Vorne links Bibliotheksleiter Bernd Jeucken, hinten rechts stehend Susanne Scholz, die als Mitarbeiterin der Bibliothek dieses Thema koordiniert. Unter den ehrenamtlichen Helfern sind viele ehemalige Lehrer. Foto: Pielorz
  • Die ehrenamtlichen Helfer für den Deutschuntericht für Flüchtlinge in der Stadtbibliothek. Vorne links Bibliotheksleiter Bernd Jeucken, hinten rechts stehend Susanne Scholz, die als Mitarbeiterin der Bibliothek dieses Thema koordiniert. Unter den ehrenamtlichen Helfern sind viele ehemalige Lehrer. Foto: Pielorz
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Vor wenigen Wochen startete in der Stadtbibliotjek das Projekt „Wortstark“, ein mit der VHS konzipierte Idee für ehrenamtlichen Deutschpaten, die Flüchtlingen die deutsche Sprache nahe bringen möchten.

Am Tisch sitzen viele ehemalige Lehrer von Grund- und weiterbildenden Schulen. Vor allem an den weiterbildenden Schulen waren sie feste Konzepte, eine kontinuierliche Teilnehmerzahl und Strukturen gewöhnt – alles Dinge, von denen sie sich in diesem Ehrenamt verabschieden konnten.
„Viermal in der Woche, außer mittwochs, bieten wir von 10 bis 12 Uhr diese Sprachmöglichkeit in der Stadtbibliothek an“, erklärt Bibliotheks-Mitarbeiterin Susanne Scholz. Welche und wieviele Flüchtlinge morgens kommen, ist allerdings völlig offen.
Alle Ehrenamtler berichten, sie hätten es immer wieder mit völlig unterschiedlichen Menschen mit völlig unterschiedlichen Kenntnissen zu tun. „Da kommen dann zwei- oder dreimal fast die gleichen Personen, dann auf einmal sind völlig andere da. Manchmal kommen zu zwei bekannten Gesichtern mit Vorkenntnissen auch plötzlich mehrere Menschen ohne Vorkenntnisse aus den unterschiedlichsten Ländern. Da sind neben Syrern vor allem Flüchtlinge aus Eritrea, aus Afghanistan, Albanien, dem Irak oder Iran oder Bangladesch. Man weiß eigentlich nie, was einen vor Ort erwartet.“
Und das macht es schwierig. Ein kontinuierlicher Kursaufbau ist nicht möglich. „Wir müssen einfach auf die jeweilige Situation reagieren. Wir brauchen Bilderkarten, einen Flipchart oder eine Tafel, um möglichst einfach und anschaulich die Dinge des Alltags zu erklären. Wörter, nicht Grammatik, ist das Hauptanliegen in der Wissensvermittlung“, fasst Kerstin Tillmanns, ehemalige Englischlehrerin am Gymnasium Holthausen, zusammen. Eine Tafel wird es bald geben, die hat der Ehemann von Susanne Scholz gebaut.
„Wir zeigen einzelne Dinge aus den Themen Kleidung, Geld, Uhr, Tageszeit und benennen diese. Ich habe beim letzten Mal beispielsweise die Geldbörse ausgepackt und einfach daran Zahlen und Geldwerte erklärt“, erzählt Christa Heinbruch, ehemalige Schulleiterin der Grundschule Börgersbruch in Sprockhövel.
Auch die Altersstruktur der Menschen ist nicht identisch. „Es sind auch schulpflichtige Kinder und Jugendliche darunter. Eigentlich müssten sie aufgrund der Schulpflicht in der Schule sein, aber sie haben noch keine Schuluntersuchung durch das Kreisgesundheitsamt absolviert, weil es hier an personellen Kräften fehlt. Deshalb dürfen sie die Schule noch nicht besuchen“, berichten die Ehrenamtlichen.
Man wisse in der Regel auch nicht, warum manche Flüchtlinge auf einmal nicht mehr kommen würden. Vielleicht seien sie schon abgeschoben worden oder sie wären in eine andere Stadt gebracht woren. Sie seinen einfach nicht mehr da und plötzlich stünden andere Menschen im Raum.
Wer eine akademische Vorbildung hat, kann ab Januar übrigens an kostenlosen Deutschkursen der Ruhr-Universtät Bochum teilnehmen – wenn er eine Möglichkeit hat, dorthin zu kommen. Infos gibt es unter http://international.rub.de/rubiss/aktuelles/adm00137.html.de.
Wer sich für rechtliche Grundlagen interessiert, kann an einem Vortrag von Frank Staacken teilnehmen, der am Mittwoch, 6. Januar, 17 Uhr, in Welper im Gemeindeamt über juristische Grundlagen in der Asylpolitik informiert.
Eines haben alle ehrenamtlichen Deutschpaten auch erlebt: Die Dankbarkeit der Flüchtlinge, dass man sich um sie bewmüht und ihnen helfen möchte. „Wenn man die Erlebnisse dieser Menschen hört, dann ist man richtig beseelt“, so Christa Heinbruch.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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