Donum vitae: Zehn Jahre Hilfe für Frauen in Not

Beratung bei Donum vitae:  v.l. Corinna Welschehold (Verwaltung), Gabriele Beleke (Beratung und Begleitung) und Marianne Franzen (Vorstandsvorsitz). Auf dem Foto fehlt  Monika Höft (Beratung und Begleitung).       Foto: Kamphorst
  • Beratung bei Donum vitae: v.l. Corinna Welschehold (Verwaltung), Gabriele Beleke (Beratung und Begleitung) und Marianne Franzen (Vorstandsvorsitz). Auf dem Foto fehlt Monika Höft (Beratung und Begleitung). Foto: Kamphorst
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(von Cay Kamphorst) Seit 10 Jahren hilft der Verein „Frauen beraten/donum vitae – Frauenwürde Hattingen e.V.“ Frauen in Notsituationen, die aufgrund einer Schwangerschaft nicht weiter wissen. Wie soll es weitergehen? Wo bekomme ich Hilfe? Wer hört mir zu? Wer versteht meine Situation? Für ungewollt schwanger gewordene Frauen Fragen, die sie in ein tiefes Loch stürzen lassen.Die Nachricht „herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger“ ist nicht für jede Frau eine frohe Botschaft. Manche stürzt sie in ein tiefes Loch aus Zukunfts- und Existenzangst, Verzweiflung, Scham und auch die Sorge, die Probleme nicht alleine bewältigen zu können.
Eine ungewollte Schwangerschaft hat auch nicht immer mit mangelnder Verhütung zu tun. Nach Einnahme von Antibiotika oder einem Magenvirus denkt man nicht immer noch nach Tagen daran, dass das Verhütungsmittel versagen könnte.
Nicht nur Single-Frauen stehen dann mitunter alleine da, auch Frauen in festen Partnerschaften wird an dieser Stelle oft von ihrem Mann die Entscheidung überlassen, ob sie das Kind bekommt oder nicht.
„Gerade das bereitet den Frauen noch zusätzliche Probleme“, erklärt Diplom-Pädagogin Gabriele Beleke, die den Frauen, zusammen mit ihrer Kollegin Monika Höft, Diplom-Sozialpädagogin, helfend und beratend zur Seite steht. „Denn bevor sie sich überhaupt damit auseinander setzen können, ob sie selbst das Kind möchten, verwenden sie viel Energie dafür, sich Gedanken darüber zu machen, was denn wohl der Partner möchte. Etwa 50 Prozent der hilfesuchenden Frauen leben in einer festen Partnerschaft. Es würde ihnen viel mehr helfen, wenn der Partner sich klar äußert, wie er über ein Kind denkt. Ja oder nein spielt in dem Moment keine Rolle, aber die Frau kann sich dann damit auseinander setzen und für sich schauen, was sie selbst möchte.“
Zu „donum vitae“ in den hellen und freundlichen Räumen des roten Hauses an der Viktoriastraße 7 können alle Frauen in einer Notlage kommen – ganz gleich in welcher Lebenssituation. Gabriele Beleke: „Wir stehen ihnen völlig unvoreingenommen gegenüber und bieten Hilfe zur Selbsthilfe an. In den Gesprächen erhalten unsere Klientinnen Verständnis für ihre Situation, können Fragen stellen, ihre persönliche Problematik besprechen und finden hier einen Ort, an dem sie mal zur Ruhe kommen, sich mit ihrer schwierigen Situation auseinander setzen und sich auf sich selbst und ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse besinnen können.“
Vorstandsvorsitzende Marianne Franzen ergänzt: „Es ist für uns sehr wichtig, dass unsere Klientinnen wissen, dass sie hier Menschen finden, die sie ohne Vorbehalte, unabhängig von Konfession, Nationalität und Gesellschaftsschicht auffangen und ihnen kostenlos, auf Wunsch auch anonym, bei der Lösungsfindung helfen. Wir sind die erste Anlaufstelle für ungewollt schwangere Frauen, die bei Bedarf auch Adressen so wie Ansprechpartner weitergeben kann, wenn es um Familien- oder Erziehungsprobleme mit bereits vorhandenen Kindern geht, bei Fragen über die berufliche Situation, finanzielle und rechtliche Hilfen oder auch psychischen und physischen Gründen.“
Der Verein ist kirchenunabhängig, auch wenn er sich ursprünglich aus katholischen Männern und Frauen gegründet hat. Als sich die Beratungsstellen der katholischen Kirchen Ende 1999 für den Ausstieg aus dem gesetzlich geregelten Schwangerschaftskonfliktberatungssystem entschieden, haben sich engagierte Frauen und Männer der Initiativgruppe „Wir sind Kirche“ zusammen getan und den Hattinger Verein „Frauen beraten/donum vitae – Frauenwürde Hattingen e.V.“ gegründet. Sie sind der Meinung, dass es in Hattingen einen Ort geben soll, an dem hilfesuchende Frauen sich ohne Druck für oder gegen ihre Schwangerschaft entscheiden können. Dabei können sie sicher sein, dass ihre Entscheidung wertfrei akzeptiert wird und sie in beiden Situationen Hilfe erhalten werden.
Nicht vorwiegend Jugendliche oder Frauen aus unteren Gesellschaftsschichten werden ungewollt schwanger: Lediglich fünf bis sechs Prozent sind minderjährig, wobei auch hier wieder unterschieden wird zwischen den unter 14jährigen und den bis 17jährigen. Die erste Gruppe ist nur sehr selten vertreten und die zweite Gruppe zu einem geringen Prozentsatz.
„Den größten Anteil machen die 20- bis 35jährigen aus. In den älteren Jahrgängen ab 35 sind es noch 20 bis 25 Prozent. Ebenso besteht auch kein direkter Zusammenhang zwischen einer ungewollten Schwangerschaft und Bildung oder Einkommen. Klientinnen kommen aus allen sozialen Gesellschaftsschichten“, gibt Gabriele Beleke an.
Gründe für eine Konfliktberatung sind familiäre oder finanzielle Gründe oder der Vater steht nicht zu dem Kind oder eine Kombination aus allen.
Seit 2001 führten laut eigener Statistik in Hattingen 1.622 Klientinnen Beratungsgespräche, von denen 66 Prozent die Konflikt- und 34 Prozent die Schwangerenberatung aufsuchten, bei der auch eine Beratungsbescheinigung für einen möglichen Abbruch ausgestellt wird. Der Bedarf stieg dabei stetig.
Statt „guter Ratschläge“ aus dem Freundes- oder Familienkreis ist werdenden Müttern mehr mit konkreter Hilfe gedient in Form von Unterstützung bei der Betreuung, aber auch in Form von Halt bei einem Abbruch.
„Auch in diesen Fällen stehen wir unseren Klientinnen zur Seite“ sagt Gabriele Beleke. „Ich habe noch Zusatzqualifikationen in ,systemischer Familienberatung‘ sowie in der Trauerbegleitung, die gerade für Klientinnen von Bedeutung ist, die eine Fehlgeburt, eine Totgeburt oder einen Abbruch durchleben mussten.“
Denn nicht selten benötigen Frauen nach ihrer Entscheidung gegen das Kind Menschen, die ihren Entschluss ohne Vorwürfe und ohne Vorbehalte annehmen und bei der Trauerbewältigung unterstützen. Auch hier ist „donum vitae“ eine Anlaufstelle. Sämtliche Gespräche unterliegen der Schweigepflicht, auch Familienangehörigen gegenüber.
Der Verein macht sich auch für die Prävention stark. So gehen die Beraterinnen in die Schulen und klären Jugendliche ab der siebten Klasse über die verschiedenen Verhütungsmethoden auf. Diverse Anschauungsobjekte werden dafür mitgenommen, so dass Gabriele Beleke und Monika Höft auch genau erklären können, wie die einzelnen Verhütungsmittel aussehen und wirken. Vor Ort werden Fragen beantwortet, Sorgen und Ängste genommen, die gerade bei der oft falsch aufgeklärten Jugend vorhanden sind.
Dank vieler Spender und Unterstützung aus Kreis- und Landeskassen lässt sich der Verein tragen, da die Hilfe in der Not kostenfrei ist. Als Wertschätzung aller Helfer und Gönner wird es am 14. April eine Jubiläumsfeier zum zehnjährigen Bestehen des Vereins geben.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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